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Elektro-Flitzer aus Mallorca

Im Look der Zwanziger

Elektro-Flitzer aus Mallorca

Loryc Electric Speedster: Das zweisitzige Retro-Mobil wird in Handarbeit auf Mallorca gebaut.

Loryc Electric Speedster: Das zweisitzige Retro-Mobil wird in Handarbeit auf Mallorca gebaut. Hersteller

Auf der am Sonntag zu Ende gegangenen Kölner Intermot gab es diesmal ein Motorrad in Pkw-Optik zu bestaunen: den Loryc Electric Speedster. Das an einen Oldtimer erinnernde Fahrzeug wird jedenfalls vom TÜV Rheinland in die gleiche Typengenehmigungsklasse gesteckt wie beispielsweise der ebenfalls in Köln ausgestellte E-Roller der Marke Scrooser. Die historische Marke Loryc stammt aus Mallorca.

Ein Fahrzeug in der Größenordnung des Retro-Cabriolets würde normalerweise eine Tonne wiegen und alle Kriterien von Personenkraftwagen erfüllen müssen, erklärt Gunnar Pflug, Leiter TÜV Rheinland Technologiezentrum Verkehrssicherheit. Doch da der Elektro-Loryc nur 449 Kilo auf die Waage bringt, gehört auch er zur europäischen Genehmigungsklasse "L". Für die Typprüfung, also die Voraussetzung für die europaweite Zulassung und Serienfertigung, zeichnet der TÜV Rheinland verantwortlich.

Die Klasse L umfasst zwei- oder dreirädrige sowie leichte vierrädrige Kraftfahrzeuge, wobei der Loryc mit dem erwähnten Leergewicht von bis zu 450 Kilogramm ohne Batterien und der Leistung von 20 PS zur "Königsklasse" L7e zählt. Der Kriterienkatalog, dem er sich beim TÜV Rheinland unterziehen musste, umfasste mehr als 120 Prüfpunkte.

Loryc Electric Speedster Heck

Im Oldtimer-Look: Wer mit dem Loryc über die Straßen zuckelt, fällt garantiert auf. Hersteller

Weder ABS noch Airbags

Freilich ist der Umfang der Sicherheitsausstattung kleiner als bei jedem normalen Pkw. So hat der Loryc weder ABS noch Airbag, fährt allerdings auch maximal nur 80 km/h. Der deutsche Tüftler Charly Bosch fertigt den Loryc in Handarbeit. Derzeit sei das dritte Exemplar in Arbeit, sagt der Autoliebhaber. Mehr als 1000 Stunden Handarbeit stecke in jedem der Fahrzeuge. Daher müsse er auch 120.000 Euro pro Modell verlangen.

Und so fing alles an: 2013 erwarb Bosch einen der wenigen verbliebenen Lorycs aus dem Jahr 1923. Nach zwei Motorschäden rüstete er den Veteran mit einem Elektroantrieb aus und sicherte sich die Rechte an der Marke Loryc. Anfang 2015 begann auf Mallorca die Entwicklung des modernen Electric Speedster. Kurz darauf startete der Aufbau des ersten Wagens in reiner Handarbeit. Im Februar 2016 bestand der Loryc alle durch den TÜV Rheinland durchgeführten Prüfungen zur EU Typgenehmigung und darf nun lokal abgasfrei durch die Lande zuckeln. Die Reichweite soll 264 km betragen.

Lars Wallerang/mid