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Peugeot 508: Frankreich fordert Deutschland

Elegante Coupé-Limousine - i-Cockpit - Ab 31.250 Euro

Peugeot 508: Frankreich fordert Deutschland

Sieht toll aus: Der Peugeot 508 ist eine elegante Coupé-Limousine. Hingucker: Das weit herabgezogene LED-Tagfahrlicht.

Sieht toll aus: Der Peugeot 508 ist eine elegante Coupé-Limousine. Hingucker: Das weit herabgezogene LED-Tagfahrlicht. Hersteller

Alle Welt redet von SUVs. Steffen Raschig spricht an diesem Junitag aber von Limousinen. Der Geschäftsführer von Peugeot Deutschland – ein Mann, der schon mal "undercover" bei seinen Händlern nach dem Rechten sieht – hat mit dem neuen 508 eine klare Zielrichtung vor Augen. "Premium" sagt er selbstbewusst und meint damit Modelle wie VW Arteon und Audi A5 Sportback. Wie diese beiden offenbart auch der 508 einen kleidsam coupéhaften Touch, Peugeot will ihn als Sportlimousine klassifiziert wissen.

Auf 4,75 Meter Länge streckt sich der Franzose, seine niedrige Dachlinie fällt elegant nach hinten ab, stimmig wirken da die rahmenlosen Seitenscheiben. An der Front setzen das mittig platzierte Löwen-Signet und die auffällige LED-Leuchtengrafik mit weit herabgezogenen Tagfahrleuchten Akzente, am Heck eine schwarzglänzende Blende, welche die Rückleuchten verbindet. Der 508 nutzt die EMP2-Plattform von PSA, die unter anderem auch beim 308 und 3008 Verwendung findet.

Kompromisslos digital? Nicht ganz

Ein Alleinstellungsmerkmal ist immer hilfreich, wenn es darum geht, sich in einem dichten Konkurrenzumfeld zu behaupten. Peugeot hat daher das sogenannte i-Cockpit ersonnen, 2012 ist es erstmals eingebaut worden, im kleinen 208, und auch der 508 bekommt es jetzt. Auffälligstes Element ist das ultrakleine, tief angebrachte Lenkrad, im Blickfeld dahinter liegt ein sechsfach konfigurierbares, digitales Kombiinstrument mit 12,3-Zoll-Screen, das – wie Peugeot sagt – ein Head-up-Display überflüssig macht.

Peugeot 508 i-Cockpit

Polarisiert: Das i-Cockpit mit kleinem, tief installiertem Lenkrad und volldigitalem Kombiinstrument. Hersteller

Rechts wird das Kombiinstrument von einem Touchscreen flankiert, der je nach Ausstattungsvariante acht oder zehn Zoll misst. Hört sich kompromisslos digital an, doch unter dem berührungssensitiven Bildschirm tut sich eine Klaviatur von sieben Tasten auf, über die sich Funktionen wie Navi oder Klimaanlage dankenswerterweise direkt ansteuern lassen.

Möbliert ist der 508 auf Wunsch (bzw. in den höheren Ausstattungsvarianten serienmäßig) mit sehr bequemen elektrischen Komfortsitzen, die das AGR-Gütesiegel der "Aktion Gesunder Rücken" tragen, ausstattungsabhängig wird das Interieur mit feinen Hölzern und weichem Leder ausgekleidet. Insgesamt sieht das topmodern und nobel gleichermaßen aus, wenn auch die Innenarchitektur mit der kommodenartigen Mittelkonsole nicht ganz so elegant wirkt wie die mit leichter Hand gezeichnete Karosserie.

Und dann wäre da noch das Kapitel Platz: Vorne ist alles bestens. Im Fond dagegen nimmt man als Erwachsener nicht wirklich gern Platz, zu dritt nebeneinander wird es eng, und die Dachschräge kommt dem Scheitel doch recht nah. Den Fahrer schränkt das schmale Heckfenster in seiner Rück-Sicht ein. Dafür herrscht im Kofferraum keineswegs Platzmangel, er fasst durchaus respektable 487 Liter.

Feiner Reisebegleiter

Das i-Cockpit wird in der Branche kontrovers diskutiert, nicht jeder schätzt es. Wir schon, zumal das griffig-kleine Volant ein höchst angenehmes Easy-Driving-Fahrgefühl generiert. Schön leicht, schön handlich lässt sich der 508 pilotieren, die Fahrwerksabstimmung ist komfortabel, ohne dabei weich oder gar schwammig zu wirken. Kurz: Der 508 erweist sich als feiner Reisebegleiter. Auf Wunsch gibt es eine adaptive Fahrwerksregelung (1000 Euro), im Topmodell "GT" ist sie serienmäßig verbaut. Allradantrieb? Leider Fehlanzeige - ein Defizit, das sich Peugeot nicht nur bei 508 leistet.

Peugeot 508

Preisspektrum: Der 508 kostet mindestens 31.250 Euro, die teuerste Version steht mit 46.450 Euro in der Liste. Hersteller

Die Motorenauswahl erweist sich als solide und vernunftorientiert. Mancher mag nun mäkeln und eine muskulöse Sportversion vermissen. Ganz ehrlich: Uns erscheint die angebotene Leistungsvielfalt als völlig ausreichend, immerhin reicht sie bis zu 225 PS, bereitgestellt vom souveränen Top-Benziner PureTech 225 mit 1,6 Litern Hubraum, der den 0-auf-100-Sprint in 7,3 Sekunden absolviert und eine Topspeed von 250 km/h erreicht. Die benzinerseitig kleinere Lösung markiert der kleinere 1,6-l-Turbo mit 180 PS.

Der 508 will auch vielfahrende Flottenkunden überzeugen, ohne Diesel geht das nicht, und so tut sich hier eine Dreifaltigeit auf: Der Einstieg erfolgt mit einer 1,5-l-Maschine, soliden 130 PS und ordentlichen 300 Nm Drehmoment; 9,7 Sekunden währt hier der Spurt von 0 auf 100, die Topspeed liegt bei 208 km/h, der Verbrauchsschnitt beträgt 3,8 l/100 km. Dieser kleinste Selbstzünder ist übrigens die einzige Motorvariante, die mit manuellem Sechsganggetriebe zu kombinieren ist, alle anderen kooperieren mit der Achtstufen-Wandlerautomatik EAT8. Auch der Zweiliter-Diesel mithin, der in den Leistungsstufen 163 PS (400 Nm Drehmoment, Schnitt 4,5 l/100 km) und 177 PS (ebenfalls 400 Nm, 4,7 l/100 km) zur Verfügung steht.

Euro 6d-Temp ist Standard

Alle Motoren erfüllen die Schadstoffnorm Euro 6d-Temp. Im Herbst 2019 folgt zudem ein Plug-in-Hybrid mit einer elektrischen Reichweite um 50 km.

Peugeot 508

Fünffache Wahl: Für den 508 stehen zwei Benziner und drei Diesel zur Verfügung. Ein Plug-in-Hybrid folgt. Hersteller

Die Fahrassistenten bündelt Peugeot teils zu Paketen (beispielsweise Easy-Paket Plus aus Einparkhilfe, Parkautomatik und 360-Grad-Rückfahrkamera), teils zählen sie schon beim Basismodell zur Serienausstattung (Spurhalteassistent, Verkehrsschilderkennung), teils lassen sie sich einzeln buchen (Adaptiver Tempomat mit Stop&Go-Funktion). Novum ist das Nachtsichtsystem Night Vision (1.200 Euro). Beim Matrixlicht, das ja eigentlich in den Regalen der Schwestermarke Opel läge, muss der 508 leider passen.

Das Preisspektrum des 508 bewegt sich zwischen 31.250 Euro (Basismodell "Active" mit 130-PS-Diesel) und 46.450 Euro (Topversion GT mit 177-PS-Diesel). Damit ist die Sportlimousine kein Schnäppchen, aber im Konkurrenzumfeld durchaus verlockend eingepreist. Immerhin hat der "Active" schon eine Audioanlage, das digitale Kombiinstrument, Zweizonen-Klimaautomatik, Tempomat und Aluräder an Bord. Als interessante Wahl erscheint die mittlere Ausstattungsvariante "Allure" mit dem 163 PS starken Zweiliter-Diesel. Die Kombination kommt auf 36.650 Euro, das sind über 8.000 weniger, als Peugeot für den nicht signifikant stärkeren Top-Diesel sehen will, der an die höchste Ausstattungsstufe "GT" gebunden ist.

Der Kombi folgt im Januar

508 – war da nicht noch was? Stimmt, der Kombi. Um der Limousine eine eigene Bühne zu geben, wird dieser "SW" aber erst im Januar nachgeschoben. Auch dann wird wieder von anderem als vom SUV die Rede sein.

Ulla Ellmer

Peugeot 508 in Kürze:

Wann er kommt: Im Oktober 2018

Wen er ins Visier nimmt: VW Arteon, Audi A5 Sportback, Kia Stinger, Alfa Romeo Giulia

Was ihn antreibt: Vierzylinder-Benziner mit 180 und 225 PS, Vierzylinder-Diesel mit 130, 163 und 177 PS

Was er kostet: Ab 31.250 Euro

Was noch kommt: Hybridversion, Kombi "SW"

Peugeot bringt den 508 zurück - jetzt in schön!