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Kia Niro: So fährt sich das Hybrid-SUV

Sparsam auch ohne Diesel

Kia Niro: So fährt sich das Hybrid-SUV

Kia Niro: Wie der eng verwandte Hyundai Ioniq wird er ausschließlich mit alternativen Antrieben angeboten.

Kia Niro: Wie der eng verwandte Hyundai Ioniq wird er ausschließlich mit alternativen Antrieben angeboten. Hersteller

Ganz schön clever, wie Hyundai-Kia bei der "Begrünung" der Modellpalette vorgeht. Bis 2020 will der koreanische Konzern insgesamt 28 Fahrzeuge mit alternativen Antriebstechniken lancieren und sich damit hinter Toyota auf Platz zwei unter den als besonders umweltfreundlich empfundenen Automobilherstellern einreihen. Dazu hat das Unternehmen schon mal eine speziell auf Eco-Fahrzeuge zugeschnittene Plattform entwickelt. Hyundai setzt da den fünftürigen Ioniq drauf, der sukzessive als Hybride, als Plug-in-Hybride sowie als reines Elektromodell angeboten wird. Die Schwestermarke Kia interpretiert das Thema indes anders und spricht somit eine unterschiedliche Zielgruppe an. Mit dem 4,36 m langen Niro schlägt man zwei Fliegen mit einer Klappe: Einerseits ist er ein ökologisches Statement – und andererseits besetzt er das weltweit stark nachgefragte Segment der Kompakt-SUVs. Anders als der Ioniq wird er allerdings "nicht als Elektroauto pur" aufgestellt, wie der verantwortliche Produktmanager Steffen Michulsky sagt. Am 24. September macht sich die Hybridversion auf den Weg zum Kunden, der Plug-in rückt im Sommer 2017 nach.

Das Direktschaltgetriebe macht den Unterschied

Für den Toyota Prius wird es eng. Lange Zeit konnte der weder optisch noch fahrtechnisch mit sonderlichem Charme behaftete Japaner die Hybrid-Kunden allein abschöpfen, jetzt rückt ihm zunehmend schlagkräftige Konkurrenz auf die Pelle. Der Niro macht so gut wie alles besser. Er gewandet sich in die begehrte SUV-Karosserie, sieht sportlicher aus, bietet mehr Platz und fährt sich wesentlich angenehmer. Sein Antriebskonzept eines Parallel-Hybrids umfasst einen 1,6-l-GDI-Benzindirekteinspritzer mit 105 PS sowie einen 43,5-PS-Elektromotor. Insgesamt ergibt sich eine Systemleistung von 141 PS und ein Drehmoment von 265 Nm. Als Stromspeicher fungiert eine moderne Lithium-Ionen-Polymer-Batterie mit einer Kapazität von 1,56 kWh, die platzsparend unter der Rücksitzbank untergebracht wird und mit 33 kg auch verhältnismäßig leichtgewichtig ist. Wie beim Ioniq überträgt ein 6-G-Direktschaltgetriebe die Antriebskräfte an die Vorderachse. Vor allem das macht den Unterschied zum Prius aus, dessen stufenlose CVT-Automatik den berüchtigten Gummiband-Effekt zeitigt und der beim Beschleunigen so gequält aufjault, als würde ihm der Druck aufs Gaspedal körperliche Pein bereiten.

Kia Niro

Ab 24.900 Euro: Bereits das Basismodell hat viel Ausstattung von der Klimaautomatik bis hin zum Audiosystem an Bord. Hersteller

3,8 l pro 100 km

Der Niro dagegen geht zügig und unangestrengt zur Sache, er hängt gut am Gas und erreicht eine Spitze von 162 km/h. Das sanft und schnell schaltende Direktschaltgetriebe generiert dabei eine sehr bekömmliche Prise Munterkeit. Die Kooperation zwischen Elektromotor und Verbrenner erfolgt unauffällig und dezent, so macht Hybrid-Fahren Spaß. Wer es etwas sportlicher angehen lassen möchte, kann das Getriebe auf einen "Sport"-Modus umstellen und, so gewünscht, dann die Gänge auch manuell wechseln. Den Verbrauchs-Schnitt gibt Hyundai mit 3,8 l/100 km an (entsprechend 88 g/km CO2), auf ersten Testfahrten durch städtisches Revier – wo der Hybridantrieb seine Vorteile besonders effektiv ausspielen kann – erreichten wir ohne viel Selbstkasteiung einen Wert von 4,8 l. Zu einem späteren Zeitpunkt wird Kia den sogenannten "Coasting-Assistenten" nachliefern, der dem Fahrer über ein Symbol in der Instrumenteneinheit mitteilt, wann er den Fuß vom Gas nehmen und das Fahrzeug rollen lassen kann. Der Energieeffizienz-Assistent wiederum registriert übers Navi Bergauf- und Bergabfahrten; weiß er von einem bevorstehenden Gefälle, setzt er zuvor verstärkt den Elektromotor ein, da beim anschließenden Abwärtsfahren via Rekuperation die elektrischen Reserven wieder aufgeladen werden können.

Fahrwerksseitig ist der Niro kein Sportler, würde auch nicht zu seinem SUV-Typus passen, er erweist sich als eher kommod abgestimmt. Speziell die Topvariante "Spirit", die serienmäßig mit 18-Zoll-Leichtmetallfelgen (sonst sind es 16-Zöller) bestückt ist, lässt ihre Insassen allerdings nicht ganz unbehelligt, was die Durchschlagskraft von Querfugen betrifft.

Kia Niro Heckansicht

Gefragtes Konzept: Der Niro gehört zu den angesagten SUVs des C-Segments. Hersteller

Bis zu 1300 kg Anhängelast

Und wie sieht es platztechnisch aus? Gut. Sowohl vorne wie hinten besteht ordentlich Bewegungsfreiheit, das Gepäckabteil fasst 427 l. Nach Umlegen der Rücksitzlehnen (die daraus entstehende Ladefläche ist nicht ganz eben) tun sich bis zu 1425 l auf. Die Ladekante liegt etwas hoch, aber das ist bei SUVs bauartbedingt nun einmal so. Wer einen Hänger in Schlepp nehmen will, darf sich über eine Anhängelast von bis zu 1300 kg freuen.

Schon in der Basisausstattung "Edition7" zu 24.990 Euro fährt der Niro so einiges auf; Klimaautomatik, ein Fünf-Zoll-Audiosystem, Bluetooth, Tempomat, beheizbare elektrische Außenspiegel, Spurhalteassistent, Berganfahrhilfe und sieben Airbags sind bereits serienmäßig an Bord. Bei der Topversion "Spirit" kommen u.a. ein 8-Zoll-Navi, ein hochwertiges Soundsystem, induktives Smartphone-Laden und Xenon-Scheinwerfer hinzu. Optional lassen sich verschiedene Ausstattungspakete buchen, die dann beispielsweise Ledersitze, Sitzventilation, ein Glasschiebedach oder elektronische Fahrprothesen wie autonomen Notbrems-Assistenten, adaptiven Tempomat, Spurwechsel-Assi oder Querverkehrwarner beinhalten. Beruhigenderweise gewährt Kia eine 7-Jahre-Herstellergarantie, die auch für die Batterie gilt.

Alternative zum Diesel

Kia Niro Kofferraum

Kofferraum im Niro: Nach Umklappen der Rücksitzbank tun sich bis zu 1425 Liter auf. Hersteller

Dass der Plug-in mit einer elektrischen Reichweite von vermutlich 50 km erst mit einem Jahr Verzögerung kommt, wird auch von Produktmanager Michulsky bedauert. Anders als der Hybrid wäre der Niro für die Steckdose schließlich ein Fall für die staatliche Förderprämie. Ob die potenziellen Kunden das hybridisierte Kia-SUV als Spar-Alternative zum Diesel akzeptieren, bleibt abzuwarten. Michulsky zumindest begreift den Niro Hybrid als eine "Riesenchance", sei in den nächsten Jahren doch damit zu rechnen, dass "der Diesel signifikant zurückgehen wird". Könnte sein in Zeiten, zu denen die blaue Plakette und City-Einfahrbeschränkungen wie ein Fanal am Horizont drohen. Einen Plug-in von Kia wird es übrigens schon in diesem September geben: Dann legt das Flaggschiff Optima mit Stecker los.

Ulla Ellmer

Kia Niro in Kürze

Wann er kommt: Am 24. September 2016

Wen er ins Visier nimmt: Konzeptionell SUVs wie Ford Kuga, Seat Ateca, Honda HR-V, Mazda CX-3, Opel Mokka oder Renault Kadjar, antriebstechnisch den eng verwandten Hyundai Ioniq oder den Toyota Prius

Was ihn antreibt: Parallel-Hybridsystem mit 141 PS und 265 Nm

Was noch folgt: Im Sommer 2017 ein Plug-in-Hybrid

Was er kostet: Ab 24.990 Euro

Kia Niro: Es geht auch ohne Diesel