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Audi: So fährt sich der Q2

Erste Eindrücke vom kleinen Audi-SUV

Audi: So fährt sich der Q2

Audi Q2: Bestellbar ist das kompakte Audi-SUV ab Sommer, die Auslieferung erfolgt ab November.

Audi Q2: Bestellbar ist das kompakte Audi-SUV ab Sommer, die Auslieferung erfolgt ab November. Hersteller

Das "Q" steht bei Audi für alles, was als SUV durchs Leben fährt. Ab November wird diesem Buchstaben die Ziffer "2" hinzuaddiert. Das fügt sich dann zum Q2 und meint das brandneue Kompakt-SUV der Marke. Ein Modell, das eine wichtige Mission zu erfüllen hat. "Der Q2 wird uns neue und junge Kunden bringen", prognostiziert Audi-Entwicklungschef Stefan Knirsch. Käufer mithin, die beim Q2 ein- und später zu einem anderen Ingolstädter Modell aufsteigen könnten.

Scharfes Messer in Designerhand

Aber auch in anderer Hinsicht kommt das jüngste Mitglied der Q-Familie für Audi gerade zur rechten Zeit. Nach den leidvollen Monaten am Pranger des Abgas-Skandals steht der Q2 für einen Neubeginn, fürs Abschneiden alter Zöpfe. Ganz anders als seine großen Brüder Q7, Q5 und Q3 sieht er aus. Sehr bewusst habe man ein "scharfes Messer genommen", wie Exterieur-Designer Matthias Fink sagt, und eine betont kantige Konturenführung herausgearbeitet, deren erfrischende Progressivität visuelle Lockbotschaften an die angepeilte junge Kundschaft aussenden soll. Breitschultrig steht der Q2 da, mit kurzen Überhängen, die den kompakten Charakter betonen, und einer Bodenfreiheit von 20 Zentimetern. Im Gesicht trägt er einen markanten Polygon-Grill, das Heck zieren ein dekorativer Dachkantenspoiler und ein Diffusor in Unterfahrschutz-Optik. Ein typisches Designmerkmal sind die Blades der C-Säulen-Verkleidung, die sich in unterschiedlichen Farben ordern lassen und – Gedankenspiel – zum Gegenstand weitgehender Individualisierung werden könnten, die einen FC-Bayern- oder BVB-Look nicht ausschließen. Ähnliches hat der Supersportler R8 schließlich schon vorgemacht.

Virtual Cockpit

Virtual Cockpit: Voll digitale Anzeigen lösen die konventionellen Analoginstrumente ab. Hersteller

Virtual Cockpit, voll digital

Innen zeigt sich der Q2 schon deutlicher ans Audi-Portfolio angepasst. Dies gereicht ihm freilich nicht zum Nachteil. Die Materialauswahl ist markentypisch erstklassig, farblich kontrastierende Dekorleisten und Sitzbezüge sowie LED-Ambientelicht eröffnen wiederum Möglichkeiten der Individualisierung, und auf Wunsch gibt es das voll digitale Virtual Cockpit – großes Kino, bekannt aus TT, Q7, A4 und A3 – sowie ein Head-up-Display. Den bequem hohen Einstieg dürften (tapfer sein, Audi!) auch ältere Kunden zu schätzen wissen; das gute Platzangebot mit feinem Reck- und Streckfaktor im Fond ist ein generationenübergreifender Pluspunkt, ebenso das Gepäckabteil, das zwischen 405 und 1.050 l aufnimmt und optional stressfreien Zugriff über eine elektrische Heckklappe eröffnet.

Die erste öffentliche Ausfahrt unternahm der Q2 auf Kuba. Dort, wo alt auf neu trifft, wo das leise Knistern der bevorstehenden Öffnung in der karibischen Luft liegt, wo in der Metropole Havanna die bonbonbunt herausgeputzten Fassaden der Calle Obispo mit dem bröckelnden Verfall anderer Stadtteile kontrastieren; wo noch immer die Limousinen und Cabriolets der 1930er, 1940er und 1950er Jahre unterwegs sind, mit kreativem und den eingeschränkten Möglichkeiten angepasstem Erfindergeist über die Jahrzehnte gerettet, unter den Hauben Diesel von Toyota, Lada oder Ssang Yong – dort, neben den organischen Formen der alten Chevrolets, Oldsmobiles oder Buicks, fällt die moderne Scharfkantigkeit des kompakten Audi-SUVs in besonderem Maße auf. Als "Urban-SUV" will ihn Audi verstanden wissen und erwartet dabei keinen Konflikt mit jenen kritikfreudigen Zeitgenossen, die einen Offroad-Softie im innerstädtischen Bereich als fehl am Platz postulieren. Jens Kosyna, technischer Projektleiter, verweist in diesem Zusammenhang auf die kompakte Länge von 4,19 m und die sehr gute Aerodynamik des Neulings, die sich in einem Cw-Wert von 0,30 manifestiert.

Audi Q2, Straßenkreuzer

Alt trifft auf neu: Im Kreis der automobilen Oldies auf Kuba fällt der modern-scharfkantig gezeichnete Audi Q2 ersichtlich auf. Hersteller

Wendig und handlich

Auf Havannas Straßen, in die zahllose Schlaglöcher Wunden von mitunter verstörender Tiefe geschlagen haben, sind die Nehmerqualitäten eines automobilen Asphalt-Cowboys freilich durchaus gefragt. Obgleich eher straff abgestimmt, bügelt der Q2 die Furchen im Gesicht des sozialistischen Straßenbaus souverän aus, erweist sich als handlich, wendig und dank der serienmäßigen, vom S3 übernommenen Progressivlenkung messerscharf auf Kurs zu halten. Optional gibt es – nicht unbedingt nötig - adaptive Dämpfer und das Fahrdynamiksystem "drive select". Zudem beweist sich hier die hohe Verarbeitungsqualität des Wagens aus dem fernen Ingolstadt, die Narben im kubanischen Asphalt entlocken dem Q2 kein Knistern, kein Knarzen und schon gar kein schmerzhaftes Ächzen. Und der serienmäßige Notbremsassistent mag sich dann als segensreich erweisen, wenn – was gar nicht so selten vorkommt – ein unachtsamer Passant auf die Fahrbahn rennt oder der Vordermann angesichts eines klaffenden Kraters mit einer Vollbremsung überrascht.

Als gleichermaßen muntere wie leise-kultivierte und obendrein sparsame Form der Motorisierung erweist sich der 1.4 TFSI mit 150 PS und Zylinderabschaltung (COD), ein Vierzylinder-Benziner, der 250 Nm leistet. Audi verheißt hier einen Verbrauch von rund 5,0 l/100 km, auf unserer Probefahrt zeigte die Verbrauchsanzeige Werte um sechs Liter an. Alternativ stehen zur Markteinführung der 1.0-TFSI-Dreizylinder mit 116 PS und der 2.0 TFSI mit 190 PS bereit; dieselseitig machen sich ein 1,6-l-Vierzylinder mit 116 PS sowie ein 2.0 TDI mit 150 oder 190 PS ans Werk. Das Wirken der Dieselmotoren war auf Kuba noch nicht zu erproben, die unbefriedigende Qualität des vor Ort ausgegebenen Kraftstoffs hätte dem Leben der TDIs ein vorzeitiges Ende bereitet. Das optionale Siebengang-Doppelkupplungsgetriebe S-tronic ist beim 2.0 TFSI und beim stärksten TDI serienmäßig, beide Versionen verfügen außerdem grundsätzlich über quattro-Allradantrieb.

Audi Q2

Als Blickfang dienen der Diffusor und die farblich abgesetzte Verkleidung der C-Säule. Hersteller

Plug-in-Hybrid denkbar

Vorerst bleibt es bei den konventionellen Formen des Antriebs. Entwicklungschef Knirsch erinnert indes an die Möglichkeiten des Modularen Querbaukastens (MQB) und verweist darauf, dass eine Plug-in-Variante gegebenenfalls zu realisieren sei. Aktuell angedacht ist sie indes nicht.

Dass Audi investitionsbereiten Käufern viele Extras vom aufwändigen MMI Navi plus mit Touchpad über WLAN-Hotspot in Kombination mit fest verbauter SIM-Karte und Datenflat bis hin zum Stau-Assistenten und vollumfänglicher Smartphone-Anbindung andient, bedarf kaum der Erwähnung. Preise sind noch nicht raus, vermutlich aber stürzt sich der Q2 im November ab etwa 23.000 Euro in den Konkurrenzkampf mit dem (kleineren) Mini Countryman oder dem (größeren) Mercedes GLA. Bestellbar ist er bereits ab Sommer. Und es ist anzunehmen, dass das Kürzel Q2 um einen weiteren Buchstaben erweitert wird – in Richtung SQ2, der dann wohl über 300 PS auf der Pfanne hat.

Ulla Ellmer

Erste Ausfahrt mit dem Audi Q2