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VW und Toyota: Mitfahrgelegenheit gesucht

Engagement bei "Ride Hailern"

VW und Toyota: Mitfahrgelegenheit gesucht

Unterwegs mit Uber: Bei dem  erfolgreichen Fahrdienstvermittler ist jetzt Toyota eingestiegen.

Unterwegs mit Uber: Bei dem erfolgreichen Fahrdienstvermittler ist jetzt Toyota eingestiegen. Uber

Was um alles in der Welt wollen die denn damit? Toyota hat angekündigt, beim Fahrdienstvermittler Uber einzusteigen. Und VW steckt die beachtliche Summe von 300 Millionen US-Dollar in den Uber-Konkurrenten Gett. Uber gilt als führend im Business der Mitfahrdienste. Weltweit ist das Unternehmen bereits in rund 450 Städten aktiv, seine Fahrer brauchen keine offizielle Lizenz, kein Wunder also, dass Taxifahrer dem Startup mit leidenschaftlicher Abneigung begegnen. Auch Gett mit Entwicklungsstandort in Israel befindet sich stark auf Wachstumskurs. Über 60 Städte versorgt man, darunter London, Moskau und New York, wo man – in Manhattan – mit einem Flatrafe-Tarif von 10 Dollar pro Fahrt von sich reden gemacht hat. Anders als im Falle Uber besitzen jene Fahrer, die sich über die Gett-App herbeirufen lassen, aber offizielle Lizenzen zur Personenbeförderung. Dies führt zu Allianzen mit den Traditionalisten des Gewerbes; in London beispielsweise bedient sich die Hälfte der "Black Cabs" der Dienste von Gett.

Ein eigenes Auto braucht’s nicht mehr

Mit ihrem Engagement bei den neuen "Ride Hailern" reagieren Toyota und VW auf jenen massiven Umbruch, der die Autobranche derzeit erfasst. In einem Interview hat ihn Audi-Chef Rupert Stadler unlängst mit dem Aufbruch von der Kutschen-Ära ins automobile Zeitalter verglichen. Heute stellt nicht nur der Umstieg vom Verbrennungsmotor auf alternative Antriebsformen wie Elektromobilität eine große Herausforderung dar. Es geht um weitaus mehr. Dank preiswerter und via App kinderleicht zu organisierender Mitfahrdienste wie Uber, Gett oder – in China – Didi Chuxing kann sich gerade die urbane Bevölkerung locker ein eigenes Auto sparen, das nur Geld kostet und obendrein knappen Parkraum benötigt. "Viele junge Leute machen überhaupt keinen Führerschein mehr", sagt Josh, Shuttlefahrer in Manhattan. "Wozu auch, es gibt doch Uber. Und das ist so einfach".

Gett-App

Geht ganz einfach: Auch bei Gett lässt sich ein Fahrzeug über eine App auf dem Smartphone ordern. Gett

Für die Automobilhersteller bedeutet dies eine gefährliche Entwicklung. Schließlich will man auch in Zukunft noch Autos verkaufen. Indem man beim "Feind" einsteigt, gräbt man sich einerseits zwar das eigene Geschäftsmodell ein Stück weit ab. Das ist aber immer noch besser, als überhaupt nicht mit an Bord zu sein und dabei zuzusehen, wie sich die neuen Startups eine goldene Nase verdienen. Der Weg führt also weg vom puren Fahrzeugproduzenten, hin zum Mobilitätsdienstleister.

„Wir wollen nicht nur Vorreiter im Automobilgeschäft sein, sondern uns bis 2025 auch als ein weltweit führender Mobilitätsanbieter etablieren“, sagt VW-Chef Matthias Müller. "Nur mit dem Auto als Produkt schaffen wir die Tranformation in die Zukunft nicht", lässt auch Barb Samardzich wissen, Vice President und Chief Operating Officer von Ford in Europa.

Roboter-Taxis unterwegs

Darüber hinaus ist das Geschäft der Fahrdienstvermittler perspektivisch eng mit dem autonomen Fahren verbunden. In nicht allzu ferner Zeit, so die sehr realistische Vision, nutzen Uber, Gett & Co eine Flotte selbstfahrender Roboter-Taxis. Damit kommen auch die neuen und datenhungrigen Player der IT-Branche ins Spiel. Google arbeitet bekanntlich bereits am autonomen Auto, ein kleiner elektrischer Zweisitzer ist längst auf Testfahrten unterwegs. Mit Fiat Chrysler (FAC) hat man einen Partner aus der alten Welt des Automobilbaus gefunden. Auch Apple engagiert sich entsprechend, die Partnersuche ist bislang allerdings ergebnislos verlaufen, BMW und Mercedes haben abgewunken. Das Apple-Auto könnte irgendwann für einen Ride-Hailer unterwegs sein, eingeleitet ist eine solche Karriere schon, denn das kalifornische Kultunternehmen hat sich für die gigantische Summe von einer Milliarde Dollar beim chinesischen Uber-Konkurrenten Didi Chuxing eingekauft.

Google-Auto

Google-Auto: Der Internetriese arbeitet bereits am selbstfahrenden Auto wie diesem elektrischen Zweisitzer. AutoMedienPortal/Google

Mit Argwohn verfolgen die traditionellen Automobilhersteller die Aktivitäten von Google oder Apple. Höchste Wachsamkeit ist angesagt. Wenn Mercedes & Co nicht aufpassen und frühzeitig reagieren, werden sie im Autogeschäft der Zukunft zu bloßen Zulieferern jener Hüllen degradiert, in die IT-Riesen dann ein elektronisches Gehirn einbauen, über das sie die begehrten Daten der Fahrer abschöpfen.

Und so sind VW und Toyota nicht die ersten, die sich auf den neuen Geschäftsfeldern betätigen. GM hat sich am Uber-Konkurrenten Lyft beteiligt, auch im Rahmen dieser Kooperation sollen autonome Taxen entwickelt werden, außerdem will GM Lyft künftig mit seinem Elektro-Minivan Bolt beliefern. Daimler bedient die Carsharing-Schiene mit Car2Go und hat die Fahrdienst-App "MyTaxi" erworben, digital vernetzt werden die verschiedenen Mobilitätsangebote über "Moovel". BMW wiederum unterhält sein DriveNow-Programm. Dabei will man schon bald einen besonders charmanten Ansatz verwirklichen: Besitzer eines Minis sollen ihr Auto via App an andere verleihen respektive es mit ihnen teilen können – eine Art airbnb auf Rädern. Sie wird spannend, die neue Auto-Welt.

ule