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Mercedes E-Klasse: Der Trübsal ein Ende

Mehr als ein Facelift

Mercedes E-Klasse: Der Trübsal ein Ende

Mercedes E 250: Der sparsame 211-PS-Vierzylinder kommt 5,8 l/100 km.

Mercedes E 250: Der sparsame 211-PS-Vierzylinder kommt 5,8 l/100 km. Werk

So ein Hut kann ganz schön schwer wiegen. Auch, wenn er unsichtbar ist. Inmitten der Konkurrenz als Angebot für den Autofahrer mit Hut zu gelten, ist kein schickes Image, und verkaufsfördernd schon gar nicht. Die E-Klasse und ihre Mitbewerber Audi A6 und BMW 5er: Das hat sich zuletzt so verhalten wie Spätzle zu Jalapeno-Salsa – wohlschmeckend, im Vergleich aber biedere Hausmannskost.

Kein Zustand, den die Stuttgarter länger hinzunehmen gewillt waren. Sie haben sich die E-Klasse so nachdrücklich vorgenommen, dass der Begriff "Modellpflege" hier nicht mehr zulässig scheint. Viel eleganter als der Vorgänger steht das neue Modell da, leistet sich eine dynamisierend sportliche Note und zeigt dem Hintermann eine breite, richtig gut in Form gebrachte Heckpartie. Während die Basisausführung und die "Elegance"-Version den Mercedes-Stern auf der Motorhaube tragen, sitzt er beim "Avantgarde"-Modell als Zentralgestirn mitten im Kühlergrill.

Unendliche Weiten im Kofferraum

Mercedes E 400

Mercedes E 400: Sein Biturbo-Sechszylinder leistet 333 PS. Werk

4,88 Meter misst die Limousine in der Länge, schon sie bietet ein respektables Kofferraumvolumen von 540 l. Der Kombi (T-Modell) kommt auf 4,91 m, und wer aus dem riesigen 695-l-Gepäckabteil unmittelbar hinter den Rücksitzlehnen befindliches Ladegut hervorangeln möchte, muss sich schon ganz schön strecken.

Als Reisegefährt ist die E-Klasse zweifellos erste Sahne. Nicht nur platztechnisch, sondern auch, was das Ambiente betrifft. Im edlen Interieur mag man sich gern ein paar Autobahnstunden lang aufhalten, am ebenso fein wie übersichtlich gestalteten Instrumentenbord ist gut schalten und walten. Apropos Schalten: Der Automatik-Wählhebel sitzt in klassischer Mercedes-Manier am Lenkrad, desgleichen ist man der links unten im Fußraum befindlichen Feststellbremse treu geblieben.

Eine Armada elektronischer Schutzengel

Im Sommer erst in der S-Klasse, heute schon im E-Modell: So bewirbt Mercedes die Vielzahl der Assistenzsysteme, die nicht nur zum Segen des Fahrers, sondern auch der anderen Verkehrsteilnehmer wirken. Was andere Autos nur bis Tempo 30 schaffen, kriegt die neue E-Klasse schon bis 50 km/h hin: Taucht unversehens ein Hindernis auf - ein Fußgänger oder aber Querverkehr - dann bremst sie automatisch bis zum Stillstand ab. Weiteres Sicherheitsplus: Gerät der Fahrer unaufmerksamerweise auf die Gegenspur und kommt ein Fahrzeug entgegen, dann bringt der Aktive Spurhalte-Assistent den schwäbischen Luxusliner zurück auf die rechte Bahn. Wird eine Einbahnstraße oder Autobahnauffahrt (Stichwort Geisterfahrer) in falscher Richtung befahren, schlägt die Technik Alarm. Darüber hinaus kann die E-Klasse selbstständig ein- und ausparken sowie einen offenkundig übermüdeten Fahrer wachrütteln. Und "PreSafe"-Plus erkennt, wenn ein anderer ins Heck zu krachen droht. Sicherheitshalber werden dann die Gurte straffgezogen, die Warnblinkanlage eingeschaltet und das Fahrzeug "festgebremst".

Mercedes E Interieur

Interieur im E 400 T: Luxuriös, gediegen, übersichtlich. Werk

Ehrenamtlich verrichten die Schutzengel ihren Dienst freilich nicht. Allein das Fahrassistenz-Paket Plus (u. a. Abstandstempomat, PreSafe-Bremse mit Fußgängerschutz und Aktiver Spurhalte-Assistent) kostet 2678 Euro, wer sich das gesamte Arsenal an elektronischen Helferlein leisten will, kommt dem fünfstelligen Bereich schon sehr nahe - vor allem, da er dazu auch das Comand-System inklusive Navi und Sieben-Zoll-Display benötigt.

Sparsam: Der Vierzylinder-Benziner im E 250

Unter den angebotenen Motoren verdient vor allem der Vierzylinder-Benziner im E 250 Aufmerksamkeit. Aus zwei Litern Hubraum holt er sich 211 PS und stellt sein maximales Drehmoment von 350 Nm über ein breites Drehzahlband (1200 bis 4000/min) hinweg bereit. Sehr souverän ist man mit diesem Modell unterwegs, leidet leistungstechnisch (Spitze 243 km/h, 0-100 km/h in 7,4 sec) keinen Mangel und darf sich obendrein über niedrige Verbrauchswerte freuen: Im Drittelmix konsumiert der E 250 nur 5,8 l/100 km. Das bedeutet, dass er bereits jetzt der künftigen EU6-Schadstoffnorm Genüge tut und - wie Mercedes betont - als einziges Fahrzeug seiner Kategorie die Effizienzklasse A erreicht.

Sportlicheren Ambitionen kommt der Sechszylinder-Biturbo im E 400 entgegen. Soundtechnisch liegt er kernig in den Ohren, entfaltet die Wucht seiner 333 Pferdestärken mit beeindruckender Lässigkeit, sprintet binnen 5,3 Sekunden der Tempo-100-Marke entgegen und gibt seinen Vorwärtsdrang - elektronisch eingebremst - erst bei 250 km/h auf.

Weitere Benziner-Alternativen stellen der kleine E 200 (184 PS), der E 300 (252 PS), E 350 (306 PS) sowie das Achtzylinder-Topmodell E 500 (408 PS) dar. Auf der Diesel-Seite sind E 200 CDI (136 PS), E 220 CDI (170 PS), E 250 CDI (204 PS), E 300 BlueTec (231 PS) und E 350 BlueTec (252 PS) unterwegs. Als antriebstechnische Alternative offeriert Mercedes zudem den Diesel-Hybriden E 300 BlueTec Hybrid, der den Vierzylinder-Diesel (204 PS) mit einem 27-PS-E-Motor kombiniert.

Mercedes E-Klasse T-Modell

Geräumig: Das Gepäckabteil des Kombis (T-Modell) fasst zwischen 695 und 1950 l. Der Aufpreis gegenüber der Limousine beträgt rund 3200 Euro. Werk

Standesgemäßer Fahrkomfort

Standesgemäß fein fällt der Fahrkomfort aus, optional ist eine Luftfederung erhältlich. Die elektromechanische Direktlenkung hält die E-Klasse ebenso feinfühlig wie präzise auf Kurs. Alternativ zur manuellen Sechsgangschaltung gibt es für die stärkeren Motorvarianten eine 7G-Automatik, auch Allradantrieb ist verfügbar.

40430 Euro kostet das Einstiegsmodell E 200 CDI, recht viel mehr als 16-Zoll-Aluräder, LED-Licht, Start-Stopp-System, Klimaautomatik oder Audio-CD-Radio ist da noch nicht an Bord, das meiste an erstrebenswerter Ausstattung fällt unter die Rubrik "aufpreispflichtig". Erwartungsgemäß sollten E-Klasse-Fahrer also finanziell sorgenfrei aufgestellt sein.

Den Hut aber - den können sie getrost in die Ecke werfen.

Ulla Ellmer