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Neuendorf: "Gesetzesänderungen in Katar unzureichend"

Wie viel der DFB-Präsident jährlich bekommt

Neuendorf: "Gesetzesänderungen in Katar unzureichend umgesetzt"

DFB-Präsident Bernd Neuendorf beim Redaktionsbesuch der kicker-Zentrale in Nürnberg.

DFB-Präsident Bernd Neuendorf beim Redaktionsbesuch der kicker-Zentrale in Nürnberg. Sportfoto Zink / Wolfgang Zink

"Wir Europäer haben ein gemeinsames Wertegerüst, die gleiche Auffassung von Menschenrechten und Nachhaltigkeit. DFB-Generalsekretärin Heike Ullrich war vergangene Woche in Katar. In diesem Kreis wird überlegt: Was können die Verbände machen, was die Mannschaften? Das ist der richtige Weg. Der Besuch zeigte, dass sich einiges bei den Arbeitsbedingungen verbessert hat. Aber viele Gesetzesänderungen werden nur unzureichend umgesetzt. Und bei Frauenrechten, Pressefreiheit oder der LGBTIQ+-Thematik zeigten sich weiter deutliche Differenzen", sagt Neuendorf im kicker-Interview (Printausgabe am Montag oder ab Sonntagabend als eMagazine).

Beim FIFA-Kongress im April in Doha habe er vor Ort viele Gespräche geführt. "Daraus ergab sich für mich ein Bild, und ich habe klare, konkrete Forderungen gestellt, speziell im Hinblick auf die Arbeitsmigranten in Katar. Ebenso unterstütze ich Forderungen zur Einrichtung eines Unterstützungsprogramms für Hinterbliebene von Arbeitern, die bei WM-Projekten ums Leben kamen", so Neuendorf. Im Vorfeld der WM wird der DFB-Boss erneut dorthin reisen, diesmal sogar zusammen mit der Bundesinnenministerin. "Wir können und müssen uns als DFB positionieren, aber die politische Unterstützung vor Ort ist immens wichtig. Deshalb bin ich froh, dass Nancy Faeser den Vorschlag gemacht hat, gemeinsam nach Katar zu reisen", betont Neuendorf.

Beim Redaktionsbesuch der kicker-Zentrale in Nürnberg äußerte sich der im März gewählte DFB-Präsident auch über UEFA-Präsident Aleksander Ceferin, für dessen geplante Wiederwahl im April 2023 bereits das volle Vertrauen seitens des deutschen Verbands ausgesprochen wurde: "Man kann sagen, dass wir innerhalb kürzester Zeit ein sehr gutes und vertrauensvolles Verhältnis aufgebaut haben. Wir haben lange persönlich gesprochen und stimmen inhaltlich in vielem überein, etwa bei der kritischen Haltung zu einer europäischen Super League."

"Genervt" von der Lärmschutzverordnung in Deutschland

Viel Arbeit wartet auf den DFB, was die 24.000 Amateurvereine in Deutschland betrifft. Die Entwicklung der Zahlen bei den aktiven Mitgliedern ist positiv und umfasst 2,2 Millionen Personen, davon knapp eine Million unter 14 Jahren. "Bei anderen Sportarten sieht das aufgrund der Pandemie leider etwas anders aus. Doch es gibt keinen Grund, sich zurückzulehnen. Wir müssen die spezifischen Probleme des Amateurfußballs angehen", sagt Neuendorf.

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Dazu zählt er unter anderem Infrastrukturfragen, in Ballungsräumen müssen die Klubs Kinder nach Hause schicken, weil sie nicht genug Plätze haben. "Da brauchen wir die Hilfe der Politik", so der Verbandspräsident. "Wir verfügen auch über zu wenige Trainerinnen und Trainer. Hier ist der DFB gefragt. Es gibt an vielen Stellen Verbesserungs- und Diskussionsbedarf. Ich habe bereits zahlreiche Gespräche in Berlin mit der Politik geführt. Und das wird sich definitiv fortsetzen", ergänzt er. "Genervt" zeigt sich der DFB-Präsident von bürokratischen Hindernissen, wie etwa der Lärmschutzverordnung, die für spielende Kinder in Gärten und auf Sportplätzen sehr unterschiedliche Vorgaben macht.

Neuendorf bekommt 260.000 Euro jährlich

Nachdem das Arbeitspensum des DFB-Präsidenten vom Vergütungsausschuss mit fünf Tagen pro Woche festgelegt wurde, steht auch die Höhe der Aufwandsentschädigung fest. Der Verband hatte beim Bundestag am 11. März beschlossen, dass Präsidiumsmitglieder in Vollzeit die gleiche Entschädigung wie Bundestagsabgeordnete erhalten, also 14.500 Euro im Monat. Für Mitglieder des BGB-Vorstands kommt noch eine 50-prozentige Haftungszulage hinzu, sodass Neuendorf auf rund 260.000 Euro jährlich kommt - im Ergebnis wie seine Vorgänger.

"Die Vergütungsfrage ist sehr transparent geregelt. Vorm Bundestag im März gab es eine Debatte, den Vergütungsausschuss abzuschaffen. Dagegen habe ich mich von Anfang an ausgesprochen. Ich wollte auf gar keinen Fall, dass auch nur ansatzweise der Eindruck entsteht, man würde im DFB selbst über seine Bezahlung entscheiden. Wenn man von Glaubwürdigkeit und Kulturwandel spricht, ist das für mich ein zentraler Punkt. Dasselbe gilt für die Ethikkommission oder den Prüfungsausschuss", betont Neuendorf.

Wie Neuendorf in die Gespräche über den neuen Grundlagenvertrag geht, ob DFB und DFL bei der UEFA eine Hausmacht besitzen und was die Ganztagsbetreuung von Grundschülern ab 2026 aus seiner Sicht für die Vereine an der Basis bedeutet, lesen Sie in der Print-Montagsausgabe des kicker vom 4. Juli 2022 oder im eMagazine.

Michael Ebert, Benni Hofmann, Thiemo Müller

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