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"Nervig, schockierend, schmerzhaft": Piqués große Abrechnung

Barça-Kapitän greift Vereinsbosse vor dem Clasico an

"Nervig, schockierend, schmerzhaft": Piqués große Abrechnung

"Was ist da passiert?": Piqué ist alles andere als glücklich über die Kommunikationspolitik bei Barça.

"Was ist da passiert?": Piqué ist alles andere als glücklich über die Kommunikationspolitik bei Barça. imago images

Das Verhältnis zwischen Messi und Piqué soll unter den Querelen im Sommer mächtig gelitten haben, angeblich herrscht zwischen den beiden Funkstille. Messi sei enttäuscht gewesen, dass sich Piqué nicht deutlicher auf seine Seite gestellt habe im Zwist mit der Vereinsführung.

Das holte Piqué nun nach. "Wenn ich Präsident gewesen wäre, hätte ich im Fall Messi anders gehandelt", sagte der 33-Jährige im Interview mit "Vanguardia" in Richtung Josep Bartomeu. "Ich bat Messi zu bleiben. Ich hatte nicht viel Kontakt mit ihm während dieser Zeit, denn ich fand, dass es eine sehr persönliche Entscheidung war." Eine Nachricht habe er ihm aber zukommen lassen. "Leo, es ist ein Jahr. Und dann kommen neue Leute."

Damit meine Piqué nicht Spieler, sondern Funktionäre. Im März wird ein neuer Vereinspräsident gewählt, sollte ein initiiertes Misstrauensvotum gegen Bartomeu nicht schon vorzeitig einen Wechsel an der Klubspitze herbeiführen.

Ich frage mich: Wie kann es sein, dass der beste Spieler der Geschichte eines Tages aufsteht und ein Burofax schickt, weil er spürt, dass die Vereinsspitze ihm nicht mehr zuhört? Das ist alles zu schockierend.

Gerard Piqué

Auf Piqués Unterstützung braucht Bartomeu jedenfalls nicht mehr bauen, auch wenn der Abwehrspieler das Verhältnis mitunter sogar als "herzlich" bezeichnete. Die Aussagen legen davon kein Zeugnis ab. So ist der Ärger wegen der Causa Messi noch immer nicht verraucht. "Ich frage mich: Wie kann es sein, dass der beste Spieler der Geschichte, mit dem wir das Glück haben zu spielen, eines Tages aufsteht und ein Burofax schickt, weil er spürt, dass die Vereinsspitze ihm nicht mehr zuhört? Das ist alles zu schockierend. Was ist da passiert?"

Neues Stadion soll Messis Namen tragen

Laut Piqué verdiene Messi "alles. Das neue Stadion sollte seinen Namen tragen und erst dann den des Sponsors. Wir müssen unsere vergangenen und aktuellen Vereinslegenden erhalten und sie nicht diskreditieren. Das geht mir auf die Nerven." Als Beispiele nannte er Pep Guardiola, Carles Puyol, Xavi oder Victor Valdes.

Gernervt hat Piqué der oktroyierte Gehaltsverzicht wegen der Coronakrise. "Jedem Spieler steht es frei, den Vorschlag des Vereins freiwillig anzunehmen. Eine andere Sache ist, dass sie dich einseitig zwingen und dass sie es so machen, wie sie es getan haben." Offenbar hatte Barça die Formalitäten in die Wege geleitet, als viele Spieler gerade mit der Nationalmannschaft unterwegs waren. "So wie das gelaufen ist, kann ich dem überhaupt nicht zustimmen." Piqué selbst hatte seinen Vertrag unlängst bis 2024 verlängert und dabei auf Gehalt verzichtet. Ihm sei versprochen worden, dass das Geld in die Zukunft investiert werde.

Ich habe nach einer Erklärung verlangt, und alles was er sagte, war: 'Gerard, ich weiß es nicht.'

Piqué über ein Gespräch mit Bartomeu über Barçagate

Auch die Geschehnisse rund um "Barçagate" sorgen bei ihm für Kopfschütteln. Der Verein hatte offenbar eine Firma damit beauftragt, via Social Media Stimmung gegen die eigenen Spieler zu machen, um selbst im besseren Licht dazustehen - die Affäre kam im Februar ans Licht. "Ich habe nach einer Erklärung verlangt, und alles, was er (Bartomeu, d. Red.) sagte, war: 'Gerard, ich weiß es nicht.'" Als Verantwortlichen benannte Piqué Funktionär Jaume Masferrer. Dass dieser nach wie vor im Verein ist, "schmerzt mich sehr".

Ein sportliches Thema stand bei Piqué auch noch auf der Agenda: die Entlassung von Ernesto Valverde im vergangenen Januar. "Wir werden nie erfahren, was gewesen wäre, aber nach zwei Meistertiteln und der Tabellenführung den Trainer mitten in der Saison zu entlassen, schien mir keine gute Idee zu sein", sagte der Weltmeister von 2010.

Koeman glaubt bei Piqué an Eigenmotivation

Klar, dass auch Ronald Koeman bei der Pressekonferenz am Freitag auf Piqués Aussagen angesprochen wurde. Der Coach war bemüht, so kurz vor der Partie gegen Real (Samstag, 16 Uhr, LIVE! bei kicker) keine Unruhe aufkommen zu lassen. "Er ist seit vielen Jahren hier und ich drei Monate. Er hat seine Meinung, und die respektiere ich." Oder dienten die Aussagen womöglich zur Eigenmotivation? Koeman kann sich das vorstellen. "Er ist schlau und weiß, dass er, wenn er so eine Art Interview gibt, morgen da sein und gut spielen wird."

las