Football

Nach Mittelfinger-Eklat: Safety Earl Thomas kehrt erstmals nach Seattle zu seinen ehemaligen Seahawks-Kollegen zurück

Star-Safety tritt mit den Baltimore Ravens beim Ex-Team an

Nach Mittelfinger-Eklat: Earl Thomas kehrt nach Seattle zurück

Seit dieser Saison für die Ravens unterwegs: Earl Thomas.

Seit dieser Saison für die Ravens unterwegs: Earl Thomas. imago images

In Week 4 der 2018er NFL-Saison sah man Earl Thomas das letzte Mal in einem Seahawks-Trikot auf dem Feld. Denn hier bei Seattles Spiel bei den Arizona Cardinals (17:20) brach sich der als Cowboys-Fan aufgewachsene Safety, der zu diesem Zeitpunkt längst unzufrieden war und eigentlich nach Dallas wechseln wollte, das linke Bein. Ärzte packten es in eine mit Luft gepolsterte Schiene - und bei der Abfahrt in Richtung Spielertunnel zeigte der Akteur sichtlich wütend den Mittelfinger in Richtung Seitenlinie, wo Trainer Pete Carroll und seine Mitspieler standen.

Inzwischen ist der Super-Bowl-Champion von 2013/14 und Mitbegründer der legendären "Legion of Boom" bei den Baltimore Ravens unter Vertrag. Doch warum eigentlich hier? Ganz einfach: Obwohl Thomas selbst einmal nach einem Spiel Cowboys-Trainer Jason Garrett darum gebeten hatte, ihn bald zu verpflichten, war Dallas ein kostspieliger Transfer des 30-jährigen Safetys zu teuer. Also sollte es Kansas City werden, ein Deal über zwölf Millionen US-Dollar war schon ausgehandelt, die Familie quasi auf gepackten Koffern in Richtung Missouri unterwegs.

Doch als an jenem 12. März dieses Jahres die Cleveland Browns Odell Beckham Junior verpflichteten und die Ravens eben Bedarf auf dieser Position sahen, investierten sie kurzerhand in Thomas - wohlwissend, den Spieler mit einem Top-Vertrag ausstatten zu müssen, um die Chiefs auszustechen. Gesagt, getan: vier Jahre, 55 Millionen US-Dollar, 32 Millionen davon garantiert und damit das meiste garantierte Geld für einen NFL-Safety aller Zeiten. "Das ist alles in der letzten Sekunde passiert", sagt Thomas heute. "Ich hätte damals nicht erwartet, dass mir die Ravens diese Chance geben würden. Denn während des gesamten Prozesses habe ich nichts von den Ravens gehört."

Caroll über Thomas: "Offensichtlich war er damals ziemlich verärgert"

In Baltimore, wo das Team um Quarterback Lamar Jackson aktuell bei einer ordentlichen Bilanz von 4:2 steht, schlägt sich Thomas auch wenig verwunderlich gut. Nach sechs Spielen stehen 19 Total Tackles und eine Interception genauso wie zwei abgelenkte Pässe zu Buche. Seine Statistik aufbessern kann der Star-Spieler nun ausgerechnet bei seinem ehemaligen Team, den Seahawks.

Dort ist man übrigens nicht mehr sauer wegen des "Mittelfinger-Abschieds" von damals, man erinnert sich viel lieber an die großen Momente wie den Titelgewinn oder Thomas' 28 verzeichnete Interceptions. "Offensichtlich war er damals ziemlich verärgert", so Hawks-Trainer Carroll im Vorfeld des spannenden Duells. "Mein Herz ist ziemlich groß und ziemlich offen für die Jungs durch all die Zeit, die wir miteinander verbringen und verbracht haben. Das ist weit wichtiger als eine Geste oder eine Aussage. Ich gebe ihnen Raum, damit sie sie selbst sein können und das machen, wie sie wollen - ich werde sie sowieso lieben."

Thomas: "Ihr habt gewonnen, ihr habt gewonnen"

Earl Thomas

In Week 4 der 2018er NFL-Saison ist's passiert: Earl Thomas zeigt in Richtung des eigenen Teams den Mittelfinger. imago images

Thomas hatte in der Vergangenheit dagegen erklärt, dass er den Mittelfinger nicht bereue: "Ich befand mich in einer Auseinandersetzung mit dem Team, habe mich entschieden zu spielen und auf mich vertraut. Als es dann passierte, hat das meine Frustration nur noch verstärkt." Dann habe er in Richtung Carroll & Co. geschaut - "und ich habe einfach nur gedacht: 'Ihr habt gewonnen, ihr habt gewonnen.'"

Inzwischen aber hat sich die Wut bei Thomas längst gelegt - und so freut er sich auf das Aufeinandertreffer und Wiedersehen mit Caroll, Quarterback Russell Wilson & Co.: "Sie gaben mir damals meine erste Chance. Ich habe dort so viele Spiele gewonnen, bin dort als junger Mann groß geworden. Also werde ich diese Organisation immer respektieren und immer ein Teil davon sein."

mag

Die Topverdiener der NFL: viele Quarterbacks, zwei Defensive Ends