Europa League

Nach Todesfall: So will Rangers-Kapitän Tavernier Leipzig "einschüchtern"

Van Bronckhorst appelliert an Stolz der Rangers-Familie

Nach Todesfall: So will Rangers-Kapitän Tavernier Leipzig "einschüchtern"

Klare Taktikvorgabe: Rangers-Kapitän James Tavernier, hier gegen die Leipziger Tyler Adams und Angelino.

Klare Taktikvorgabe: Rangers-Kapitän James Tavernier, hier gegen die Leipziger Tyler Adams und Angelino. Getty Images

Die Phrase, dass das Fußballgeschäft brutal sein kann, kennt man. Sie wird oft gebraucht, möglicherweise zu oft. Doch was die Rangers im Vorfeld ihres Europa-League-Halbfinals gegen Leipzig (Donnerstag, 21 Uhr, LIVE! bei kicker) durchmachen mussten, wird dieser Phrase mehr als gerecht.

Am Dienstagmorgen musste der schottische Traditionsverein den plötzlichen Tod seines Klubidols Jimmy Bell verkünden - der Zeugwart war 36 Jahre lang die Seele des 150 Jahre alten Klubs. "Wir standen den ganzen Dienstag unter Schock - und stehen es noch immer", sagte Trainer Giovanni van Bronckhorst bei der Spieltagskonferenz am Mittwoch mit tieftrauriger Miene. "Wir haben auf dem Trainingsplatz nicht viel gemacht, die Stimmung war total im Keller - jeder hat über Jimmy gesprochen und persönliche Geschichten ausgetauscht", so der Niederländer.

Van Bronckhorst appelliert an Stolz der Rangers-Familie

Aber natürlich ist es auch die Aufgabe von van Bronckhorst, seine Mannschaft bestmöglich auf ein mögliches Saisonhighlight - das Europa-League-Finale am 18. Mai in Sevilla - vorzubereiten. "Es wird im Ibrox mit Sicherheit sehr emotional zugehen, das ist klar", so van Bronckhorst, "doch wenn das Spiel angepfiffen wird, werden wir voll da sein." Für die Rangers sei die Partie gegen Leipzig laut van Bronckhorst "schon unter normalen Umständen eine Riesenangelegenheit ", im Spiel eins nach Jimmy Bells Tod "geht es für uns darum, rauszugehen, unser Bestes abzuliefern und alle Rangers-Fans stolz zu machen. Und natürlich wollen wir auch Jimmy stolz machen."

Es ist eine fürchterliche Zeit für unseren Klub, aber wir trainieren heute und spielen morgen alle für Jimmy.

James Tavernier

Emotional angefasst zeigte sich auch Kapitän James Tavernier, der nach van Bronckhorst die digitale PK fortsetzte. "Es ist eine fürchterliche Zeit für unseren Klub, aber wir trainieren heute und spielen morgen alle für Jimmy", so der Defensivspieler. Der  Engländer stieß 2014 von Wigan zu den Rangers, als die "Blaunasen" nach dem Zwangsabstieg in die vierte Liga (2012, Insolvenz) sich schon wieder bis in die zweite schottische Liga hochgearbeitet hatten.

Tavernier und die Anekdote mit der schmutzigen Binde: "Das wird hart"

"Als ich ihn das erste Mal getroffen habe, habe ich ihn nach der Rückennummer 2 gefragt. Und er hat mich gleich ein bisschen auflaufen lassen wegen dieser Frage", so der 30-Jährige, der wie viele seiner Kollegen von einer "ganz besonderen Beziehung zu Jimmy" sprach. "Es gab so viele Details mit ihm, die jetzt fehlen werden", sagte Tavernier und erinnerte sich daran, wie er vom Zeugwart kurz vor Anpfiff immer die nach Siegen nicht gewaschene Kapitänsbinde übergestreift bekam. "Ohne ihn, das wird hart."

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Die Taktikvorgabe ist klar: "Ein frühes Tor"

Das Europa-League-Finale vor Augen beschreibt er seine sieben Jahre bei den Rangers als "eine Reise, auf die er immer gehofft hatte". In seinen bisher 37 Europa-League-Spielen (neun Tore) habe er es mit dem Klub "immer mehr geschafft, in den großen Wettbewerben an die Tür zu klopfen. Und jetzt brauchen wir nur noch einen Schritt zu machen, um das Finale zu erreichen".

Auf die Frage, wie die Taktik aussehen könnte gegen die im Umschaltspiel starken Leipziger angesichts des 0:1 im Hinspiel, hat der Rangers-Kapitän eine simple Antwort parat: "Wir sollten ein frühes Tor machen."

Elfmeterbilanz eine Warnung für Leipzig

K.-o.-Spiele im Ibrox

Tavernier muss es wissen, denn in den bisherigen Heimspielen der K.-o.-Phase hatte stets der Rechtsverteidiger die Rangers in Front gebracht - und das immer vom Punkt. Ein Elfmeter beim 2:2 gegen Dortmund (22. Minute), ein Elfmeter beim 3:0 gegen Roter Stern (11.) und gleich zwei beim Verlängerungs-Krimi gegen Sporting Braga (2., 44.). "Wenn uns das wieder gelingt, dann können wir Leipzig schon einschüchtern", so der eiskalte Vollstrecker.

Die Tedesco-Elf dürfte gewarnt sein. Eine ähnlich lethargische erste Hälfte wie in Mönchengladbach und der Traum vom zweiten Finale im Saisonfinish könnte schnell platzen.

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Bernd Staib

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