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Gorilla-Vergleich: Nach dem FC Liverpool sperrt auch der FC Everton die Boulevardzeitung "The Sun" aus

Nach Verunglimpfungen gegen Nationalspieler Barkley

Nach Liverpool sperrt auch Everton die "Sun" aus

Evertons Mittelfeldspieler Ross Barkley wurde in der "Sun" verunglimpft - das hat jetzt Folgen.

Evertons Mittelfeldspieler Ross Barkley wurde in der "Sun" verunglimpft - das hat jetzt Folgen. imago

Wie der FC Everton am Samstag auf seiner Website mitteilte, haben Vertreter der "Sun" ab sofort Hausverbot im Goodison Park, dem Trainingsgelände in Finch Farm und allen weiteren Grundstücken des Klubs. "Während wir keinen Journalisten mit einer Antwort auf schreckliche und unhaltbare Behauptungen würdigen werden, muss diese Zeitung wissen, dass jeder Angriff auf diese Stadt - entweder gegen eine viel respektierte Gemeinschaft oder eine Einzelperson - nicht zu akzeptieren ist."

Grund ist ein Kolumnenbeitrag des ehemaligen "Sun"-Chefredakteurs Kelvin MacKenzie vom Freitag, in dem Mittelfeldspieler Ross Barkley, dessen Großvater in Nigeria geboren wurde, als Gorilla verunglimpft wird.

MacKenzie schrieb, er sei nicht überrascht, dass der Mittelfeldspieler unlängst in einem Nachtklub geschlagen worden sei, weil er einem Tier in einem Zoo ähnele. Dem Artikel beigestellt waren jeweils ein Bild von Barkleys Augen und von denen eines Gorillas. "Ich bekomme ein ähnliches Gefühl, wenn ich einen Gorilla im Zoo sehe", schrieb MacKenzie: "Die Physis ist ausgezeichnet, aber die Augen sagen etwas anderes." Es folgten ziemlich niveaulose Mutmaßungen darüber, was wohl hinter den Augen sei.

Liverpools Bürgermeister erstattet Anzeige

Liverpools Bürgermeister Joe Anderson sah in dem Text eine rassistische Beleidigung und erstatte Anzeige bei der Polizei, die Untersuchungen aufgenommen hat. Die Ansichten, die im Artikel über die Stadt Liverpool zum Ausdruck gebracht würden, seien zudem "prähistorisch und stereotyp".

Die "Sun", die den Artikel am Freitagnachmittag von ihrer Website nahm, reagierte auf den Vorwurf betroffen und entschuldigte sich für die Ansichten, die in ihm zum Ausdruck gebracht wurden - diese seien "falsch, nicht lustig und nicht die Meinung der Zeitung". Man werde den Vorfall aufklären, sobald MacKenzie aus dem Urlaub zurück sei. MacKenzie verteidigte den umstrittenen Artikel. "Ich hatte keine Ahnung von Ross Barkleys Familiengeschichte", sagte er der Nachrichtenagentur PA. Der Rassismus-Vorwurf sei "jenseits von Parodie".

Zufall? Veröffentlichung einen Tag vor Hillsborough-Jahrestag

Der 70-jährige MacKenzie war als "Sun"-Chefredakteur unter anderem für eine Titelgeschichte zuständig, die den Fans des FC Liverpool die Schuld am Hillsborough-Desaster vom 15. April 1989 gab. Damals kamen 96 Fußballfans in einem tödlichen Gedränge im Stadion von Sheffield ums Leben - ohne eigenes Verschulden, sondern aufgrund von Polizeiversagen .

Dass MacKenzies Gorilla-Vergleich, der ausgerechnet kurz vor dem Jahrestag des Unglücks veröffentlicht wurde, ein Versehen gewesen sein soll, bezweifeln viele Beobachter. Beim FC Liverpool sind "Sun"-Reporter schon seit Februar nicht mehr erwünscht .

ski