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Nach Bierhoffs Führung erschreckende Abwehrschwächen

EURO-Testspiel in Freiburg, Deutschland - Liechtenstein 8:2 (2:1)

Nach Bierhoffs Führung erschreckende Abwehrschwächen

Deutschland: Lehmann/Borussia Dortmund (30 Jahre/13 Länderspiele) - Matthäus/New York/New Jersey MetroStars (39/148) - Linke/Bayern München (30/16), Nowotny/Bayer Leverkusen (26/20) - Babbel/Bayern München (27/50), Jeremies/Bayern München (26/24), Hamann/FC Liverpool (26/25), Ziege/FC Middlesborough (28/51) - Scholl/Bayern München (29/27) - Bierhoff/AC Mailand (32/50), Rink/Bayer Leverkusen (27/9)

Liechtenstein: Jehle/FC Schaan (18 Jahre/12 Länderspiele) - Hefti/FC Vaduz (30/26), Zech/FC Balzers (31/30), Hasler/FC Vaduz (26/34), Ospelt/FC Vaduz (26/27) - Martin Stocklasa/FC Zürich (21/20), Telser/FC Vaduz (21/21), Christoph Frick/FC Balzers (25/19), Gigon/Stade Lausanne (27/7) - Thomas Beck/FC St. Gallen (18/9), Mario Frick/FC Zürich (25/30)

Eingewechselt : 30. Ramelow 26/9 (B. Leverkusen) für Matthäus, 46. Butt 26/1 (HSV) für Lehmann, Bode 30/20 (W. Bremen) für Ziege, Ballack 23/7 (B. Leverkusen) für Jeremies, Deisler 20/3 (Hertha BSC) für Babbel, Häßler 34/99 (1860 München) für Hamann, Rehmer 28/11 (Hertha BSC) für Linke, Wosz 30/16 (7) (Hertha BSC) für Scholl, Jancker 25/7 (B. München) für Bierhoff und Kirsten 34/49 (49) (B. Leverkusen) für Rink - 70. Büchel 18/5 (FC Vaduz) für T. Beck, 79. Ritter 19/14 (FC Winterthur) für Gigon, 90. Bicker 24/13 (FC Schaan) für Büchel Reservebank : - M. Oehry 35/8 (FC Rankweil/Tor), R. Oehri 23/10 (FC Rapperswil), M. Beck 19/7 FC St. Gallen), Hanselmann 24/22 (FC Balzers)

Tore : 1:0 Bierhoff (1., Kopfball, Vorarbeit Linke), 1:1 Ma. Stocklasa (17., Rechtsschuss, M. Frick), 2:1 Scholl (31., Linksschuss, Hamann), 2:2 M. Frick (56., Rechtsschuss, Ma. Stocklasa), 3:2 Bode (65., Linksschuss, Rehmer), 4:2 Hasler (80., Eigentor, Deisler), 5:2 Kirsten (81., Kopfball, Rehmer), 6:2 Jancker (84., Rechtsschuss, Häßler), 7:2 Kirsten (86., Kopfball, Ramelow), 8:2 Jancker (89., Rechtsschuss, Bode)

SR : Plautz (Österreich - Assistenten: Staudinger, Fraud), Note 2, hatte keine Probleme mit dem fairen Spiel Zuschauer : 24 000 Gelbe Karten : Hamann - Hasler, Hefti Chancen : 17:5 Ecken : 12:0 Spieler des Spiels : Ulf Kirsten Spielnote : 4

Anmerkung : Die erste Zahl hinter dem Spielernamen bedeutet das Alter, die zweite die Anzahl der A-Länderspiele, die Zahl in Klammern die Anzahl der Auswahlspiele für die DDR.


Analyse

Vor vier Jahren verabschiedete sich die deutsche Elf mit einem bejubelten 9:1 gegen Liechtenstein zur EM nach England und holte den Titel. Am Mittwoch blamierte sich der Titelverteidiger in Freiburg gegen den gleichen Gegner trotz eines ähnlichen Ergebnisses von 8:2 besonders in der ersten Halbzeit bis auf die Knochen.

Der Fitness-Test für die zuletzt verletzten Matthäus und Jeremies brachte Niederschmetterndes: Jeremies ist auf keinen Fall für das Rumänien-Spiel bereit. Matthäus musste nach einer halben Stunde verletzt raus. Ob es für ihn bis Montag reicht, ist äußerst zweifelhaft.


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An Stelle von Kahn, Ramelow und Häßler begannen gegenüber dem Tschechen-Spiel Jens Lehmann, Matthäus und Jeremies. Bierhoff kehrte für Jancker in den Sturm zurück und führte sich schon in der 1. Minute mit dem Kopfballtreffer nach Ecke von Scholl gut ein.

Die deutsche Elf glaubte nach der Vorbereitung an einen leichten "Ausgalopp" vor dem EM-Start, irrte sich aber gründlich. Dabei bereitete sie sich selbst Probleme. Erstens verirrte sich die Ribbeck-Elf in der ersten Viertelstunde gleich sieben Mal in der Liechtensteiner Abseitsfalle. Und zweitens zeigte sie wieder erschreckende Defensivschwächen. Auch Rückkehrer Lothar Matthäus, der in Mallorca und gegen Tschechien nicht gespielt hatte, machte das nicht wett.

Einer der gravierenden Abwehr- Schnitzer - erst patzte Nowotny, dann spielte Matthäus zum Liechtensteiner Stocklasa - brachte dem Underdog aus dem Zwergstaat das überraschende 1:1. In der 30. Minute musste der Rekord-Nationalspieler dann auch noch verletzt gegen Ramelow ausgetauscht werden.

Eine Minute später die erneute Führung für den Europameister. Hamann, der vorher mehr durch Fehlpässe aufgefallen war, bediente den Torschützen Scholl mustergültig. Wenn etwas mal gut nach vorne ging vor der Pause, dann lief es vor allem über Scholl und auch Ziege. Doch wenn die deutsche Startaufstellung gegen Liechtenstein, die Nummer 135 der FIFA-Weltrangliste - bis auf Kahn für Lehmann - die Elf für das Rumänien-Spiel gewesen sein soll, dann muss sich bis Pfingstmontag in allen Bereichen noch allerhand tun.

Die auf neun Positionen umgestellte Elf setzte nach der Pause mehr spielerische Akzente, besonders auf der rechten Seite durch Deisler. Doch die Abwehrmängel blieben. So fiel nach einem verlorenen Kopfball-Duell von Ramelow das 2:2 durch Frick. Die schön herausgespielten Tore zum 3:2 (Bode), 4:2 (Hasler, Eigentor), 5:2 (Kirsten), 6:2 (Jancker), 7:2 (Kirsten) und 8:2 (Jancker) sorgten gegen die am Ende völlig überforderten und ermatteten Liechtensteiner wenigstens noch für einen versöhnlichen Abschied nach Holland.

Wolfgang Tobien