Der "Clasico platense", der ewige Vergleich zwischen Argentinien und dem Nachbarn aus Uruguay stand im Viertelfinale der Copa America auf dem Programm. Argentinien begann unverändert im Vergleich zum überzeugenden 3:0 gegen Costa Rica, Uruguay musste weiterhin auf den am Knie verletzten Torjäger Cavani verzichten.
Das Publikum in Santa Fe und die argentinische Auswahl wurden zu Beginn des Spiels jedoch sofort geschockt. Uruguay zeigte sich bei einem ersten Freistoß von Forlan, wie auch im weiteren Verlauf der ersten Hälfte im Luftduell überlegen, ein Abpraller von Romero fiel Perez vor die Füße und es stand 1:0 für den WM-Vierten (5.).
Copa America - Viertelfinale
Copa America
Doch die Gastgeber rafften sich durch den Rückstand angestachelt auf und setzten, angetrieben vom kaum zu bremsenden Messi, zum Zwischensprint an. Die Batista-Elf erspielte sich deutliche Feldvorteile, zeigte sich beweglicher und ein Geistesblitz der Nummer 10 setzte Real-Madrid-Stürmer Higuain perfekt in Szene. Nach einem platzierten Kopfball stand es unentschieden (17.).
Und es blieb lebhaft: Uruguays Perez sah nach einem taktischen Foul den zweiten Gelben Karton und flog mit einer Ampelkarte vom Platz (38.). Argentinien zog bis zur Pause aber keinen Vorteil mehr aus der numerischen Überlegenheit – ein Abseitstor von Higuain wurde korrekterweise ebenso wenig anerkannt, wie eines auf der Gegenseite. Doch die Lufthoheit Uruguays blieb offensichtlich. Kapitän Lugano setzte eine Forlan-Flanke an die Latte (44.), dann ging es mit dem Remis in die Kabinen.
Uruguay in Unterzahl, Argentinien ideenlos
Nach der Pause wirkte Uruguay trotz Unterzahl sehr geschickt, verengte die Räume und machte den Gastgebern mit einer sehr defensiven Kontertaktik das Leben richtig schwer. Argentinien kam kaum mehr richtig zum Zug. Und wenn, dann hatte Uruguays Keeper Muslera immer wieder Hand oder Fuß am Ball und war nicht zu überwinden. Als dann auch Argentiniens Kapitän Mascherano in der Schlussphase der regulären Spielzeit die Rote Karte sah, drehte sich der Spieß um.
Tevez scheitert vom Punkt
Der Elfmeter-Fehlschuss: Carlos Tevez scheitert an Schlussmann Muslera. Getty Images
Auch in der Verlängerung sollte sich anschließend nichts mehr ändern. Es blieb beim Remis, es kam zum Elfmeterschießen, es wurde dramatisch! Denn ausgerechnet Publikumsliebling Carlos Tevez vergab den entscheidenden Elfmeter, den Muslera aus der rechten Ecke fischte. Caceres verwandelte am Ende des Ausscheidungswettbewerbs und Uruguay feierte, als Argentinien in Depression versank.
Heimcoach Sergio Batista weinte hernach dem Erfolg hinterher: "Wir hätten in der ersten Hälfte den Sieg verdienen können", musste aber auch zugeben, "dass wir nicht das Niveau erreicht haben, dass wir uns vorgegeben haben." Argentinien bleibt vor eigenem Publikum nur die bittere Rolle des Zuschauers, während Uruguay nun im Halbfinale der Gang gegen Peru bevorsteht.
Aus Santa Fe berichtet Andreas Schade