1860-Coach Markus von Ahlen startete in das Pflichtspieljahr 2015 mit altbekanntem Personal: Torgarant Okotie (zwölf Saisontore vorab) begann an vorderster Front, dahinter startete Ideengeber Adlung. Hinter der Doppelsechs Weigl und Sanchez durften Vallori und Kagelmacher in der Innenverteidigung ran. Neuzugänge wie Annan (HJK Helsinki) oder Simon (FC Ujpest) saßen auf der Bank. Gänzlich fehlten Bedia und Rodri (jeweils Trainingsrückstand).
Heidenheims Trainer Frank Schmidt hatte jüngst noch einmal klargestellt, dass der Konkurrenzkampf auf jeder Position eröffnet ist und er etliche Varianten zur Verfügung hat. Einzig Kapitän Schnatterer ist gesetzt. Neben dem Anführer begannen dieses Mal Grimaldi und Leipertz, im Sturmzentrum stand Tanker Niederlechner. Auf der Bank nahm derweil unter anderem Neuzugang Voglsammer (SpVgg Unterhaching) seinen Platz ein, während Zimmermann (Reha), Reinhardt (Sprunggelenksverletzung) und Morabit (grippaler Infekt) gar nicht mitwirken konnten.
Bissige Löwen und das Fast-Eigentor
Kurz vor Spielbeginn hatte 1860-Trainer von Ahlen nochmals seinen Matchplan verkündet: "Wir sind optimistisch und haben uns gut vorbereitet. Wir wollen diesen Eindruck heute von der ersten Sekunde an im Spiel bestätigen." Gesagt, getan: Die Löwen zeigten sofort Zähne, pressten vor allem mit den quirligen Okotie und Kapitän Adlung extrem früh. Alle Offensivspieler wechselten außerdem immer wieder die Positionen, was die Heidenheimer in der Anfangsviertelstunde teils verwirrte. Viel Tempo und schnelle Zuspiele brachten den Hausherren außerdem die ersten Gelegenheiten ein: Adlung bugsierte einen Standard übers Gehäuse (7.), Claasens Schuss aus rund elf Metern wurde abgeblockt (10.) und wieder Claasen scheiterte mit einem ordentlichen Kopfball (14.).
Dazwischen aber klingelte es beinahe - und zwar selbstverschuldet: Vallori bediente Wittek auf der linken Seite, der sich sofort unter Druck gesetzt fühlte und abbrach. Es folgte der viel zu harte Rückpass auf und an Torhüter Ortega vorbei. Der reagierte jedoch blitzschnell und grätschte das Leder gerade noch auf der Torlinie weg (9.).
Okotie hat die Ruhe weg
Elfmeter gelupft: Rubin Okotie glänzt mit einem sehenswerten Abschluss vom Punkt aus. Getty Images
Weil die Löwen das Tempo meistens aufrecht erhielten und stets bis zum Strafraum hervorstießen, lag der verdiente Führungstreffer irgendwie in der Luft. Diesen gab es auch: Valdet Rama zog nach einem schönen Vorstoß in den Strafraum, schloss scharf ab. Göhlert rauschte grätschend und die Hände hochreißend heran. Klare Angelegenheit: Handelfmeter. Diesem nahm sich Okotie an, der lässig anlief und den Ball via Lupfer mittig versenkte (29.). Sein 13. Saisontor. Mit dem 1:0 ging es auch in die Pause, wenngleich sich die Giesinger nach der Führung merkwürdig verhielten und sich fortan weit zurückzogen und eher lange Bälle schlugen. Doch so oder so, dem FCH viel bis auf einen Außennetzknaller von Niederlechner offensiv viel zu wenig ein (25.).
Der 20. Spieltag
Göhlert macht's wieder gut
Direkt mit Wiederbeginn änderte sich das Bild von vor der Pause nicht: 1860 agierte extrem tief, ließ alle guten Eindrücke bis zum 1:0 vergessen, während der FCH einen ersten Warnschuss setzte. Diesen konnte Ortega stark parieren (50.). Dennoch deutete sich an, dass der FCH nun dem Ausgleich gegen schwache Löwen nahe war: Die blieben nämlich ihrem Motto treu, fletschten nach dem 1:0 in Minuten 29 nämlich chronisch ihre bis dahin scharfen Zähne nicht mehr. Mit Folgen: Göhlert machte seinen Fehler beim verursachten Handelfmeter nämlich wieder gut. Schnatterer wurde auf der rechten Seite vollkommen allein gelassen, durfte seelenruhig in die Mitte zum ebenfalls blanken Göhlert flanken. Der schloss trocken und direkt ins linke Eck ab - 1:1 (54.).
Die Bestrafung wird durch Niederlechner härter
Siegtorschütze Florian Niederlechner (rechts) feiert mit den Kollegen das 2:1. Getty Images
1860-Trainer von Ahlen reagierte und brachte den quirligen Vollmann für den unauffälligen Claasen, um im besten Fall neuen Offensivgeist einzuhauchen. Doch das Geschehen auf dem Rasen blieb gleich: Die Ostalbstädter dominierten nun das Spiel - und durften gar in Überzahl agieren. Sanchez holte sich mit einem klar taktischen Einsteigen seine zweite Gelbe Karte ab, musste mit Gelb-Rot das Feld verlassen (64.). Als sich an der Seitenlinie 1860-Neuzugang Annan bereitmachte, klingelte es obendrein: Eine Heise-Ecke verlängerte Titsch-Rivero an den zweiten Pfosten zum von Adlung im Stich gelassenen Niederlechner, der seine Direktabnahme eiskalt rechts unten versenkte (66.). Die Lage im Münchner Lager war nun äußerst prekär - und noch einmal sei es erwähnt: Der Rückstand war neben mutigen und pressenden Heidenheimern auch zu einem ordentlichen Teil selbst verschuldet. Das musste sich Trainer von Ahlen wegen der zu defensiven Einstellung vorwerfen lassen.
Die Seuche geht weiter - Heidenheim feiert
Wie es hätte gehen können, zeigten die Heidenheimer, die nach der Führung weiter Druck machten und ins Pressing gingen. So verlor Vallori gegen Joker Voglsammer das Leder, der frei in den Strafraum zog. Allein sein Querpass kam nicht an, weswegen noch Hoffnung für die Löwen auf einen Zähler bestand (79.). Doch weiterhin griffen nur die Gäste an, spielten aussichtsreiche Gegenzüge aber reihenweise zu schwach aus (82., 85. und 86.). Gab es nun doch noch den Lucky Punch der Löwen? Nein, es blieb beim verdienten 2:1 für Heidenheim, das sich damit wieder ins obere Mittelfeld vorschob (Rang acht). Die Giesinger dagegen stagnierten mit 17 Zählern auf dem Abstiegsrelegationsrang, mussten mit berechtigten Pfiffen nach anfänglich guter Leistung und merkwürdigem Einbruch in der Allianz-Arena auskommen.
Der TSV 1860 München reist am kommenden Sonntag (13.30 Uhr) zum Aufsteiger SV Darmstadt 98. Der 1. FC Heidenheim bekommt es dagegen schon am Freitagabend (18.30 Uhr) mit dem Karlsruher SC zu tun.