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Mou: "Bin nicht sicher, ob Klopp so ruhig ist wie ich"

Manchester United empfängt Liverpool

Mourinho: "Bin nicht sicher, ob Klopp so ruhig ist wie ich"

Zwei Trainer, die "eine Art Wut" in sich tragen - und sich am Sonntag treffen: Jürgen Klopp und José Mourinho.

Zwei Trainer, die "eine Art Wut" in sich tragen - und sich am Sonntag treffen: Jürgen Klopp und José Mourinho. imago

José Mourinho kann ziemlich stur sein, das ist bekannt. Am Freitag nannte er das 0:0 zwischen Liverpool und Manchester United am 17. Oktober abermals "ein gutes Spiel", obwohl die Premier League in dieser Saison kaum etwas Destruktiveres zu bieten hatte als jene United-Leistung: 35 Prozent Ballbesitz, ein Schuss aufs Tor. Das Problem für Liverpool: Seitdem hat sich viel getan.

Wenn sich die beiden Erzrivalen am Sonntag (17 Uhr, LIVE! bei kicker.de) im Old Trafford wiedersehen, bringt zwar Liverpool (2.) einen Fünf-Punkte-Vorsprung mit ins Spiel, United (6.) aber einen atemberaubenden Siegeszug: Neun Pflichtspiele hat Mourinhos Elf hintereinander gewonnen, seit 15 ist sie unbezwungen.

Er kombiniert beste technische Fähigkeiten mit höchstem Tempo - das ist ziemlich selten.

Jürgen Klopp über Henrikh Mkhitaryan

"Sie sind besser, haben mehr Selbstvertrauen, sind mehr aneinander gewöhnt", hat auch Jürgen Klopp erkannt. "Henrikh Mkhitaryan ist dafür nur ein Beispiel, aber ein sehr wichtiges." Den Armenier, den er einst nach Dortmund holte, nennt er "ohne Zweifel einen Weltklassespieler", er kombiniere " beste technische Fähigkeiten mit höchstem Tempo - das ist ziemlich selten". Mit anderen Worten: Er ist ein Spieler, den Klopp gerade gut gebrauchen könnte.

In Klopps Umfeld geht ein wenig die Angst um

Liverpool eine Mini-Krise anzuhängen, weil die zweite Reihe im FA-Cup gegen Viertligist Plymouth (0:0) und eine 1B-Formation im Ligapokal in Southampton (0:1) patzte , wäre wahrlich übertrieben. Und doch kommt es nicht von ungefähr, dass Klopp am Freitag von der diffusen Angst berichtete, die mehrere Leute in seinem Umfeld vor Sonntag umtreibt: "Oh mein Gott, jetzt kommt ManUnited", das sei die vorherrschende Gefühlslage.

Er selbst ist um Optimismus bemüht ("Gebt mir elf Spieler und wir werden konkurrenzfähig sein"), weiß aber, dass das nicht reichen wird. "Unser Passspiel muss schneller werden. Wir wissen, was wir tun müssen, um mehr Chancen herauszuspielen", sagt Klopp - erstmals seit Februar 2016 blieb Liverpool in zwei Pflichtspielen in Folge ohne Tor. "Aber vor diesem Spiel glaube ich nicht, dass es allzu sehr um Chancen und Dominanz geht. Da müssen wir über andere Dinge nachdenken."

In den letzten Spielen, die sie gewonnen haben, haben sie nicht gegen uns gewonnen.

Jürgen Klopp über ManUnited

Chancen zu verhindern zum Beispiel, neben Mkhitaryan befindet sich ja auch Zlatan Ibrahimovic in herausragender Form (schon 13 Saisontore), verbal sowieso . Paul Pogba ist weiter im Kommen, Juan Mata schießt wichtige Tore, und die Defensive - Rojo wird wohl fit - steht seit Wochen stabil. "Sie verdienen ihren Lauf", kontert Klopp. "Aber in den letzten Spielen, die sie gewonnen haben, haben sie nicht gegen uns gewonnen."

Und selbst dann hätte Klopp eine berechtigte Hoffnung auf Besserung: Sadio Mané (Afrika-Cup) fehlt zwar weiterhin, mit Joel Matip, Kapitän Jordan Henderson und Philippe Coutinho trainieren aber drei Unverzichtbare wieder voll mit. Sind sie am Sonntag einsatzfähig? "Es ist gut, dass sie zurück sind - falls sie zurück sind", lacht Klopp. Ein wenig Lockerheit kann gerade nicht schaden.

Bei einer Niederlage wäre United gefühlt schon vorbeigezogen

Denn den Druck, das kann auch der Fünf-Punkte-Vorsprung auf United nicht übertünchen, den hat Liverpool am Sonntag. Spitzenreiter Chelsea (in Leicester) könnte bereits um acht Punkte enteilt sein, wenn im Old Trafford angepfiffen wird, bei einer Liverpooler Niederlage wäre United fast gleichauf - und gefühlt wohl schon vorbeigezogen. "Es geht um drei Punkte, plus die emotionale Komponente", sagte Mourinho am Freitag nicht ohne Grund. Ein negativer Lauf in dieser Phase kann folgenschwer werden, ein positiver ebenso, siehe Leicester vor einem Jahr.

Klopp gibt sich im Vorfeld alle Mühe, Mourinhos Sieghunger in nichts nachzustehen ("Er ist in dieser Hinsicht Spitze, das ist keine Neuigkeit - aber wir haben diese Art von Wut auch in uns"), konstatiert jedoch ehrlich: "Ich glaube nicht, dass Josés und mein Streben nach dem Sieg den Unterschied machen kann." Mourinho erwartet mit Klopp einen Kollegen, "der genauso motiviert ist wie ich, aber ich bin nicht sicher", fügte er allen Ernstes an, "ob er so ruhig ist wie ich." Auch da kann Mourinho ziemlich stur sein.

jpe

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