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Monsieur Mader und seine Kicker

"Autriche" Lustenau

Monsieur Mader und seine Kicker

Markus Mader kann sich angesichts des tollen Saisonstarts die Hände reiben.

Markus Mader kann sich angesichts des tollen Saisonstarts die Hände reiben. GEPA pictures/Oliver Lerch

Bonjour, Monsieur Mader, ist bei Ihnen in Lustenau seit der Kooperation mit Clermont Foot Französisch schon Amtssprache?

Nein, aber unsere französischen Spieler sind alle akzeptiert und happy. Natürlich stecken sie eher zusammen, aber da muss ich unseren Teamleadern ein großes Lob aussprechen, sie sorgen immer wieder für gemeinsame Aktionen, wo alle dabei sind. Wir haben kein Problem. Jean Hugonet, zum Beispiel, ist jetzt ein Jahr da und spricht fast perfekt Deutsch. Er will auch, dass wir ständig Deutsch mit ihm sprechen und übersetzt für die neuen Spieler. Wir haben nicht wie andere Vereine vier Dolmetscher, sondern einen, der auch unser Physio und Athletiktrainer ist. Sonst unterhalten wir uns viel auf Englisch, aber für mich ist Fußball sowieso eine Sprache, die jeder versteht.

Es gibt nur wenige Beispiele, wo Kooperationen im nationalen und internationalen Fußball wirklich gut funktioniert haben. Warum ist das bei euch anders?

Meiner Meinung nach sind solche Kooperationen vielfach einseitig. Oft sind die Kooperations-Spieler nur die Nummern 20 bis 26 und spielen beim verleihenden Verein so gut wie keine Rolle. Bei uns ist das ein bisschen anders. Da geht es schon um Spieler mit Qualität, die länger gescoutet wurden und nicht ohne Grund einen Vertrag bei Clermont Foot in der Ligue 1 haben. Der Klub ist davon überzeugt, dass sie es schaffen können - wie Muhammed Cham oder Brandon Baiye. So eine Kooperation muss ja für beide Klubs etwas bringen. Für Clermont ist es gut, dass ihre Spieler in einer höchsten Liga spielen und sich entwickeln können, uns bringen sie die Qualität, um in der Liga bestehen zu können.

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Sie haben aber nicht nur drei Clermont-Leihspieler im Kader, sondern viele weitere französisch-sprachige Spieler. Wie sind Sie zu denen gekommen?

Da profitieren wir selbstverständlich vom "Clermont-Netzwerk". Es gibt ja immer wieder Spieler, die von Core Sports, dem Unternehmen von Ahmet Schaefer, dem Clermont-Präsident, gescoutet werden. Wenn es für den ein oder anderen bei Clermont Foot 63 noch nicht reicht, aber das Potenzial definitiv vorhanden ist und sie uns weiterhelfen können, nutzen wir natürlich diese Informationen. Über diese Schiene sind Hugonet und Guenouche, die wir fix verpflichtet haben, aber auch einige weitere zu uns gekommen. Während Türkmen, Bellache und Diaby bei Clermont Verträge haben und nur ausgeliehen sind. Diaby, der wie Bellache erst seit ein paar Tagen bei uns ist, hat uns im Training schon einige tolle Sachen gezeigt. Bei diesen Jungs hoffen wir natürlich ebenfalls, dass sie wieder für einiges Aufsehen sorgen werden.

In den letzten Wochen herausragend war aber der kapverdische Nationalspieler Bryan Teixeira.

Bryan Teixeira ist noch ein anderer Fall. Er war im Vorjahr an uns ausgeliehen, hat aber in Clermont keine Vertragsverlängerung mehr angeboten bekommen. Trotzdem wollten wir ihn weiter in der "Gruppe" halten, da wir von seinen Qualitäten überzeugt sind und sein Verbleib in Lustenau auch für den Jungen genau das Richtige für seine Entwicklung ist. Er performt jetzt richtig gut. Ich bin mir sicher, dass er schon in sämtlichen Büchern aller österreichischen Top-Klubs steht. Weil er alles hat. Geschwindigkeit, Technik und jetzt trifft er auch ins Tor. Natürlich muss er das noch über einen längeren Zeitraum beweisen, fünf gute Spiele in einer Saison sind zu wenig. Aber letztes Jahr war er noch nicht einmal Stammspieler. Da habe ich ihn mir im Frühjahr einmal zur Seite genommen und ihm gesagt, dass es nicht reicht, nur gut zu spielen, er muss auch schauen, dass in seiner Vita Erfolge stehen. Er braucht Tore uns Assists. Die Vereine schauen auf Transfermarkt, da müssen dann große Zahlen stehen. Und das hat er seither gut gemacht. Er ist derzeit einer der Top-Scorer der Liga.

Einen Hugonet, sag' ich jetzt einmal frech, könnte ich mir auch in der Innenverteidigung von Rapid vorstellen.

Markus Mader

Das heißt, diese Spieler sind auch Aktien für Austria Lustenau?

Selbstverständlich. Ich glaube schon, dass Hugonet, Guenouche und Teixeira - aber auch einige andere - ihren Weg machen können. Einen Hugonet, sag’ ich jetzt einmal frech, könnte ich mir auch in der Innenverteidigung von Rapid vorstellen. Diese jungen Spieler machen natürlich noch ihre Fehler, aber sie lernen dabei. Hugonet hat gegen Salzburg einmal ins Zentrum statt nach außen geklärt, was zu einem Gegentor geführt hat. So einen Fehler wird er nie mehr machen. Auch Guenouche hat schon seinen Fehler gemacht, aber er war französischer Nachwuchs-Nationalspieler und hat großes Potenzial.

Muhammed Cham, in der Vorsaison bester Spieler der 2. Liga, trifft mittlerweile in der Ligue1. Mussten Sie ihn erst überzeugen, es in Clermont noch einmal zu versuchen?

Nein, das war von vornherein klar, dass er nach dem guten Jahr bei uns eine Chance bekommen würde. Klar, wenn er bei uns nicht so performt hätte, hätte Clermont-Trainer Gastien auch nicht gesagt, den brauchen wir. Aber er hat sich super entwickelt, schon mehrere Tore geschossen und spielt meist von Anfang an. Nur halt statt gegen Rasner gegen Messi.

Angeblich ist er auch schon bei Ralf Rangnick Thema. Zurecht?

Ich kann nur sagen, dass es in Österreich nur wenige solche Kreativspieler wie ihn gibt. Arnautovic war in seinen jungen Jahren ein ähnlicher Typ. Halt auch mit negativen Seiten. Aber wenn ein Spieler so eine herausragende Saison spielt und sich dann innerhalb von drei Monaten zu einem Stammspieler in der Ligue 1 entwickelt, kann ein österreichischer Teamchef über diese Personalie gar nicht hinwegschauen. Dafür gibt es ja auch andere Beispiele wie Danso oder Daniliuc.

Cham galt als sehr schüchtern, mussten Sie ihm erst auf die Sprünge helfen?

Mo ist noch immer sehr demütig und dankbar, dass er so eine Chance im Fußball bekommt. Aber ich muss gar niemand auf die Sprünge helfen. Cham hat seine Chance bekommen und er hat sie genützt. Jeder Spieler ist seines Glückes eigener Schmied. Natürlich war er nicht erfreut, als er das erste Mal auf unserem Trainingsplatz gestanden ist. Das war sicher nicht das, wovon geträumt hat. Aber hat die Situation angenommen, hart gearbeitet und sich selbst geholfen.

Geht es vielen Spielern so wie Cham, wenn sie in Lustenau ankommen?

Lustenau kennen doch die wenigsten Spieler. Das ist keine Weltstadt wie Wien, Zürich oder München. Wir sind eine kleine Gemeinde in Vorarlberg und wahrscheinlich nicht einmal die schönste. Wenn Sie mit unserem Sportkoordinator Alex Schneider reden, werden Sie hören, dass es nicht so einfach ist, Spieler zu überzeugen, für ein Jahr nach Lustenau zu kommen. Der hört oft: Was, wo? Nein, da gehe ich nicht hin. Auch für Clermont-Spieler ist das nicht das Traumziel. Wir können sie aber durch unseren eingeschlagenen Weg überzeugen und das gelingt uns immer besser. Da helfen Beispiele wie Cham und Baiye, der auch schon zu seinen Ligue-1-Einsätzen gekommen ist, natürlich sehr.

Sie haben lange im Amateurbereich gearbeitet, war die Umstellung groß, es jetzt mit Profis zu tun zu haben?

Ich muss sagen, ich war von der ersten Minute gleich drin im Beruf des Profi-Trainers. Die Spieler haben es mir aber auch leicht gemacht, waren sehr aufgeschlossen mir gegenüber und haben es mich nicht spüren lassen, dass sie Profis sind und ich aus dem Amateurbereich gekommen bin. Das war natürlich einfacher, weil wir erfolgreich waren. Ich weiß nicht, wie es sich entwickelt hätte, wenn der Erfolg nicht so extrem gewesen wäre.

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Mit dem Saisonstart sind Sie wohl zufrieden, obwohl es auch schon Rückschläge wie das 0:6 gegen RB Salzburg oder das Cup-Aus gegen Wiener Sport-Club gab?

Ich glaube, es wäre vermessen zu sagen, dass wir schon Punkte liegen gelassen haben. Wir sind gut gestartet, aber das kann auch schnell in die andere Richtung gehen. Bis jetzt haben wir gesehen, dass es Mannschaften gibt, mit denen wir durchaus auf Augenhöhe sind und haben auch gegen den ein oder anderen Top-Klub vielleicht schon ein bisschen überrascht. Was uns womöglich an Erfahrung fehlt, hat die Mannschaft mit Mentalität, mit Teamwork und Leidenschaft wettgemacht.

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