Int. Fußball

Kommentar Weltfußballer: Messi vor Haaland - völlig daneben

Kommentar

Messi vor Haaland: Das ist völlig daneben

Nicht anwesend: Lionel Messi.

Nicht anwesend: Lionel Messi. Getty Images/kicker

Dem Weltverband dünkte wohl was. Jedenfalls verteilte er via E-Mail am Morgen der Bekanntgabe seines Fußballers des Jahres noch einmal eine Medienmitteilung, in der das Wahlverfahren erklärt wurde.

Am Montagabend dann wurde bekannt: Lionel Messi erhält diese Auszeichnung, nicht Erling Haaland.

Das schadete unmittelbar der feierlichen Preisverleihung. Es schadet darüber hinaus derlei Auszeichnungen im Allgemeinen. Es schadet letztlich dem Elitefußball insgesamt - denn der erscheint immer unglaubwürdiger.

Den ganz Großen ist nicht mal mehr bei der Wahl ihrer Besten über den Weg zu trauen

Erst kürzlich war veröffentlicht worden, dass der Ballon d'Or in bestimmten Jahren der jüngeren Vergangenheit angeblich korrumpierbar gewesen sein soll. In der Summe mit der konkurrierenden Weltfußballerwahl der FIFA lässt das seit Montag den Argwohn zu: Den ganz Großen ist nicht mal mehr bei der Wahl ihrer Besten über den Weg zu trauen.

Man kann sich ausmalen, wie Erling Haaland und seine Entourage vor Wut schäumen oder vor Enttäuschung erblassen. Für jede Reaktion, die größtes Unverständnis ausdrückt, wäre Verständnis vorhanden.

So eine Winter-WM kann einen schon verwirren: Führte Messi Argentinien Anfang 2023 zum globalen Titel ... oder war das doch schon Ende 2022? Zur Erinnerung der Bewertungszeitraum für den diesjährigen "The Best"-Award: 19. Dezember 2022, der Tag nach dem WM-Finale, bis 20. August 2023.

Der Beliebteste in einer Online-Abstimmung muss nicht zwangsläufig auch "der Beste" sein

Was tun? Die FIFA könnte ihren Findungsprozess vereinfachen und auch transparenter gestalten, etwa indem sie die Abstimmung der Fans als reine Popularitätswahl trennt von der von Trainern, Kapitänen, Fachjournalisten. Das wäre nichts Verwerfliches. Der Beliebteste in einer Online-Abstimmung muss nicht zwangsläufig auch "der Beste" sein. Es soll auch absolut nicht heißen, dass die Fans keine Ahnung haben. Es wäre aber eine klarere Trennung gegeben zwischen Sympathie- und anderen Werten, vor allem den sportlichen Leistungs- und Erfolgsfaktoren.

Natürlich ist auch in diesem Kommentar einzuräumen, dass bei einer Wahl mit Blick auf den gesamten Planeten nicht nur die westeuropäische Perspektive zählen darf. Immer sind derartige Wahlen subjektiv, im Idealfall ist sowohl die Kickkunst als auch das persönliche Auftreten eines Weltstars würdig. Die Kapitäne, die abstimmten, scheinen da Messi weniger abgeneigt gewesen zu sein.

Die aktuelle FIFA-Wahl lässt unterm Strich jedoch nur eine Bewertung zu: Knapp vorbei ist auch vorbei. In diesem Fall heißt das: Messi vor Haaland ist völlig daneben.

Alle Weltfußballer seit 1991: Von Matthäus bis Messi