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Mehr als diskutable Pullover: Bob Hanning verlässt den DHB

Nach acht Jahren, die "Kraft gekostet haben", ist Schluss

Mehr als nur diskutable Pullover: Hanning verlässt den DHB

Mit Leidenschaft bei der Sache: Bob Hanning verlässt den DHB.

Mit Leidenschaft bei der Sache: Bob Hanning verlässt den DHB. imago images

Bob Hanning kann das Wochenende kaum erwarten. "Erst präsentiere ich mein Buch, dann werde ich mit ein paar Freunden ein bisschen feiern und das Kapitel DHB bei dem ein oder anderen guten Glas Rotwein ad acta legen", sagt der scheidende Verbandsvize.

Acht Jahre hat sich Hanning im Deutschen Handballbund aufgerieben. Er half mit, den Verband gegen heftige Widerstände zu sanieren, führte die Nationalmannschaft schnell zu großen Erfolgen - nun ist Schluss. Hanning hat fertig. Und er ist mit sich im Reinen.

Er geht, das betont Hanning im Gespräch mit dem SID, "mit einem Lächeln im Gesicht. Ich bin mit dem, was sich in all den Jahren getan hat, sehr zufrieden. Aber ich bin ehrlich gesagt auch froh, dass diese Episode nun zu Ende geht. Es waren acht intensive Jahre, die viel Kraft gekostet haben." Am Sonntag wird Hanning beim DHB-Bundestag in Düsseldorf vom Verband offiziell verabschiedet, dann soll Jörg Föste, Geschäftsführer des Bundesligisten Bergischer HC, dessen Job übernehmen.

Wo Hanning war, war "Bob'n'Roll"

Wo Hanning war, war "Bob'n'Roll" - so nennt er es in seiner Autobiografie, die am Freitag erscheint und allein mit dem Cover, das ihn auf einem goldenen Thron zeigt, provoziert. "Bob'n'Roll" ist sicherlich auch eine Anspielung auf seine vielen Auseinandersetzungen, die er mit reichlich Leidenschaft austrug.

Da war der Streit mit dem damaligen DHB-Präsidenten Bernhard Bauer 2015 ("Die Schlammschlacht hätte ich ihm und dem Verband gerne erspart"), da war das unrühmliche Ende mit Christian Prokop, dem von ihm durchgesetzten Bundestrainer, im Frühjahr 2020 ("Nehme das auf meine Kappe"). Und da war der massive Konflikt mit Handball-Legende Heiner Brand, dessen Ende im Verband Hanning kurz nach seiner Amtsübernahme einläutete.

Nie "das Erlebnis, sondern stets das Ergebnis"

Er bereut nichts von all dem, sagt der 53-Jährige: "Wenn man Verantwortung übernimmt, kann man es nicht immer jedem recht machen." Entscheidend war und ist für Hanning, das ist eine seiner Kernbotschaften, nie "das Erlebnis, sondern stets das Ergebnis". Und das kann sich unterm Strich sehen lassen.

Das sind Dinge und Erfolge, die ich nie vergessen werde.

Bob Hanning über 2016

Mit dem sensationellen EM-Triumph in Polen 2016 und Olympia-Bronze im selben Jahr in Rio katapultierte Hanning die Nationalmannschaft zusammen mit Coach Dagur Sigurdsson in lange nicht gekannte Sphären. "Das sind Dinge und Erfolge, die ich nie vergessen werde. Viel wichtiger ist mir aber, dass wir eine neue professionelle Struktur und eine ganz neue Kultur in diesen Verband implementiert haben", sagt Hanning.

Früher habe man nur "mit größten Anstrengungen Sponsoren bekommen. Heute können wir uns aussuchen, wen wir auf die Brust nehmen." Der Verband sei "ausvermarktet" und stehe mit vielen Heim-Turnieren (Junioren-WM 2023, Männer-EM 2024, Frauen-WM 2025 und Männer-WM 2027) vor einer glänzenden Zukunft.

Heute denke ich: Bob Hanning ist ein ganz Großer. Trotz der Pullover.

Stefan Kretzschmar

Diese Zukunft findet beim DHB ab sofort ohne Hanning statt. Und es dürfte dem Verband schwer fallen, ohne ihn, den selbst ernannten "Napoleon des Handballs", die Farbe zu versprühen, die Hanning der Sportart verlieh. Denn es sind nicht bloß die viel diskutierten bunten Pullover, die dem deutschen Handball fehlen werden. Das Charisma und die Durchsetzungskraft, aber auch die Energie und die Leidenschaft von Hanning sind in der Szene beispiellos.

Hanning verspricht: "Man wird mich punktuell hören"

"Früher dachte ich: ein Egoist. Schlimmer noch, ein Egozentriker. Einer, der sich für den Nabel der Handballwelt hält", sagt der frühere Nationalspieler Stefan Kretzschmar über Hanning: "Heute denke ich: Bob Hanning ist ein ganz Großer. Trotz der Pullover."

Komplett weg vom Fenster wird Hanning ganz sicher nicht sein. Als Geschäftsführer der Füchse Berlin und glühender Nationalmannschaftsfan werde er sich weiterhin einmischen, verspricht er: "Man wird mich punktuell hören. Da, wo es wichtig ist. Und vielleicht auch mal da, wo es wehtut."

msc/sid

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