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'MegaBit': "Nur zwischen Gut und Böse unterscheiden"

FIFA-eSportler über Toleranz in der Szene

'MegaBit': "Nur zwischen Gut und Böse unterscheiden"

Bremen FIFA-Profi Michael 'MegaBit' Bittner spricht sich offen für mehr Toleranz aus.

Bremen FIFA-Profi Michael 'MegaBit' Bittner spricht sich offen für mehr Toleranz aus. SV Werder Bremen

Du hast dich kürzlich im Twitch-Stream als Reaktion auf das Outing des australischen Fußballprofis Joshua Cavallo und seine Moments-Karte in FUT rund 15 Minuten lang für mehr Toleranz und die Enttabuisierung der Thematik ausgesprochen. Was hat dich dazu bewogen, diese "Brandrede" zu halten?

Michael 'MegaBit' Bittner: Ich mache derzeit regelmäßig die Objective-Aufgaben in FUT, erspiele alle Karten und gebe auch mein Feedback zu deren Stats. In diesem besonderen Fall war es für mich dann selbstverständlich, nicht nur über die Stats, sondern auch über den Grund für die Moments-Karte zu sprechen.

Obwohl wir heute in einer größtenteils offenen und digitalen Welt leben, erfahren noch zu viele Menschen aus unterschiedlichsten Gründen Diskriminierung und stoßen auf Ablehnung. Deshalb war es mir wichtig, über dieses Thema zu sprechen und auf die Missstände hinzuweisen.

Du hast Homosexualität in deiner Verwandtschaft erwähnt. Ist die oftmals fehlende Akzeptanz für dich ein persönliches Thema, das dich schon länger beschäftigt?

Nein, ein persönliches Thema ist es nicht. Für mich ist das Thema eigentlich auch schnell abgehakt, da ich immer versuche, den Menschen als Mensch zu sehen und nur zwischen Gut und Böse zu unterscheiden. Mich beschäftigt eher zu sehen, dass das bei manchen anders läuft, auf Vorurteile zurückgegriffen und Hass verbreitet wird.

Die große Kunst besteht darin, damit umzugehen.

FIFA-eSportler 'MegaBit'

Die Problematik im Profifußball ist schon seit vielen Jahren bekannt. Du aber bist eSportler - wie ist es deiner Meinung nach um die Toleranz in der eSport- und Gaming-Szene bestellt?

Grundsätzlich würde ich sagen, dass die Toleranz in der Szene ziemlich groß ist. Ich sehe nur problematisch, dass man im Internet anonym unterwegs ist, wodurch die Hemmschwelle zu extremen Meinungen deutlich geringer ist. Das begünstigt unter anderem hässliche und sexistische Kommentare, zumindest bei Menschen mit fragwürdigen moralischen Wertvorstellungen.

Auch im FIFA-eSport erscheint die Quote an geouteten Spielern extrem niedrig. Worin siehst du diesen Umstand begründet?

2019 hat sich 'MegaBit' den Titel als deutscher FIFA-Einzelmeister geholt.

2019 hat sich 'MegaBit' den Titel als deutscher FIFA-Einzelmeister geholt. SV Werder Bremen

Dafür gibt es aus meiner Sicht zwei Gründe. Erstens, dass viele Spieler ihr Privatleben privat halten wollen, was völlig legitim ist. Zweitens - und das ist wahrscheinlich heutzutage noch das große Problem -, dass betroffene Spieler und Spielerinnen Angst davor haben, nicht akzeptiert zu werden und negatives Feedback zu bekommen.

Du hast live im Stream schon einem Abonnenten, der in den Chat geschrieben hatte, eine "Auszeit" verpasst. Hattest du Bedenken, dass dein klares Statement innerhalb der Community negativ aufgefasst werden könnte?

Ich hatte keine Bedenken, da ich klar zu meiner Meinung für Offenheit und Toleranz stehe. In Streams und im Internet muss man immer damit rechnen, dass es mal andere Meinungen und Gegenwind gibt. Die große Kunst besteht dann darin, damit umzugehen.

Welches Feedback hast du in deinem Umfeld - ob beruflich oder privat - erhalten?

Meine Aussagen sind ausschließlich auf Zustimmung gestoßen. Das hat mich sehr gefreut und ich habe einmal mehr gemerkt, wie selbstverständlich die moralischen Wertvorstellungen in meinem beruflichen Umfeld bei Werder und auch privat sind. Und das ist auch gut so!

Von daher fällt es sehr schwer, dafür die passenden Worte zu finden…

FIFA-eSportler 'MegaBit'

Außerhalb des Fußball- oder eSport-Kosmos wirkt es beinahe lächerlich, dass diese Thematik immer noch so groß ist. Wodurch könnten auch diese Bereiche ins 21. Jahrhundert geholt werden?

Ich glaube, die Digitalisierung kann und wird noch eine sehr große Rolle dabei spielen. Mit einem guten Umgang können sicherlich in den nächsten Generationen einige Stereotype abgebaut werden.

Was würdest du jemandem sagen oder raten wollen, der sich offen homophob zeigt?

Am ehesten würde ich hinterfragen wollen, warum die Person das schlimm findet und nach Gründen suchen, damit mein Verstand diese homophobe Einstellung nachvollziehen kann. Da es aber keine rationalen Gründe dafür gibt, machen Diskutieren und Hinterfragen eigentlich keinen Sinn. Von daher fällt es sehr schwer, dafür die passenden Worte zu finden...

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Interview von Niklas Aßfalg