Eishockey

NHL | Edmonton Oilers: McDavid/Draisaitl als größter Trumpf

Titelkandidat Edmonton Oilers startet in die Saison

McDavid/Draisaitl als größter Trumpf, Fragezeichen in der Defensive und bei der Kaderbreite

Wollen den Oilers den sechsten Stanley-Cup-Triumph bescheren: Leon Draisaitl (li.) und Connor McDavid.

Wollen den Oilers den sechsten Stanley-Cup-Triumph bescheren: Leon Draisaitl (li.) und Connor McDavid. NHLI via Getty Images

Das spricht für einen Triumph der Oilers:

Connor McDavid und Leon Draisaitl: Wer den besten Spieler der Welt in seinen Reihen hat und den vielleicht zweitbesten, der muss irgendwann das große Ding rocken. Beide sind in der Blüte ihrer Karriere, McDavid ist 26, Draisaitl ein gutes Jahr älter. In der vergangenen Saison knackte McDavid mit 153 Toren und Vorlagen als erster Spieler seit dem großen Mario Lemieux 1995/96 die Marke von 150 Scorerpunkten, Draisaitl folgte mit seinem persönlichen Bestwert von 128 ligaweit auf Rang zwei. Mit beiden in Topform sind die Oilers schwer zu schlagen. Nach den Enttäuschungen der letzten Jahre sind sie zudem motivierter denn je, die Sehnsucht nach dem Cup treibt sie an. Zweimal schieden sie zuletzt gegen den späteren Cup-Sieger aus: 2022 gegen Colorado, im Mai gegen Vegas. Das soll nicht noch einmal passieren.

Offensive: 325 Tore erzielten die Oilers in der vergangenen Regular Season, Bestwert. Das Power-Play kam auf eine schier unglaubliche Erfolgsquote von 32,4 Prozent, Rekord in 106 Jahren NHL. Das hatte viel mit McDavid und Draisaitl zu tun, aber nicht nur. Mit Ryan Nugent-Hopkins, Zack Hyman, dem wieder gesunden Evander Kane und Neuzugang Connor Brown komplettieren vier Stürmer die ersten zwei Angriffsreihen, die in der Liga ihresgleichen suchen. Dazu gesellt sich mit Evan Bouchard ein Offensivverteidiger, dem in dieser Saison der Durchbruch zum Topstar zugetraut wird.

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Eingespieltes Team: Der Kern spielt seit Jahren zusammen, ist gemeinsam gewachsen und gereift. Die Oilers sollten also nicht viel Zeit brauchen und früh in den Rhythmus kommen. Neben Brown (zuletzt Washington Capitals) sollen sich die Youngster Philip Broberg (Abwehr) und Dylan Holloway (Angriff) endgültig einen Platz im Team sichern. Mit Kailer Yamamoto (Seattle), Klim Kostin (Detroit) und Nick Bjugstad (Arizona) gingen drei Stammspieler, die allerdings ersetzbar sind.

Das spricht gegen einen Triumph der Oilers:

Defensive: Seit Jahren die Achillesferse der Oilers, 260 Gegentore 2022/23 bedeuteten den mittelmäßigen 17. Platz unter 32 Teams. In den Play-offs rächte sich dies in den vergangenen Jahren. So viele Tore konnten die Oilers nicht schießen, wie sie hinten bekamen. Viel wird davon abhängen, ob die Torhüter performen. Dafür müsste Stuart Skinner an seine ordentliche Rookie-Saison anknüpfen, in der er in den Play-offs überspielt wirkte. Und Jack Campbell müsste im zweiten Vertragsjahr endlich beweisen, dass er seine fünf Millionen Dollar Jahresgehalt wert ist, er enttäuschte vergangene Saison. Mut macht Matthias Ekholm. Den 33-jährigen Schweden verpflichteten die Oilers an der vergangenen Trade Deadline. Er stabilisierte die Defensive auf Anhieb, soll das auch in seiner ersten kompletten Saison im Oilers-Trikot tun.

Salary Cap: Aktuell beträgt er 83,5 Millionen Euro, die Oilers sind am Limit und haben keinen Spielraum. Das ist vor allem mit Blick auf die Kadertiefe bedenklich. Sie müssen die Saison mit 20 Spielern statt der erlaubten 23 starten. Bei Verletzungen sind Alternativen rar oder können unter Umständen wegen des Salary Caps nicht aus dem Farmteam hochgezogen werden. In der Vorbereitung fehlten bereits Ekholm, Verteidiger Brett Kulak und Drittlinien-Center Ryan McLeod angeschlagen.

Kanada: Die Montreal Canadiens gewannen 1993 als bislang letztes kanadisches Team den Stanley Cup. Seitdem will es nicht mehr gelingen. Auch, weil viele Spieler wärmere Standorte in den USA und die Steuererleichterungen dort vorziehen. Dazu ist der Druck in den kanadischen Märkten höher, wo Eishockey gelebt, geatmet und geliebt wird.

Der kicker-Tipp: Die Oilers sind ein heißes Eisen, die Play-offs erreichen sie ohne Probleme als eines der Top-Teams. Klappen mit dem Cup wird es aber nur, wenn sich Schlüsselspieler nicht verletzen und an der Trade Deadline im Frühjahr ein, zwei weitere Verstärkungen an Land gezogen werden.

Frank Linkesch

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