Bundesliga

Mané und Sané: "Das war ein eklatanter Vorfall"

Tuchel über die Auseinandersetzung der Bayern-Profis in Manchester

Mané und Sané: "Das war ein eklatanter Vorfall"

Haben die Sache geklärt: Sadio Mané und Leroy Sané.

Haben die Sache geklärt: Sadio Mané und Leroy Sané. IMAGO/Offside Sports Photography

Ziemlich genau eine halbe Stunde saß Thomas Tuchel am Freitagmittag auf dem Podium im kleinen Presseraum an der Säbener Straße. Und erwartungsgemäß durfte der Bayern-Trainer einen Großteil dieser Zeit damit verbringen, Fragen über Sadio Mané und Leroy Sané zu beantworten, über die Aufarbeitung des Kabinen-Vorfalls und die Entschuldigung, über die Suspendierung und das weitere Vorgehen.

So schön wäre es ja gewesen, sagte Tuchel schmunzelnd, wenn "etwas, das in der Kabine passiert, einfach mal in der Kabine bleibt". Das wird eher Wunschdenken bleiben, besonders beim FC Bayern, der in dieser Saison ein unnachahmliches Geschick dafür aufbringt, eine Falle nach der anderen auf dem eigenen Gelände aufzustellen. Und dann selbst hineinzulaufen.

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Als sich Mané und Sané am Dienstagabend nach dem 0:3 in Manchester ein Wortgefecht in der Kabine lieferten und der Senegalese dem deutschen Nationalspieler daraufhin eine blutige Lippe verpasste, saß Tuchel in seiner weit entfernten Trainerkabine und bekam nichts davon mit. "Natürlich", erklärte er nun zweieinhalb Tage später, "habe ich dann im Laufe des Abends und im Laufe des ganzen Mittwochs mit allen Beteiligten gesprochen." Mit den beiden Hauptdarstellern, mit "vielen Spielern, die es gesehen haben" und mit Leuten aus dem "Staff", die "unmittelbar dabei waren und die Situation beruhigt haben".

Das Ergebnis hatte der Verein bereits am gestrigen Donnerstag mitgeteilt. Mané wurde für das Spiel gegen Hoffenheim am Samstag suspendiert und erhält zudem eine Geldstrafe. Die unmittelbaren Gespräche haben ein gutes Gefühl bei Tuchel hinterlassen, fast so, als hätten sie "eine reinigende Wirkung" für alle gehabt. Sie waren aber auch notwendig. "Weil es uns das beschäftigt hat und es schon ein eklatanter Vorfall war."

Tuchel über Mané: "Ich bin sein erster Anwalt und Verteidiger"

Noch bevor das nächste Training am Donnerstagmorgen anstand, war alles untereinander geklärt. Mané hatte sich "wie ein Kerl, wie ein Mann" vor die Mannschaft gestellt und sich entschuldigt, "glaubhaft entschuldigt", wie Tuchel versicherte. Ihm selbst und auch der Mannschaft war es wichtig, dass Mané trotz der gerechtfertigten "Ein-Spiel-Kadersperre" im Training bleibt. Fehler gehören schließlich dazu, findet Tuchel. "Perfekt gibt es nicht."

Auch nicht bei Mané, den er jetzt "so lange" kennt, dessen Umfeld er kennt, den er "ausschließlich als absoluten Top-Profi" kennt. "Ich bin sein erster Anwalt und Verteidiger", sagte Tuchel schützend. "Er hat sich nie, nie, nie etwas zuschulden kommen lassen. Er hat mein vollstes Vertrauen, das hatte er vorher, und das hat er auch nach diesem Fehler." Und dann nochmal: "Jeder hat das Recht, auch mal einen Fehler zu machen, auch mal über die Stränge zu schlagen. Das war too much und gegen den Verhaltenskodex in der Mannschaft und ganz sicher auch gegen den Verhaltenskodex beim FC Bayern München."

Vielleicht fehlt Mané die Leichtigkeit

Dass Mané jedoch gerade nicht nur neben, sondern auch auf dem Platz keine gute Figur abgibt, dass er nicht der Liverpool-Mané ist, gab auch Tuchel zu. "Es scheint manchmal so. Ich habe nur den Eindruck, dass es, wenn es mal so scheint, gar kein physisches Problem ist, sondern vielleicht ein bisschen Vertrauen, Leichtigkeit und Anpassung noch nötig sind." Anpassung an eine andere Umgebung, an eine andere Kultur, an einen anderen Fußball, an eine andere Rolle in einer anderen Mannschaft.

Vielleicht, überlegte der Trainer, "fehlt ihm die Leichtigkeit, nicht nachdenken zu müssen". So wie in Liverpool, als eine eingespielte Mannschaft nach Jahren unter Jürgen Klopp wie von selbst lief. "Deshalb zögert er etwas, braucht ein bisschen länger, um zu reagieren. Deshalb sieht's auch aus, als wäre er hier und da mal einen halben Schritt zu spät. Ich habe eine ähnliche Beobachtung."

Wie diese Leichtigkeit zurückkommt, versuchte Tuchel nicht zu prognostizieren. Er äußerte lieber die Hoffnung, "dass es nicht so ist und dass wir über Vertrauen, über Nähe, über gelebte Wertschätzung den Jungen dahin bekommen, wo er war. Er war ein absoluter Topstürmer in der schwierigsten Liga der Welt, und es ist unsere Aufgabe, dass wir ihn dahin zurückbringen." Am nächsten Wochenende aber erst. Vielleicht.

Mario Krischel