Sandro Schwarz, Trainer des 1. FSV Mainz 05, wechselte nach dem mauen Auftritt beim 0:2 auf Schalke fünfmal: Frei, Serdar, Maxim, Fischer und Kodro spielten für Balogun (Jochbeinbruch), Diallo, Latza, De Blasis und Muto.
Kiels Trainer Markus Anfang beließ es hingen im Vergleich zum 2:1-Heimsieg gegen Bielefeld bei drei Änderungen: Herrmann, Kinsombi und Lewerenz ersetzten Heidinger, Peitz (leichter Infekt, Schmerzen im Sprunggelenk) sowie Weilandt.
Dass mit Holstein Kiel nicht gut Kirschen essen ist, wussten die Mainzer schon seit dem 21. Dezember 2011, als man im DFB-Pokalachtelfinale am damaligen Regionalligisten gescheitert war (0:2). Und wenn es nach den Kielern gegangen wäre, dann hätte sich Geschichte durchaus wiederholen dürfen. Die Störche waren auch bereit, ihren Teil dazu beizutragen. Der Zweitligist spielte von Beginn an munter mit, ließ sich nicht vom Bundesligisten abschrecken und kam in Hälfte eins durchaus zu einigen vielversprechenden Chancen. Ducksch (29./36./37.) und Schindler (30.) fehlte jedoch die nötige Präzision oder FSV-Schlussmann Adler hielt glänzend.
DFB-Pokal, 2. Runde, Dienstag
Der 32-Jährige war aber nur bis 38. Minute der Rückhalt der Rheinhessen, da er in dieser aufgrund einer Oberschenkelverletzung, die er zwei Minuten zuvor bei einer Rettungstat gegen Ducksch erlitten hatte, ausgewechselt werden musste. So kam ausgerechnet der ehemalige Kieler Zentner gegen seinen Ex-Klub unverhofft zum Einsatz. Zu diesem Zeitpunkt stand es bereits 1:0 für die Mainzer - Fischer hatte nach 22 Minuten einen gut vorgetragenen Spielzug mustergültig vollendet. Insgesamt war der Auftritt der Nullfünfer jedoch steigerungsfähig.
Statistisch sprachen fast alle relevanten Fakten (Ballbesitz, Zweikampf- und Passquote) für den Bundesligisten, der bei seinen seltenen Angriffen meist gefährlich wurde, den finalen Pass allerdings nicht an den Mann bekam. Dennoch konnte Coach Schwarz keinesfalls damit einverstanden gewesen sein, dass seine Schützlinge hinten immer mal wieder eine Laissez-faire-Einstellung an den Tag legten und Holstein so im Spiel hielten.
Kronholms Vabanquespiel
Frühes Aus: René Adler (Mi.) musste noch vor der Halbzeit ausgewechselt werden. imago
Laisse faire war aber auch eine Aktion von Kiels Keeper Kronholm, der ziemlich froh gewesen sein dürfte, als der Ball nach einem Stockfehler nur an den Pfosten klatschte (41.). So blieb es beim knappen Pausenrückstand der Gäste, die nach Wiederanpfiff einen Zahn zulegten und durch Lewerenz rasch erste Duftmarken setzten (46./47.). Auf der Gegenseite retteten Schmidt und Czichos gedankenschnell auf der Linie bei einer Doppelchance von Maxim und Fischer (52.).
Wie wichtig diese Rettungstaten waren, zeigte sich nur kurz darauf, denn Schiedsrichter Daniel Schlager entschied nach einem unnötigen Foul von Gbamin an Schindler auf Strafstoß, den der Gefoulte sicher zum 1:1 verwandelte (54.). Schwarz reagierte und brachte umgehend Muto für Maxim. Der Japaner sollte wohl das fahrige Offensivspiel der Nullfünfer wiederbeleben - aus Sicht der Gastgeber wurde es auch besser und die neuerliche Führung ließ nicht allzu lange auf sich warten: Öztunali nahm im Sechzehner Gegenspieler van den Bergh mit einem Tunnel aus dem Spiel und hatte dann auch noch das Auge für Fischer, der nur noch einschieben musste, um seinen Doppelpack perfekt zu machen (67.).
Alles klar für Mainz? Keineswegs! Die Störche schafften nämlich erneut den Ausgleich, an dem auch ein Mainzer-Leihspieler beteiligt war. Nur wenige Sekunden nach seiner Einwechslung prüfte Seydel FSV-Schlussmann Zentner mit einem satten Pfund aus 16 Metern. Zentner ließ nur prallen und kam dann gegen den nachsetzenden Drexler zu spät - wieder gab es Strafstoß, wieder trat der Gefoulte persönlich an, und wieder zappelte das Runde im Eckigen (75.).
Chancen im Minutentakt in der Verlängerung
Durchpusten: Mainz' Kenan Kodro im Duell mit David Kinsombi (hinten). imago
Die Begegnung war damit endgültig der Pokal-Thriller geworden, den sich so manch ein Fan im Vorfeld gewünscht hatte. Und Seydel sorgte weiter für Wirbel, zuerst mit einem ordentlichen Abschluss aus spitzem Winkel (76.), später dann mit einem tollen Pass auf Lewerenz, der jedoch Zentner nicht überwinden konnte (82.).
Weil auf der Gegenseite die Schlussoffensive der Rheinhessen nicht fruchtete, ging die Partie letztlich in die Verlängerung. In dieser ging es dann rund - Chancen gab es fast schon im Minutentakt: Kodro (92.), De Blasis (93.), Brosinski (96.) und Serdar (97.) scheiterten auf Mainzer, Seydel (95.) und Kinsombi (99.) auf Kieler Seite. Dann trat aber Brosinski nach 101 Minuten zum Freistoß an und brachte diesen aus 20 Metern zentraler Position wunderbar im rechten Eck unter - ein Geniestreich!
Das 3:2 war verdient, weil die Nullfünfer in der Verlängerung deutlich mehr investiert und in dieser Phase schlicht den besseren Eindruck gemacht hatten. Allerdings wussten auch die Mainzer, dass sie bereits zwei Führungen aus der Hand gegeben hatten - nun ließ der FSV aber nicht mehr locker und erreichte gegen kräftemäßig zusehends abbauende Kieler das Achtelfinale.
Mainz empfängt am Freitagabend (20.30 Uhr) die Frankfurter Eintracht zum Auftakt des 10. Bundesliga-Spieltags. Kiel spielt am Samstag (13 Uhr) bei Darmstadt 98. Das Pokal-Achtelfinale wird am 19. und 20. Dezember ausgetragen. Ausgelost werden die Partien am Sonntag (18 Uhr, LIVE! bei kicker.de).