Bundesliga

Magath: "Die Zeit läuft davon"

Schalke: Machtkampf um Ausrichtung der Transferpolitik

Magath: "Die Zeit läuft davon"

An einem Strang? Felix Magath und Clemens Tönnies (M.) bei der Vorstellung von Horst Heldt.

An einem Strang? Felix Magath und Clemens Tönnies (M.) bei der Vorstellung von Horst Heldt. picture alliance

Auf Magaths erstmals im kicker-Interview am 7. Juni geäußerte, klare und logische Forderungen nach erhöhten Investitionen antwortet Tönnies weiter nur schwammig. "So viel Geld wie eben möglich" fließe in die Verstärkung des Kaders. Und: "Dass ein Trainer Forderungen stellt, regt mich gar nicht auf." Dass Magath wohlgemerkt als Vorstandsmitglied in Abwägung aller sportlichen und wirtschaftlichen Aspekte argumentiert, unterschlägt Tönnies geflissentlich. Vielmehr suggeriert er fatale Folgen von Magaths Plänen: "Er will uns doch auch nicht ins finanzielle Chaos stürzen"

Natürlich nicht. In seiner Premieren-Saison, so Magath, machte Schalke dank Champions-League-Einzug, erhöhter TV-Einnahmen und Gehaltseinsparungen außerplanmäßig über 30 Millionen Euro gut. Mittel scheinen also grundsätzlich vorhanden. Den Zusammenhang zwischen sportlichem und wirtschaftlichem Erfolg "verstehe sogar ich", behauptet Tönnies. Mehr als zehn Millionen Euro plus etwaige Transfererlöse (die aber zugleich sportlichen Substanzverlust bedeuten würden) will er für Einkäufe indes nicht freigeben. Magath: "Das halte ich für sehr risikoreich. Damit kann ich die Mannschaft nicht so verstärken, dass sie sich unter den ersten sechs der Liga hält."

Eine realistische Einschätzung angesichts eines nach dem Abgang von Top-Torjäger Kevin Kuranyi (28) entscheidend geschwächten Kaders, der Mammut-Aufgabe Champions League, der Rolle als "Gejagtem" in der Liga und spielerischer Defizite. Tönnies Plan, Schalke mit einem Sparkurs zu konsolidieren, droht sich daher als Milchmädchenrechnung zu erweisen. Genau wie die Weigerung, Marketingrechte zu veräußern. Magath: "Ein Klub wie Schalke muss eben versuchen, sich in diesen Randbereichen Geld zu verschaffen. Das Kerngeschäft ist der Fußball, da muss investiert werden, um den Verein voranzubringen."

Eine bessere Basis als im ersten Jahr hätte Magath für Schalke kaum schaffen können. Auch aktuell wurden bereits knapp 15 Millionen Euro an Gehältern abgebaut. Wie vehement Magath nun für die Fortsetzung seines erfolgreichen Kurses kämpft, zeugt gerade von Verantwortungsbewusstsein. Deutungen, er provoziere einen baldigen Abschied, sind fehl am Platz. "Ich werde die mir gestellte Aufgabe angehen." Nach aktuellem Stand freilich "mit einem guten Mittelplatz als Ziel". Ob Magaths Worte intern noch auf fruchtbaren Boden fallen? "Irgendwann", weiß er, "läuft uns dann auch die Zeit davon." Für Schalkes Zukunft womöglich mit bösen Folgen.

Thiemo Müller