Bundesliga

Ljubljana-Präsident Delius zur Potocnik-Affäre: "Wie in einem falschen Film"

Der junge Kölner steht im Zentrum eines Streits

Ljubljana-Präsident Delius zur Potocnik-Affäre: "Wie in einem falschen Film"

Um ihn geht es: Jaka Cuber Potocnik.

Um ihn geht es: Jaka Cuber Potocnik. picture alliance / BEAUTIFUL SPORTS

Ende 2021 übernahm der Münchner Immobilienunternehmer Adam Delius Olimpija Ljubljana und holte mit dem Klub in der Saison 2022/23 das slowenische Double. Weit mehr Bekanntheit aber errangen Delius, der auch als Vereinspräsident fungiert, und sein Vizepräsident Dr. Christian Dollinger aufgrund eines Streits mit dem 1. FC Köln um das Talent Jaka Cuber Potocnik, der in einer Transfersperre für die Geißböcke mündete.

Ende Januar 2022 kündigte Potocnik seinen Vertrag bei Olimpija außerordentlich und unterschrieb in Köln. Die FIFA schaltete sich ein, belegte den FC wegen vermeintlicher Anstiftung zum Vertragsbruch mit einer Transfersperre, die am Ende auch der Internationale Sportgerichtshof CAS bestätigte. Im kicker spricht Delius erstmals ausführlich über den seltsamen Fall und seine Motive für das Investment in Slowenien.

Herr Delius, warum investiert ein Münchner in einen Verein in Slowenien?

Ich beschäftige mich seit Jahren mit Vereinen und mit deren Auf und Ab. Eines ist dabei die Erkenntnis: Es ist leicht, mit fremden Geldern umzugehen, wenn man nicht zur Verantwortung gezogen wird. Wenn Ihnen der Klub gehört, denken Sie vollkommen anders. Jeder Euro, der kommt und geht, ist letztendlich Ihr Euro. In Deutschland werden Unsummen an Ablösen bezahlt und Personal- entscheidungen und alle möglichen Vereinbarungen getroffen, die man als Außenstehender nicht versteht. Egal in welchem Klub. Fakt ist aber, niemand spricht über das eigene Geld. In Slowenien und hier bei Olimpija Ljubljana ist es anders. Final entscheidet der Klubbesitzer. Das war die erste Grundvoraussetzung.

Letztendlich kopiere ich RB Salzburg. Natürlich auf kleiner Flamme.

Adam Delius

Gab es weitere Voraussetzungen?

Ja, der Klub muss eine realistische Chance haben, sich international zu präsentieren. Letztendlich kopiere ich RB Salzburg. Natürlich auf kleiner Flamme, aber sie wird jedes Jahr größer. RB Salzburg ist mein Vorbild. Mit einem deutschen Klub ist es schwierig, international zu spielen. Mit welchem Aufwand komme ich unter die ersten sechs Mannschaften? Wie groß ist die Wahrscheinlichkeit, den DFB-Pokal zu gewinnen, wenn ich in der 2. oder 3. Liga spiele? Realistisch gesehen liegt sie bei null. Deshalb Slowenien, denn die internationale Plattform ist so gut wie gesichert.

Warum gerade Ljubljana?

Warum nicht? Die Möglichkeit ergab sich, mein Zuhause und das Stadion trennen 386 Kilometer, ich bin schneller dort als zum Beispiel in Frankfurt. In diese Stadt habe ich mich 2021 verliebt. Ljubljana ist die Hauptstadt in Slowenien und gehört zu den schönsten Städten Europas. Der Klub brachte die sportlichen Voraussetzungen für einen möglichen wirtschaftlichen Erfolg mit. Den Wunsch, Meister zu werden, hatte ich schon immer, was mangels Talent nicht möglich war - jetzt bin ich Meister und Pokalsieger (lacht) und die Mannschaft hat in der Conference League gespielt. Allerdings bin ich die Sache ausschließlich kaufmännisch angegangen.

Warum eine derart kleine Liga?

In der 3. Liga Deutschlands haben Sie zwischen 8 und 14 Millionen Euro Jahresumsatz bei einem Mannschaftswert von 5 bis 8 Millionen. Dauerhaft in der 2. Liga zu bestehen, ist schon eine riesige Aufgabe. Ein Klub wie der 1. FC Köln in der Bundesliga hat einen Jahresumsatz von etwa 150 Millionen Euro, schreibt rote Zahlen und hat trotzdem so gut wie keine Chance, unter die ersten sechs in der Tabelle zu kommen.

"100 oder 200 Prozent oder sogar noch mehr Gewinn"

2021/2022 stand in der Tat ein Minus von 15,7 Millionen Euro beim FC, aber 2022/23 ein Gewinn von 12,4 Millionen Euro.

Entscheidend ist letztendlich: Wie viel Geld muss ein Klub in die Hand nehmen, um in Europa zu spielen? Wie groß ist die realistische Chance mit diesem Budget, die Konkurrenz zu besiegen? Ein sicherlich gutes Beispiel sehen wir in Berlin. Sowohl bei Hertha als auch bei Union. Selbst mit viel Geld haben sie keine Garantie. Fakt ist aber, nur in Europa habe ich die Plattform für meine Spieler. Europäische Spiele sind der Präsentierteller, um sich Chelsea, Liverpool, Bayern und so weiter zu zeigen. Olimpija Ljubljana ist eine Plattform für junge Talente. Sie haben die Möglichkeit, sich dem europäischen Markt zu zeigen.

Die Aufgabe von Olimpija ist es, die Spieler auf das nächste Level zu bringen, bevor sie dann in die großen Stadien einziehen. Unsere Kosten pro Saison liegen bei rund 7 Millionen Euro. Das ist wenig Geld, aber viel, wenn man bedenkt, dass der SSV Ulm 1846 mit einem Mannschaftswert von etwas über 5 Millionen in die 2. Liga einzieht. Höchster Respekt, denn man sieht, dass Geld nicht alles ist. Durch das Erreichen des europäischen Wettbewerbes sind alle Kosten abgedeckt und die Frage ist nur, ob der Gewinn 100 oder 200 Prozent oder sogar noch mehr beträgt.

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Das war aber bei Olimpija auch nicht immer so …

Bevor wir kamen, war der Klub hoch verschuldet, der Voreigentümer hatte innerhalb von fünf Jahren über 30 Millionen Euro an Verlust realisiert. Das haben wir in zwei Jahren gedreht. Wie das funktioniert? Das Geheimnis ist keines. Konsequent den Weg gehen. Es gibt keinen geraden Weg, er ist geprägt von Kurven, aber das Ziel ist immer im Auge.

Bundesweit für Aufsehen sorgte der Fall Jaka Cuber Potocnik. Können Sie mit eigenen Worten und möglichst knapp schildern, wie er sich für Sie darstellte?

Wie in einem falschen Film. (lacht)

"Da waren Profis am Werk"

Das ist nun sehr knapp.

Die Verhandlungen mit dem vorigen Besitzer, Milan Mandaric, zum Kauf von Olimpija waren eigentlich gescheitert. Plötzlich kam der Anruf, ob wir uns noch mal an den Tisch setzen würden, dann haben wir den Kauf binnen weniger Tage abgewickelt. Ich wusste gar nicht, dass ich diesen Spieler überhaupt habe, weil wir uns erst mal nicht mit der Jugend beschäftigt haben. Als wir im Trainingslager waren, kam von unserem Akademieleiter die Info, dass Potocnik wechseln möchte. Da hörte ich erstmals von ihm.

Das glaubt nicht einmal meine Großmutter, und die ist gutgläubig.

Adam Delius

Was passierte dann?

Unser Geschäftsführer Igor Barisic nahm sofort Kontakt mit Köln auf, da hieß es: "Wir rufen zurück." Es gab Schriftverkehr über Whatsapp und E-Mail-Verkehr. Der Rückruf erfolgte nie, stattdessen kam die fristlose Kündigung, mehrseitig und juristisch ausgefeilt - angeblich von der Mutter des Spielers. Ohne ihr zu nahe treten zu wollen: Das hat diese Dame nicht aufgesetzt, da waren Profis am Werk. Wir haben den Sachverhalt geprüft und einen groben Regelverstoß gesehen. Letztendlich erfolgte die Kündigung am 30. Januar 2022, und am 31. Januar 2022 wurde in Köln unterschrieben. Ohne angeblich vorher Kontakt mit Eltern und Spieler gehabt zu haben. Das glaubt nicht einmal meine Großmutter, und die ist gutgläubig.

Also gingen Sie zur FIFA?

Nein, zunächst gingen juristische Schreiben hin und her. Ich habe mich erst später eingeschaltet und mit Christian Keller (Geschäftsführer 1. FC Köln, d. Red.) ein Treffen vereinbart. Mit meinem Vizepräsidenten Christian Dollinger fand dieser Termin in den Geschäftsräumen in Köln statt. Herr Keller nahm den Termin alleine wahr und sagte, er sei erst kurz Geschäftsführer, habe mit der Sache nichts zu tun und habe sich nur kurz in den Schriftverkehr einlesen können.

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Er meinte, es hätte schon ein "Geschmäckle", und um Anwaltskosten zu sparen schlug er vor, das Ganze zu lösen, was in unserem Sinne war. Allerdings hat er als Maximalsumme 100.000 Euro geboten und auf ein Schreiben hingewiesen, das Herr Mandaric, der Alteigentümer, unterschrieben hat. Dieses Schreiben, das Monate nach dem Verkauf aufgesetzt und unterschrieben wurde, sollte bestätigen, dass der Altpräsident dem Spieler eine mündliche Ausstiegsoption für 100.000 Euro versprochen habe.

Was löste das aus?

Erst mal waren wir verwundert, das hätte Mandaric bei der Übernahme dokumentieren müssen. Herr Keller bot dann diese Summe, also 100.000 Euro, an. Unsere Antwort war unmissverständlich: Auf dieser Basis finden wir nie zusammen. Unsere Mindestforderung beträgt für diesen Ausnahmespieler 2,5 Millionen Euro. Wann und wie, da sind wir offen. Anzahlung, Beteiligung, egal. Aber es muss kalkulatorisch die genannte Summe stehen. Wenn wir eine Beteiligung beim Weiterverkauf machen, auch gut, denn wir sind von unserem Spieler überzeugt und tragen gerne das Risiko mit.

Basierte diese Summe auf der angeblichen Interessenbekundung von Dinamo Zagreb in dieser Höhe, die der Spielerberater Andy Bara übermittelt hatte?

Nein. Potocnik hatte zu diesem Zeitpunkt im Nachwuchs ein Tor mehr erzielt als Erling Haaland im gleichen Alter in Norwegen. Er ist ein Riesentalent. Dieser Spieler hat das Besondere, das kannst du einem nicht beibringen. Trainer formen ihn, aber den Instinkt zum Toreschießen hast du oder du hast ihn nicht. Daher die Forderung! Nach den Gesprächen mit Herrn Keller mussten wir einfach feststellen: Uns trennt eine Welt, also muss die FIFA entscheiden.

Spätestens, als die handelnden Personen beim 1. FC Köln die Klage von der FIFA auf dem Tisch hatten und zur Stellungnahme aufgefordert wurden, hätten sie in meinen Augen handeln müssen. Wer immer diesen Klageschriftsatz der FIFA in den Händen gehalten hat, ob Geschäftsführung und/oder Vorstand, hätte reagieren müssen. Anwälte an den Tisch: "Wie sieht’s aus?" Bekannte Antwort der Anwälte: "Können wir nicht verlieren."

Dann Frage an die Anwälte: "Sind Sie für 100 Millionen versichert?" Antwort Anwälte: "Man kann nicht sagen, was vor Gericht und auf hoher See geschieht." Spätestens nach dieser Antwort hätten die Verantwortlichen den Telefonhörer in die Hand nehmen müssen, um eine Einigung mit Olimpija erzielen. Aber in dieser Situation von oben herab einen kleinen unbedeutenden Klub zu sehen, hatte die jetzt allseits bekannten Folgen. War es Arroganz, Egoismus, Hochmut? Ich weiß es nicht.

"Alle vom FC hoffen anscheinend auf ein Wunder"

Was passierte dann?

Dann kam das Urteil mit der Transfersperre. Bis dahin war das Fenster offen.

Welche Rolle spielt aus Ihrer Sicht diese nachträgliche 100.000-Euro-Ausstiegsklausel, die Mandaric Potocnik versprochen haben will?

Man muss sich ein wenig schützend vor Mandaric stellen, der Mann wird bald 86. Vor dem CAS hat er sinngemäß erklärt, dass er ein mündliches Versprechen auch noch später genehmigen könne. Verstanden habe ich das nicht, weil er sich damit vor dem höchsten Sportgericht der Welt schadenersatzpflichtig gemacht hat. Der Eindruck, den er hinterlassen hat, war, dass er Dinge sagt und tut, die schwerlich Sinn ergeben. Deshalb schickte man ihn höflich wieder aus dem Zeugenstuhl. Die Sache spielte vor dem CAS auch gar keine Rolle mehr. Ich hatte das Gefühl, dass diese ganze Berufung vor dem CAS eine große Show zur Ablenkung von persönlichen und juristischen Fehleinschätzungen war. Alle verantwortlichen Personen vom FC hofften anscheinend auf ein Wunder.

Gab es nach dem ersten FIFA-Urteil nicht noch die Chance auf eine Einigung? Finanziell betrachtet wäre das doch auch im Sinne von Olimpija gewesen.

Kurz vor dem CAS-Verfahren hat Herr Keller um einen Termin gebeten. Wir haben uns am Flughafen in München getroffen. Herr Keller und Herr Wettich (Carsten Wettich, Vizepräsident 1. FC Köln) erklärten, dass sie um den Termin gebeten hätten, um eventuell wegen des CAS-Verfahrens doch noch eine Einigung zu erzielen. Es wurde die gesamte finanzielle Situation um den FC erklärt und dass man an die Grenzen des Möglichen ginge. Das Ergebnis war: 750.000 Euro, Testspiel plus Beteiligung am möglichen Weiterverkauf.

Wir haben uns die Hand gegeben und waren uns einig. Doch am nächsten Tag haben sich die Kölner Anwälte gemeldet: Die Einigung würde mit Blick auf die Transfersperre nichts nützen. Sie kämen da nur raus, wenn Olimpija sagen würde, dass die Kündigung von Potocnik rechtens gewesen sei, damit die FIFA uns den Fehler zurechnet. Da habe ich gesagt: "Das mache ich nicht, weil es nicht die Wahrheit ist." Ich helfe dem FC, wo ich kann, aber nicht auf Basis von Unwahrheiten. Mir ist wichtig zu sagen: Christian Keller und Carsten Wettich haben wirklich nach einer Lösung gesucht, auch wenn dies ihnen vielleicht widerstrebte. Allerdings als es zu spät war.

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Wobei Keller zumindest den Ursprungs-Sachverhalt geerbt hat, er kam erst später in die Verantwortung. Wer hat eigentlich die Verträge unterschrieben mit Potocnik?

Das weiß ich nicht, es wurde im Verfahren nicht offengelegt.

Hätte es nach der Einigung in München nicht die Möglichkeit gegeben, die FIFA ins Boot zu holen? Oder hatten Sie den Eindruck, der Weltverband wollte das unbedingt durchziehen?

Dadurch, dass das FIFA-Urteil bekannt war, nahm das Thema medial Größe an. Deshalb konnte die FIFA nicht zurückziehen. Hätten sie das getan, bekämen sie jeden Tag 500 Anrufe zu ähnlichen Fällen, so wurde es aus Zürich dargestellt. Selbst der CAS-Richter hat noch eine kaufmännische Einigung ins Spiel gebracht, was die FIFA strikt ablehnte. Nur eine extrem gravierende Falschaussage von mir hätte geholfen.

Der ehemalige Olimpija-Sportdirektor Mladen Rudonja sagte beim CAS aus, Ihr Geschäftsführer Barisic habe ihn um ein Angebot von Manchester City gebeten für Potocnik. Das klingt schon sehr danach, dass man künstlich den Preis hochtreiben wollte.

Unser alter Sportdirektor musste gehen, weil wir ihm unkorrektes Verhalten nachweisen konnten. Er hat Geld gefordert, sonst würde er vor dem CAS entsprechend aussagen, was er dann auch getan hat. Seit wir ihn freigestellt haben, hat er keinen Job mehr. Das spricht für sich.

Welche Rolle spielt Mamic?

Es gab auch noch die Interessenbekundung von Dinamo Zagreb in Höhe von 2,5 Millionen Euro, die der Spielerberater Bara übermittelt hatte. Dinamo-Geschäftsführerin Vlatka Peras sagte vor dem CAS aus, es habe kein Interesse an Potocnik gegeben. Wie erklären Sie sich das?

Ich habe keine Sekunde daran gezweifelt, dass sie die Wahrheit sagte - von dem, was sie wusste. Der Spielerberater hat bestätigt, dass er der Berater sei, der für Zagreb die großen Deals mache und er ein enger Freund des Altpräsidenten sei …

Sie sprechen von Zdravko Mamic, der in Kroatien rechtskräftig wegen Korruption verurteilt ist.

Ja. Die jetzige CEO war angeblich seine Sekretärin. Das Angebot wurde mit Freigabe des Altpräsidenten gemacht, so wurde es mir erzählt. Die Frau sagte die Wahrheit, aber genauso wahr ist das Angebot, das auf dem Tisch lag.

Warum sagte Bara dann nicht vor dem CAS aus?

Er sagte, er möchte da nicht groß auftauchen in einem Verfahren mit Bundesliga-Bezug ob seiner guten Beziehungen nach Frankfurt und Leipzig. Die Zusammenfassung ist doch schnell auf den Punkt gebracht. NK Olimpija hat für einen Spieler, für den es nichts bezahlt hat, Ausbildungsentschädigung und eine weitere Entschädigung erhalten. Der 1. FC Köln hat einen sehr talentierten Spieler. Es gibt nun die Bestätigung von sechs unabhängigen europäischen Richtern - drei beim FIFA-Urteil, drei beim CAS-Urteil -, dass die Anstiftung zum Vertragsbruch nachgewiesen wurde mit der Folge einer Sperre über zwei Transferperioden.

Olimpija Ljubljana hat immer kalkulatorische 2,5 Millionen Euro für den Spieler verlangt mit offenem Zahlungszeitpunkt. Ich frage mich, warum die handelnden Personen beim 1. FC Köln diesen möglichen Schaden riskiert haben? In München habe ich mich mit Dieter Prestin (ehemaliger FC-Profi, der zuletzt als Kritiker der aktuellen Führung auftrat, d. Red.) getroffen. Er sagte zum Eingang des Gespräches: "Ich habe ein Kölner Herz, der Klub ist mein Leben, und ich würde gerne verstehen, wie das passieren konnte." Nach dem Gespräch sagte er: "Ich verstehe es nicht." Und ich: "Dann sind wir schon zu zweit."

Der 1. FC Köln hat Strafanzeige gestellt, die dortige Staatsanwaltschaft ermittelt. Hat sie Sie kontaktiert?

Nein, ich wüsste auch nicht, weshalb. Ich habe den Eindruck, da ging es darum, uns in eine schmuddelige Ecke zu stellen. Nicht wir haben Unkorrektes getan, sondern die Kölner Verantwortlichen.

Sie rechnen mit einer Einstellung?

Ich habe keine Ahnung. Weder ich noch unser Geschäftsführer oder Vizepräsident Dollinger, die fürs Tagesgeschäft verantwortlich sind, wurden bislang von der Staatsanwaltschaft kontaktiert.

Welche Ziele haben Sie noch mit Ihrem Klub?

Eigentlich habe ich alles erreicht, was ich erreichen wollte. Wir spielen europäisch, werden diesen Sommer weitere erfreuliche Transfererlöse erzielen. Olimpija gehört zu den wenigen Klubs, die schuldenfrei sind und schwarze Zahlen schreiben. Ich mache mir eher Gedanken, wer das irgendwann weitermacht, ich werde das nicht erst mit 85 Jahren entscheiden. Ein FC Liverpool werden wir leider nie werden, aber ich möchte meine Spieler in den großen Stadien sehen.

Mehrere Klubs aus den deutschen Profiligen haben zuletzt in kleineren ausländischen Ligen Kooperationspartner gefunden. Wurden Sie auch schon angesprochen?

Ja, aber von wem genau, verrate ich nicht (lacht). Ich gehe davon aus, dass irgendein großer Klub auf uns zukommen wird. Der Standort ist toll, die Rahmenbedingungen sind hervorragend.

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