OSC-Trainer René Girard stellte im Vergleich zum 1:1 am 5. Spieltag in Krasnodar auf sechs Positionen um: Der Ex-Wolfsburger Kjaer, Souaré, Mavuba, Sidibé, Mendes und Origi starteten für Rozehnal, Beria, Delaplace, Martin, Frey und Roux. In der Ligue 1 bei der Generalprobe hatte es am Wochenende ein gegeben. Apropos Kjaer: Der Ex-Wolfsburger hatte seinen ehemaligen Kollegen "ein hartes und schweres Spiel" prophezeit.
Wolfsburgs Coach Dieter Hecking beließ es dagegen bei derselben Startelf wie beim . Demnach begann erneut Olic anstatt Torschütze Dost. Dahinter die bekannte Dreierangriffsreihe De Bruyne, Perisic und Vieirinha. Heckings Zielsetzung: "Für uns ist es eine Möglichkeit, sich zu beweisen. Diese verdammt schwere Gruppe zu überstehen, wäre eine riesen Geschichte für uns. Die Spieler sollen locker rausgehen und die Aufgabe annehmen."
Pfostenglück für den VfL
Duell der ehemaligen Kollegen: Ex-Wolf Simon Kjaer (oben) und Ivica Olic. Getty Images
Das taten die im gewohnten grün gekleideten Wolfsburger schließlich auch: Olic und Co. pressten relativ früh, zeigten auch souveränes Passspiel. Doch Chancen fehlten noch. Ganz im Gegenteil zu Lille, das direkt einen Wachmacher parat hielt: Mendes ließ mit einem Haken Rodriguez auf der rechten Seite stehen, seine scharfe Flanke landete schlussendlich bei Gueye. Dessen Kopfball klatschte an den linken Pfosten (7.). Glück für den VfL. Der OSC zeigte damit außerdem den eigenen Mut auf, dem Gast ein Schnippchen schlagen zu wollen. Das zeigten die Nordfranzosen auch in den Folgeminuten, drängten die Wölfe weit zurück und dominierten das Geschehen - ohne dabei allerdings wieder extrem gefährlich vors Tor von Benaglio zu kommen.
Aus dem Nichts kommen drei Wölfe
Es folgten zunächst viele zähe Minuten, in denen viele Fouls passierten und sich das Spiel vorwiegend im Mittelfeld ereignete - und zwar so lange, bis die Doggen wieder gewaltig Lust auf Angriff hatten: Origis scharfes Zuspiel verpasste Freund und Feind (27.), Basa scheiterte per Kopf (28.), Mavubas Distanzschuss fand die Arme von Benaglio (29.) und Naldo produzierte nach einem verpassten Kopfball von Kjaer beinahe ein Eigentor (32.). Die Geschichte daraus: Lille hätte sich gegen schläfrig wirkende Wölfe längst das 1:0 verdient.
Vor der Pause einmal richtig vor dem Tor und direkt erfolgreich: der VfL Wolfsburg. Getty Images
Die hatten im Grunde nur einmal ein kurzes Strohfeuer zu bieten mit einem Vieirinha-Vorstoß (37.) und einem Rodriguez-Freistoß (38.). Auf der anderen Seite prüfte nämlich schnell wieder Origi Benaglio (39.). Die nahezu beschäftigungslose "Katze" Enyeama musste Sekunden vor dem Pausentee aber doch noch hinter sich greifen - weil der VfL eine Glanzidee zelebrierte: De Bruyne steckte perfekt für Perisic links in den Strafraum. Der Ex-Dortmunder hatte ebenfalls das Auge und passte flach ins Zentrum zum freien Vieirinha, der im Fallen aus der Nahdistanz ins rechte untere Eck vollendete (45.+1).
Statistik
Willenssteigerung
Nach 15 Minuten Pause musste Lille diesen Schock nun aktiv auf dem Rasen verarbeiten. Eine schwere Aufgabe - vor allem nach der jüngsten Bilanz: Die Doggen hatten seit dem 27. September von zwölf Partien kein (!) Pflichtspiel mehr gewonnen. Die Wölfe, ab der Pause mit Dost anstelle von Olic agierend, reagierten ihrerseits und zeigten ihrem Trainer, dass sie mehr nach vorne spielen wollten. Jung und Dost mit einem zu steilen Pass für De Bruyne vergaben erste Möglichkeiten (49. und 50.). Doch auch die Hausherren meldeten sich schnell wieder an, Corchia vergab allerdings aus aussichtsreicher Position (52.).
Chancenreigen aufs 2:0 - Platzverweis
Kurz darauf überschlugen sich die Ereignisse: Der starke Torhüter Enyeama musste gleich dreimal glänzend reagieren - und tat das auch nach einem Distanzknaller von Luiz Gustavo, einem wuchtigen Kopfball von Dost und einem Schuss aus kürzester Distanz von Perisic (alles in Minute 54). Nur eine Zeigerumdrehung später sah dann der bereits verwarnte Guilavogui Gelb-Rot nach einem härteren Rempler gegen Mendes - eine harte Entscheidung (55.). Coach Hecking reagierte prompt, tauschte den Torschützen Vieirinha durch den defensivorientierten Junior Malanda aus (58.).
Rodriguez eiskalt und in die Zwischenrunde
Die Entscheidung: Ricardo Rodriguez holt sich nach seinem starken Freistoß zum 2:0 den Dank der Mitspieler ab. Getty Images
Die Nordfranzosen mühten sich fortan natürlich, möglichst flott den Ausgleich zu erzielen. Doch es folgte die neuerliche eiskalte Bestrafung der Niedersachsen: Rodriguez zirkelte einen Freistoß aus rund 20 Metern Entfernung präzise ins rechte obere Eck - "Katze" Enyeama hatte keinerlei Abwehrmöglichkeit (65.). Die Sache war damit geritzt: Wolfsburg erreichte nach Gladbach (3:0 gegen Zürich) die K.o.-Runde der Europa League - mit den Champions-League-Achtelfinalisten Bayern, Dortmund, Schalke und Leverkusen also eine rundum gelungene europäische Gruppenphase der Bundesliga-Klubs. Lille, das obendrein noch einen Elfmeter durch Origi verschoss (Benaglio parierte, 76.), schied damit aus. Der Wille der Doggen war vorhanden, doch das Fortune im Abschluss fehlte gänzlich.
Anders die Niedersachsen, bei denen Doppelpacker Rodriguez noch einen Handelfmeter zum 3:0-Endstand verwandelte. Eine unnötige Aktion leistete sich dann noch Luiz Gustavo, der spät die Gelbe Karte sah - seine dritte (90.+1). Damit fehlt der ehemalige Münchner wie Guilavogui (Gelb-Rot) im Hinspiel der Zwischenrunde.
Für Lille geht es am Sonntag (17 Uhr) in der Liga zu Hause gegen Toulouse weiter. Der VfL Wolfsburg empfängt am gleichen Tag (17.30 Uhr) den Aufsteiger aus Paderborn. Die Auslosung für die Zwischenrunde steigt am kommenden Montag (ab 12 Uhr, LIVE! bei kicker.de).