Bayer-Coach Jupp Heynckes, dessen Zukunft immer noch ungeklärt ist, wechselte gegenüber dem Europa-League-Aus in Villarreal (1:2) gleich fünfmal: Für Vida, Bender sowie die angeschlagenen Castro, Hyypiä und Kießling rotierten Schwaab, Balitsch, Ballack, Vidal (in der Europa League gelbgesperrt) und Sam rein. Seppo Eichkorn musste bei seinem ersten und vorerst letzten Einsatz als verantwortlicher Schalker Coach auf Farfan verzichten, der beim 2:1 gegen Frankfurt seine fünfte Gelbe Karte kassiert hatte. Edu begann. Außerdem spielten Höwedes (nach Rotsperre), Schmitz und Matip für Papadopoulos, Escudero und Kluge (beide Grippe).
Bei besten äußeren Bedingungen legten die Akteure eine schwungvolle Anfangsviertelstunde auf den etwas holprigen Rasen, was vor allem an den Hausherren lag. Im Mittelfeld aggressiv, vorne spielfreudig, bei Standards gefährlich - so ergaben sich schon bald hervorragende Torchancen: Reinartz köpfte nach einer Ecke knapp vorbei (4.), Sam scheiterte im Eins-gegen-Eins an Neuer (8.), und auch gegen Ballacks wuchtigen Kopfball nach Renato Augustos Freistoß war der Nationalkeeper bravourös zur Stelle (9.).
Schalke, das einzig in Person von Edu Adler zu einer Parade zwang (16.), offenbarte in der Defensive gegen die flinken Leverkusener Offensivakteure immer wieder Lücken und das ging nicht gut. Bayer ging in Führung, weil Ballack Rolfes' Zuspiel aus dem Mittelfeld heraus gedankenschnell auf Derdiyok weiterleitete und der Schweizer den etwas zögerlichen Neuer mit einem traumhaften Rechtsschuss ins rechte obere Eck überwand (19.).
1. Bundesliga, 27. Spieltag
Und die Heynckes-Elf blieb am Drücker, Schalke fand kaum ein Mittel gegen das wirbelnde Bayer-Mittelfeld - und half auch noch gütlich mit: Metzelder köpfte ziemlich freistehend beim Versuch, zur Ecke zu klären, Renato Augustos Flanke am ersten Pfosten unhaltbar für Neuer ein (27.). Bis zum Halbzeitpfiff kontrollierte die "Werkself" das Spiel nach Belieben, königsblaue Angriffsbemühungen verpufften wirkungslos.
Viel änderte sich nach dem Seitenwechsel zunächst nicht, außer dass Papadopoulos jetzt für den schon vor dem Spiel leicht angeschlagenen Metzelder neu dabei war. Raul hatte per Drehschuss mal eine halbwegs gefährliche Chance für Schalke (52.), ansonsten dominierte erst einmal Bayer dank aggressiver Zweikampfführung und schnellem Direktspiel weiter - auch wenn den Gastgebern die letzte Konsequenz vor dem Tor nun ein wenig abging. Nur eine Ecke von Renato Augusto, die an den Außenpfosten klatschte (65.), rief mal ein Raunen hervor.
Kurzzeitig wurden die "Königsblauen" in der Folge mutiger, womöglich half ihnen auch, dass viele Fouls und Unterbrechungen Leverkusens Spielfluss zu bremsen begannen. Jurado testete Adlers Flugqualitäten (67.) - aber das war es auch schon wieder in Sachen Tormöglichkeiten. Die "Werkself" gab ihre Passivität in der Schlussphase wieder auf, hatte durch Sam, der Joker Kießling übersah und allein vor Neuer scheiterte (87.), sogar die beste Chance in Durchgang zwei und feierte dann den ungefährdeten Heimsieg.
Leverkusen hat durch den nächsten Dreier - man holte jetzt 16 von möglichen 18 Punkten aus sechs Partien - den Fünf-Punkte-Vorsprung auf Hannover und Platz drei gehalten und gleichzeitig den Rückstand auf Tabellenführer Dortmund immerhin auf sieben Zähler verkürzt. Nach der Länderspielpause muss Bayer nach Kaiserslautern. Schalke muss tabellarisch nach unten schauen, Hoffnungsträger Ralf Rangnick feiert seine Rückkehr als S04-Coach in knapp zwei Wochen freitags beim FC St. Pauli.