Olympia

Letzte Olympia-Chance für Volleyballerinnen: Herz statt Rechnerei

Platz zehn in der Nationenliga Voraussetzung für Paris

Letzte Olympia-Chance für Volleyballerinnen: Herz statt Rechnerei

Wollen auch in der Nationenliga jubeln und nach Olympia: Die deutschen Volleyballerinnen um Mittelblockerin Camilla Weitzel (#21).

Wollen auch in der Nationenliga jubeln und nach Olympia: Die deutschen Volleyballerinnen um Mittelblockerin Camilla Weitzel (#21). IMAGO/Maximilian Koch

Viel Zeit für Rechenspiele hatten die deutschen Volleyballerinnen und ihr neuer Trainer Alexander Waibl vor den entscheidenden Wochen im Rennen um die letzten Olympia-Tickets nicht. Und auch wenn es am Ende vom komplizierten Punktesystem der Weltrangliste abhängt, ob die Reise nach Paris klappt, soll das aus Sicht des 56-Jährigen erstmal so bleiben.

"Es ist schon klar, dass es eine relativ große Anzahl an Punkten ist, die wir hinten liegen und daraus ergeben sich dann vielleicht auch gewisse Notwendigkeiten", sagte Waibl nach dem Testspiel-Sieg gegen Rumänien in Potsdam. "Aber ich glaube, das lähmt den Kopf nur, das schmälert im Prinzip die Performance und das ist kontraproduktiv."

Am Mittwoch starten die DVV-Spielerinnen im türkischen Antalya gegen Frankreich in die Nationenliga (VNL). Die direkte Olympia-Qualifikation für Paris hatte das Team im vergangenen Jahr verpasst. Die letzte Chance, es den deutschen Männern gleichzutun, bietet nun die Weltrangliste. Dafür muss die Auswahl während der VNL in den zwölf Vorrunden-Spielen viele Punkte sammeln. Aktuell steht Deutschland auf Platz zwölf und müsste mindestens auf Platz zehn springen.

Weitzel: "Der Anspruch ist da und das Ziel steht"

"Hoffnung gibt es immer. Der Anspruch ist da und das Ziel steht. Wir haben in den drei Wochen, die wir jetzt trainiert haben, alles gegeben, intensiv gearbeitet", sagte Mittelblockerin Camilla Weitzel. "Wir sind bereit, eine gute VNL zu spielen und uns das Ticket nach Olympia zu lösen."

Trotzdem gab es in der Vorbereitung einige Hindernisse. Im April wurde Waibl, der auch Coach beim Bundesligisten Dresdner SC ist, kurzfristig Bundestrainer, weil sein Vorgänger Vital Heynen um Vertragsauflösung bat. Den Belgier zog es nach China. "Natürlich eine doofe Situation, in die wir manövriert wurden. Deswegen sind wir froh, dass wir mit Alex jemanden gefunden haben, der uns alle schon kennt", sagte die 23 Jahre alte Weitzel. Das habe Waibl einen Startvorsprung verschafft.

Wie immer vor der VNL konnten einige Spielerinnen erst spät zum Team stoßen, weil sie mit ihren Klubs noch lange in den Playoffs spielten. "Natürlich ist es so, dass es nicht viel Zeit ist. Aber der Charakter dieser Gruppe ist unglaublich gut und es macht extrem viel Spaß, mit ihnen zu arbeiten", sagte Waibl. Im Test gegen Rumänien ruckelte es an einigen Stellen noch. "Da sind natürlich ein paar Stellschrauben, die wir noch mal drehen müssen, in der Abstimmung, in der Annahme, auch im Angriff. Ich denke, wir haben super aufgeschlagen", sagte Weitzel. "So können wir Sätze drehen und das ist wichtig."

Dank Drewniok und Kindermann: Volleyballerinnen wieder mit Diagonalangreiferin

Auch der Trainer sah den Auftritt am Ende positiv. Die Beine seien nach der Vorbereitung in Kienbaum "mega dick" gewesen und "da muss ich sagen, hat mir besonders natürlich auch die Mentalität gefallen, mit der wir uns immer wieder rangekämpft haben", so Waibl. Der gebürtige Stuttgarter lässt zudem anders als Heynen oft wieder mit einer Diagonalangreiferin spielen, weil er mit Kimberly Drewniok und Lena Kindermann zwei Optionen auf der wichtigsten Position im Welt-Volleyball hat. "Das ist ein Pfund, mit dem wir wuchern können", findet der 56-Jährige.

Nur die Annahme müsse dafür noch konstanter werden. Schlüssel-Außenangreiferin Hanna Orthmann, die sich bei der Heim-EM im vergangenen Jahr schwer am Knie verletzte, steht noch nicht wieder zur Verfügung.

Bei der VNL 2023 überraschte das deutsche Team und zog ins Viertelfinale ein. Mit Blick auf Paris werden besonders die Spiele gegen die direkte Konkurrenz aus Japan (17. Mai), den Niederlanden (19. Mai) und Kanada (30. Mai) von großer Bedeutung sein. "Wir müssen jetzt einfach unseren Job machen, eins nach dem anderen erledigen und nicht rechnen, sondern mit Herz spielen. Dann haben wir eine Chance", gibt Waibl als Maßgabe aus.

DPA

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