Ralf Rangnick, der im Zuge dieses 76. Finals im DFB-Pokal letztmals in der Funktion als RB-Trainer an der Seitenlinie stand (Julian Nagelsmann wird übernehmen), rotierte im Vergleich zum Bundesliga-Finale in Bremen (1:2) erwartungsgemäß zurück. Einzig Adams blieb in der Startformation, die ansonsten mit Namen wie Gulacsi, Kapitän Orban, Forsberg, Poulsen und Werner bestückt war.
Beim FC Bayern vertraute Coach Niko Kovac bis auf zwei Ausnahmen genau der Elf, die eine Woche zuvor durch ein 5:1 gegen Eintracht Frankfurt die 29. Meisterschaft perfekt gemacht hatte. Lediglich Kapitän Neuer kehrte nach Muskelfaserriss für Ulreich ins Tor zurück, Martinez vertrat im defensiven Mittelfeld den kranken und verletzten Goretzka (Zerrung).
Duell auf Augenhöhe - Neuer gleich da
Beide Mannschaften begegneten sich vor toller Kulisse im ausverkauften Berliner Olympiastadion nicht nur mit einer gehörigen Portion Respekt, sondern auch mit konzentrierter Abwehrarbeit. Zwar gehörte Gnabry schon in der 3. Minute die erste Strafraumszene, danach passierte im Umkreis von RB-Keeper Gulacsi aber erst einmal nichts mehr. In der Offensive beruhte das Leipziger Grundrezept aus tiefen Balleroberungen und den daraus resultierenden Umschaltbewegungen. Meist suchten Forsberg & Co. dabei den pfeilschnellen Werner, der die Bayern-Abwehr vor das ein oder andere Problem stellen sollte.
Die erste Abschlusschance von RB kam jedoch nach einer Standardsituation zustande: Neuer parierte einen Poulsen-Kopfball mit einem überragenden Reflex sowie unter der Mithilfe der Querlatte (11.). Wenige Momente später trennte Kimmich den dänischen Nationalspieler 16 Meter vor dem Tor in dessen Ausholbewegung kurz vor dem Abschluss noch vom Ball (17.). Bayerns nächster Abschluss war ein komplett verunglückter Distanzschuss von Alaba (18.).
Lewandowski spektakulär, Konaté ebenfalls
Ungenauigkeiten prägten in der ersten halben Stunde das bayerische Offensivspiel im letzten Drittel. Sinnbildlich hierfür stand eine verdaddelte Chance Müllers, der trotz aussichtsreicher Position nicht einmal zum Abschluss kam (25.). Kurz darauf brachte Lewandowski den Rekord-Pokalsieger dann aber doch in Front: Eine Alaba-Flanke versenkte der Bundesliga-Torschützenkönig aus knapp zehn Metern trotz entgegengesetzter Körperstellung sehenswert und gegen den Lauf von Torwart Gulacsi zum 1:0 (29.).
Die Führung der Münchner wirkte sich gewaltig auf das Spiel aus, denn beim bis dato selbstbewussten Leipzig schien der Stecker gezogen. Umgekehrt wuchs das Selbstvertrauen des FCB von Szene zu Szene. Das 2:0 zur Pause war eigentlich nur noch Formsache, doch auch dank Leipzigs Abwehrmann Konaté, der Comans Eins-gegen-eins-Chance nach herrlichem Hummels-Steckpass spektakulär per Kopf einen Meter vor der Torlinie entschärfte (42.), ging es lediglich mit einer knappen 1:0-Führung der Münchner in die Kabine.
Neuer wieder sofort da
Die nicht genutzten Großchancen aus dem ersten Durchgang hätten sich kurz nach Wiederbeginn beinahe gerächt. Denn nach einem Traumpass von Konaté lief Forsberg alleine auf Neuer zu, jedoch entschied der deutsche Nationaltorhüter das Duell mit Fuß und Hand für sich (48.). Wie schon zu Beginn des ersten Durchgangs wusste Neuer gleich zu glänzen.
Münchner Chancen im Minutentakt
Leipzig zeigte sich - im Vergleich zur Endphase der ersten Hälfte - deutlich körperbetonter, präsenter in den Zweikämpfen - und kam fortan auch zu Abschlüssen: Werner profitierte dabei von einem Ausrutscher Alabas, hatte die Rechnung aber nicht mit Süle gemacht, der Werners Schuss kurz vor der Linie abblockte (57.). Die Bayern merkten nach einer knappen Stunde, dass sie wieder mehr machen mussten. Und das taten sie. Und wie! Im Minutentakt kam der deutsche Meister nun zu Abschlüssen, einer davon gefährlicher als der andere. Doch weder Hummels (62.) noch Thiago (62.), Müller (62.) oder Lewandowski (68.) konnten am Spielstand etwas verändern.
Dies passierte erst in der Schlussphase, als erst Coman (78.) und dann erneut Lewandowski (85.) auf 3:0 stellten. Während der Franzose eine stark abgefälschte Kimmich-Flanke technisch hochwertig verwertete, überlupfte Lewandowski nach Kimmichs eigentlichem Befreiungsschlag Gulacsi im Eins-gegen-eins zum Endstand. Doch die Bayern-Fans freuten sich nicht nur über das Ergebnis, sondern auch über die Einwechslungen von Robben (73.) und Ribery (87.). Der Franzose stellte mit seiner Hereinnahme auch noch einen neuen Rekord auf, es war sein achtes Pokalfinale.
Ein Tor sollte dem kongenialen Duo "Robbery" zwar nicht mehr glücken, dafür aber bejubelten sie nach vierminütiger Nachspielzeit den Pokalsieg und damit das zwölfte Double des FC Bayern.