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Lanig über Flick & Co: "Man nimmt von jedem etwas mit"

Erfolgreicher Start als Oberliga-Cheftrainer

Lanig über Flick, Labbadia & Co: "Man nimmt von jedem etwas mit"

TV-Experte und Oberliga-Coach: Martin Lanig.

TV-Experte und Oberliga-Coach: Martin Lanig. IMAGO/Ulrich Wagner

Oberliga Baden-Württemberg

"Das schwierige zweite Jahr" heißt es oft mit Blick auf die zweite Saison nach dem Aufstieg einer Mannschaft. Dafür ist der FSV Hollenbach aber sehr erfolgreich in seine zweite Spielzeit in der Oberliga Baden-Württemberg gestartet. Der Verein aus dem Mulfinger Ortsteil im Hohenlohekreis war 2022 nach fünf Jahren in die Fünftklassigkeit zurückgekehrt und sicherte sich in der vergangenen Saison dank einer starken Rückrunde den Klassenerhalt. Nach zwei Siegen zum Start ließ das Team am vergangenen Wochenende beim 1:1-Unentschieden gegen DFB-Pokal-Teilnehmer SV Oberachern zwar erstmals unter dem neuen Cheftrainer Martin Lanig Punkte liegen, blieb aber weiter ungeschlagen, steht mit sieben Punkten aus drei Spielen auf Tabellenplatz drei und im Achtelfinale des württembergischen Verbandspokals. "Ich bin sehr zufrieden, wie es aktuell läuft - sowohl punktetechnisch als auch die Art und Weise, wie wir auftreten", freut sich Lanig.

Der frühere Bundesliga-Profi ist seit Anfang des Jahres beim FSV und startete nach der Entlassung von Chefcoach Martin Kleinschrodt zunächst als Co-Trainer von Dirk Prediger. "Meine Ursprungsidee war, im Jugendbereich tätig zu sein. Die Anfrage aus Hollenbach für das Co-Trainer-Amt in der Rückrunde war für mich eine gute Möglichkeit, in den Trainerbereich reinzukommen", erklärt der 39-Jährige, der sich nach dem Ende seiner Spielerkarriere mit seiner Familie im heimischen Lauda-Königshofen - gut 20 Kilometer von Hollenbach entfernt - niedergelassen hat. Unter dem Duo Prediger/Lanig, dass den FSV mit fünf Punkten Vorsprung auf die Abstiegszone übernahm, holte die Mannschaft in 14 Spielen 24 Zähler und hielt mit einem Elf-Punkte-Polster am Ende souverän die Klasse.

Lanig übernahm als Chef

Nachdem bereits vor Saisonende der Abgang von Prediger feststand, fragte der Verein bei Lanig für den Cheftrainer-Posten an. "Da musste ich nicht lange überlegen. Ich habe gemerkt, dass ich Dinge, die ich aus meiner Karriere gelernt habe, auch im Erwachsenenfußball anwenden kann. Das hat seinen Reiz", sagt der einstige defensive Mittelfeldspieler mit 123 Bundesliga-Einsätzen für den 1. FC Köln, Eintracht Frankfurt und den VfB Stuttgart. "Ich hatte in meiner Karriere rund 25 Trainer, da nimmt man von jedem etwas mit", meint Lanig. "Als junger Spieler in Hoffenheim hat mich die Zeit unter Hansi Flick sehr geprägt. Dort habe ich gelernt, was es heißt, professionell zu sein. Meinen größten Sprung habe ich unter Bruno Labbadia in Fürth gemacht. Beim VfB waren wir unter Armin Veh durch seine menschliche Art eine Gruppe zu führen sehr erfolgreich. Es gibt viele gute Beispiele."

Mit diesen Erfahrungen hat Lanig bei seiner ersten Trainerstation direkt einen Umbruch zu vollziehen. Viele erfahrene Spieler, wie der bisherige Kapitän Manuel Hofmann oder Michael Kleinschrodt, die den FSV über Jahre geprägt hatten, haben den Verein diesen Sommer verlassen. Dafür kamen neun Neue, von denen keiner älter als 23 Jahre ist und von denen fünf aus dem U-19-Bereich aufrücken. "Wir möchten mit vielen jungen Spielern arbeiten und haben bei der Spielanlage einige Dinge verändert. Hollenbach war bisher vor allem für lange Bälle bekannt. Wir wollen Prinzipien definieren, nach denen wir Fußball spielen. Lange Bälle sind nicht immer schlecht, aber gerade im letzten Drittel wollen wir mit klaren Abläufen agieren", beschreibt Lanig seine Spielidee, die er in drei Trainingseinheiten pro Woche vermittelt. "Gemessen an den personellen Wechseln ist schön zu sehen, wie das bisher funktioniert."

Vollzeitstelle beim FSV

Mit einer Vollzeitstelle beim FSV kümmert sich Lanig neben der ersten Mannschaft als sportlicher Leiter auch um den Übergangsbereich von Jugend zu Aktiven, eine Nachwuchs-Kooperation mit dem VfB Stuttgart und die gesamtstrukturelle Ausrichtung des Vereins. Dabei kommen dem gebürtigen Bad Mergentheimer sein Sportmanagement-Studium sowie Hospitationserfahrungen im NLZ der TSG Hoffenheim und beim DFB zugute.

Beim Blick in die Zukunft hält sich der Ex-Profi, der weiterhin regelmäßig als Drittliga-Experte für Magenta Sport im Einsatz ist, eher bedeckt. "Der Verein will die Klasse halten, aber ich persönlich kann mit langfristigen Zielen wenig anfangen. Meine DNA war immer, dass ich mich nie beschränken wollte. Ich fühle mich wahnsinnig wohl, gebe weiterhin Gas und schaue von Spiel zu Spiel", sagt Lanig und richtet den Blick bereits auf die nächste Partie beim 1. CfR Pforzheim am Freitagabend (19 Uhr) - damit "das schwierige zweite Jahr" weiter erfolgreich gestaltet wird.

Daniel Haug

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