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Lahmes Derby d'Italia - Higuain lässt Neapel beben

Serie A, 8. Spieltag: Klose & Co. schwächeln weiter auswärts

Lahmes Derby d'Italia - Higuain lässt Neapel beben

Prägendes Bild: Zweikämpfe, wie hier zwischen Andrea Barzagli und Ivan Perisic (re), waren spielbestimmend.

Prägendes Bild: Zweikämpfe, wie hier zwischen Andrea Barzagli und Ivan Perisic (re), waren spielbestimmend. Getty Images

Das 226. Derby d'Italia schloss den 8. Spieltag der Serie A am Sonntagabend ab: Das stark gestartete Inter Mailand (5/1/1) hatte im Giuseppe-Meazza-Stadion Rekord- und Serienmeister Juventus Turin zu Gast, der allerdings desaströs in die neue Saison gestartet ist und nicht unbedingt als Favorit ins Rennen ging. Die "Alte Dame" war darauf bedacht, nach dem jüngsten 3:1 gegen Bologna, bei dem unter anderem Khedira einen guten Eindruck hinterlassen hatte, eine kleine Serie zu starten. Neben Khedira konnte auch der fragliche Morata (Prellung) auflaufen.

Seit 2010 hatte Juve das Derby d'Italia dominiert, und nur eines der letzten elf Duelle verloren (1:3 am 3. November 2012) - diese Serie sollte halten, wenn es nach dem Willen der Bianconeri ging. Vorab: Sie hielt! Allerdings war die Partie selbst spielerisch eher eine Enttäuschung. Viel Kampf und wenige Highlights führten dazu, dass sich beide Mannschaften am Ende torlos trennten. Lachender Dritter war daher Floranz, dass folglich an der Spitze der Serie A bleibt.

Lazio patzt am liebsten in der Fremde

Der erste Stich ins Lazio-Herz: Domenico Berardi verwandelt den Foulelfmeter eiskalt zur Führung.

Der erste Stich ins Lazio-Herz: Domenico Berardi verwandelt den Foulelfmeter eiskalt zur Führung. Getty Images

Am Nachmittag griff Lazio Rom wieder ins Geschehen ein. Erstmals in der neuen Saison mit dabei: Klose. Der 37-Jährige, der seit August an einem Muskelfaserriss laboriert hatte, rückte bei seinem Comeback direkt in die Startelf. Mit dem wieder genesenen Weltmeister strebten die Adler den vierten Ligasieg in Serie an.

Auswärts lief es zuvor aber alles andere als gut: In fünf Pflichtspielen in der Fremde hatte Lazio erst vier Zähler gesammelt, Torverhältnis 3:14. Ähnlich schlecht starteten die Hauptstädter auch in die Partie bei Sassuolo Calcio. Nach nur sieben Minuten verursachte Lulic leichtsinnig einen Elfmeter, Berardi ließ sich nicht zweimal bitten und knallte das Leder unter die Latte.

Die direkte Antwort wäre Milinkovic-Savic beinahe geglückt, doch sein Kopfball klatschte nur ans Gebälk (9.). Nach mehr als einer halben Stunde war es wieder der 20-Jährige, der scheiterte, diesmal aus spitzem Winkel an Consigli (33.). Sassuolo verteidigte die schmeichelhafte Führung - und schlug nach Wiederanpfiff erneut eiskalt zu. Nach einem Abpraller war Missiroli hellwach und traf zum 2:0 (60.). Drei Minuten später verpasste Mittelstürmer Falcinelli die endgültige Entscheidung, weil sein Gewaltschuss nur die Querlatte fand.

Und so wurde es doch noch einmal spannend: In der 67. Minute nutzte dann auch endlich Lazio eine seiner guten Möglichkeiten: Keita steckte für Felipe Anderson durch, der den Anschlusstreffer besorgte. Zu mehr reichte es aber nicht mehr, statt dem nächsten Ausrufezeichen im Kampf um die Champions-League-Plätze rutschten die Adler in der Tabelle ab und fügten der schwarzen Auswärtsserie ein weiteres Kapitel hinzu.

Eingebaute Torgarantie: Insigne und Higuain lassen sich feiern

Besorgte das entscheidende 2:1 für Neapel: Angreifer Gonzalo Higuain.

Besorgte das entscheidende 2:1 für Neapel: Angreifer Gonzalo Higuain. Getty Images

Deutlich attraktiver war ein zweites 15-Uhr-Spiel - in den ersten 45 Minuten allerdings nur auf dem Papier. Neapel, das zuletzt offensiv furios und hinten bombensicher agiert hatte, empfing Spitzenreiter Florenz. Im ersten Abschnitt neutralisierten sich beide Mannschaften weitestgehend, nur der Ex-Dortmunder Blaszczykowski näherte sich aus der Distanz für die Toskaner an (17.). Die beste Möglichkeit vergab noch Neapels Higuain, der nach einer starken Flanke von Insigne knapp vorbeiköpfte (45.).

Nach Wiederanpfiff sollte es deutlich besser werden, dafür sorgten speziell die formstarken Insigne und Higuain. Erstmals gefährlich tauchte Napoli in der 46. Minute vor dem gegnerischen Tor auf - und wie! Hamsik schickte Insigne auf die Reise, der ins lange Eck zur Führung vollstreckte. In der 61. Minute durfte der Torschütze runter, dafür übernahm Mertens, der später noch seine Rolle in diesem Spiel bekommen sollte.

Erst einmal musste Napoli aber einen Rückschlag hinnehmen, in der 73. Minute traf Kalinic auf Zuspiel von Ilicic zum überraschenden 1:1-Ausgleich. Lange währte die Freude der Viola aber nicht, sie musste nämlich postwendend die Antwort schlucken: Mertens steckte perfekt für Higuain durch, der Argentinier besorgte überlegt das 2:1 - und ließ das Stadio San Paolo beben (75.). Beim verdienten Dreier für Neapel blieb es dann auch, es war der vierte Sieg in Folge - der Kontakt zur Tabellenspitze ist wiederhergestellt. Garanten: Higuain und Insigne besorgten bereits ihren jeweils sechsten Saisontreffer im achten Spiel.

Roma stürmt weiter

Radja Nainggolan, Mohamed Salah und Gervinho

Die Roma feierte am 8. Spieltag ein souveränes 3:1 gegen Empoli: Hier feiern Radja Nainggolan, Torschütze Mohamed Salah und Gervinho. Getty Images

Die Roma präsentierte sich vor dem Champions-League-Gastspiel bei Bayer Leverkusen am Dienstag (20.45 Uhr, LIVE! bei kicker.de) in guter Form. Die Giallorossi feierten am Samstagabend zum Auftakt des 8. Spieltags einen letztlich hochverdienten 3:1-Erfolg gegen den FC Empoli. Es war der dritte Sieg in der Serie A in Folge. Dadurch verbesserten sich die Römer vorläufig auf den zweiten Tabellenplatz.

Die Fans im Stadio Olimpico mussten allerdings Geduld mitbringen, denn ihr Team benötigte reichlich Zeit, um in Fahrt zu kommen. Erst nach einer insgesamt müden ersten Hälfte drehte der Vize-Meister auf - dann aber richtig: Pjanic zirkelte einen zentralen Freistoß mit viel Drall und Schärfe in den linken Winkel - sein vierter Saisontreffer (56.). Nur drei Minuten später fand der bosnisch-herzegowinische Nationalspieler mit seiner Eckballflanke de Rossi, der per Kopf das 2:0 nachlegte. Für den Kapitän war es ein besonderer Treffer, weil er ihn in seinem 500. Spiel für die Giallorossi verbuchte. Das vorentscheidende 3:0 markierte schließlich Wirbelwind Salah nach starker Vorarbeit von Flügelflitzer Gervinho (69.). Für die Gäste blieb letztlich nur die Erkenntnis, über 90 Minuten gegen Rom nicht lang mithalten zu können und immerhin den Ehrentreffer durch Büchel erzielt zu haben (75.).

Leandro Castan kehrt heim

Während der deutsche Nationalspieler Rüdiger nach Knieproblemen wieder auf der Bank saß, doch nicht zum Einsatz kam, feierte sein brasilianisches Pendant Leandro Castan in der Innenverteidigung sein Comeback im Stadio Olimpico nach seinem letzten Auftritt im Mai 2014 gegen Juventus Turin. "Es geht mir besser und besser. Heute war ich fähig, dem Team mit zum Sieg zu verhelfen", sagte der im November 2014 am Gehirn operierten Abwehrmann im Anschluss. Auf der AS-Website wird der 28-Jährige, der schon am 1. Spieltag bei Hellas Verona gespielt hatte, weiter zitiert: "Es war eine lange und harte Zeit für mich. Ich bin durch schwierige Phasen gegangen. Nun bin ich froh, wieder hier zurück zu sein."

Lobende Worte fand Leandro Castan auch noch über de Rossi nach dessen 500. Spiel für die Roma: "Ich habe die Ehre, mit einem der besten Mittelfeldspieler der Welt zusammenzuspielen. Sein taktischer Verstand ist unglaublich und er ist immer da, um auch der gesamten Defensive zu helfen."

Bacca allein reicht nicht - "Miha" unter Druck

Giacomo Bonaventura

Giacomo Bonaventuras Gesicht spricht Bände: Bei Milan läuft es einfach nicht. Getty Images

Anspannung, Hoffnung und der Glaube an die eigenen Stärken: Milan wollte - und musste - seinen Fans nach der Länderspielpause wieder etwas anbieten. Denn eine neuerliche Sinnkrise deutet sich an, vor allem gerät der anfangs gepriesene neue Trainer Sinisa Mihajlovic schon wieder in die Kritik.

Der Auftritt am Samstagabend beim FC Turin ließ die AC-Anhänger und -Verantwortlichen lange Zeit durchaus zufrieden zurück. Denn die Rossoneri dominierten zumeist, generierten Torgefahr und gingen nach einer schönen Kombination über Bertolacci durch den treffsicheren Bacca verdient mit 1:0 in Front (63.). Zehn Minuten später wischten sich die Lombarden dann aber wieder enttäuscht über die Gesichter: Belotti stoppte den Ball wohl minimal mit dem linken Oberarm in Richtung Baselli, der mit seinem direkt folgenden Flachschuss ins kurze Eck Keeper Diego Lope überwand. Es war die schnelle Antwort auf das 0:1 von Torino und es bedeutete zugleich den Endstand. Da halfen auch sämtliche Proteste von Romagnoli nicht mehr.

Trauriger Fakt für das einst mit Abwehr-Stars wie Maldini, Nesta, Cafu, Costacurta oder Thiago Silva gespickte Milan: An allen acht Spieltagen setzte es bislang mindestens ein Gegentor.

mag/msc