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Kwiatkowski gewinnt als Solist - Pogacar nimmt Vingegaard erneut Sekunden ab

13. Etappe: Chatillon-sur-Chalaronne - Grand Colombier (138 km)

Kwiatkowski gewinnt als Solist - Pogacar nimmt Vingegaard erneut Sekunden ab

Michal Kwiatkowski hievte sich als Erster über die Ziellinie am Grand Colombier.

Michal Kwiatkowski hievte sich als Erster über die Ziellinie am Grand Colombier. IMAGO/Panoramic International

Pokerspiel statt Kletter-Feuerwerk am Nationalfeiertag: Tadej Pogacar hat am Grand Colombier erst auf dem letzten Kilometer das erwartete Spektakel abgeliefert und Titelverteidiger Jonas Vingegaard den nächsten Wirkungstreffer verpasst. Der Slowene holte beim Sieg des Ausreißers Michal Kwiatkowski als Dritter erneut einige Sekunden auf seinen dänischen Kontrahenten auf. Dem explosiven Antritt des Slowenen auf dem letzten Kilometer konnte der schmächtige Däne einmal mehr nicht folgen. Nach der insgesamt dritten Bergankunft der 110. Tour de France trennen Pogacar nur noch neun Sekunden vom Führenden Vingegaard.

"Es war ein kleiner Sieg für uns mit den Sekunden. Das ist ein guter Anfang", sagte Pogacar mit Blick auf die bis Mittwoch folgenden Alpenetappen. Seinen Widersacher Vingegaard lobte der Slowene in den höchsten Tönen: "Er ist ein super Fahrer, einer der besten Kletterer der Welt. Es ist echt schwer, ihn abzuhängen. Ich habe es mit einem langen Sprint versucht, am Ende war ich richtig am Limit. Aber die Sekunden waren es wert." Vingegaard meinte gelassen: "Das Ziel war es, mein Gelbes Trikot zu verteidigen. Das ist mir gelungen. Die Tour wurde erst einmal durch wenige Sekunden entschieden."

Gefürchteter Antritt

Pogacars Team war mit hohem Tempo in den Schlussanstieg im französischen Teil des Juras gefahren. Vingegaard, der zum 18. Mal in seiner Karriere das Gelbe Trikot trug, wich nicht vom Hinterrad des Gesamtzweiten, nahm ihn praktisch in Manndeckung. Pogacar kam mit besten Erinnerungen zurück an den Grand Colombier. 2020 hatte er die Tour-Etappe auf den 1501 Meter hohen Gipfel bereits gewonnen.

Erst auf dem letzten Kilometer fasste sich Pogacar ein Herz, setzte eine seiner gefürchteten explosiven Attacken. Vingegaard ließ nach etwa 200 Metern abreißen, hielt den Schaden aber noch in Grenzen und rollte knapp hinter Pogacar über die Ziellinie.

Zimmermann lange vorne dabei

Georg Zimmermann hielt sich lange in der Fluchtgruppe des Tages auf, hatte aber keine Chance auf den Sieg. "Es ist ein bisschen schade, dass ich da nicht mehr hingekommen bin. Heute habe ich keinen Fehler gemacht. Es ist ein bisschen unglücklich, dass am Ende die Gesamtwertungsfahrer noch an mir vorbeifliegen", sagte der 25-Jährige.

Der Nationalfeiertag hatte bei der Tour in der Vergangenheit immer wieder für Geschichten gesorgt, die man sich heute noch erzählt. Vor sieben Jahren joggte Chris Froome im Gelben Trikot wie von Sinnen den Mont Ventoux hoch, weil sein Rad defekt war. Vor 20 Jahren stürzte der Spanier Joseba Beloki auf dem Weg nach Gap in einer Abfahrt, der hinter ihm fahrende Lance Armstrong wich aus und rumpelte quer über einen Acker. Vor 25 Jahren brach der mit diversen Dopingmitteln festgenommene Pfleger Willy Voet in der Untersuchungshaft sein Schweigen und der Festina-Skandal eskalierte.

UAE hält das Tempo hoch

Am Freitag blieben geschichtsträchtige Vorfälle zunächst aus. Nach gut 30 Kilometern stand eine Gruppe mit 19 Fahrern, unter ihnen auch Zimmermann. Der bergfeste Augsburger war bereits am Dienstag Zweiter geworden und hoffte auf eine erneute Chance auf einen Etappensieg. Doch Pogacar hatte Lust auf den Sieg und dementsprechend etwas dagegen. Der zweimalige Tour-Sieger schickte sein Team im Feld nach vorn, der Vorsprung der Gruppe wurde über weite Strecken bei etwa zwei Minuten gehalten. Entsprechend schnell war es. Allein in der ersten Rennstunde wurden über 50 Kilometer zurückgelegt, nach zwei Stunden war der Schnitt kaum geringer. Dennoch war die Flucht von Anfang an für viele Ausreißer zum Scheitern verurteilt. Am Ende kamen nur Kwiatkowski und van Gils durch.

110. Tour de France

Am Samstag steht mit dem 151,8 Kilometer langen Weg nach Morzine die nächste richtig schwere Alpenetappe an. Drei Berge der ersten Kategorie müssen erklommen werden, ehe es auf dem der höchsten Kategorie zugeordneten Col de Joux Plane sogar noch Bonussekunden gibt. In der zwölf Kilometer langen Abfahrt zum Ziel kann kaum noch Zeit aufgeholt werden.

Nächster Sprinter raus

Nicht mehr dabei wird dann Caleb Ewan sein. Mit dem 29 Jahre alten Australier musste der nächste Top-Sprinter aufgeben. Ewan war während der Etappe bereits früh aus dem Peloton gefallen und dann vor dem Schlussanstieg schließlich frustriert vom Rad gestiegen. Tags zuvor war schon Europameister Fabio Jakobsen nicht mehr zur 12. Etappe angetreten.

13. Etappe Châtillon-sur-Chalaronne - Grand Colombier (137,80 km):

1. Michal Kwiatkowski (Polen) - Ineos Grenadiers 3:17:33 Std.; 2. Maxim Van Gils (Belgien) - Lotto Dstny + 47 Sek.; 3. Tadej Pogacar (Slowenien) - UAE Team Emirates + 50; 4. Jonas Vingegaard Rasmussen (Dänemark) - Jumbo-Visma + 54; 5. Thomas Pidcock (Großbritannien) - Ineos Grenadiers + 1:03 Min.; 6. Jai Hindley (Australien) - Bora-hansgrohe + 1:05; 7. James Shaw (Großbritannien) - EF Education-EasyPost; 8. Harold Tejada (Kolumbien) - Astana Qazaqstan Team; 9. Simon Yates (Großbritannien) - Team Jayco AlUla + 1:14; 10. Adam Yates (Großbritannien) - UAE Team Emirates + 1:18; ... 13. Georg Zimmermann (Neusäß) - Intermarché-Circus-Wanty + 1:34; 24. Emanuel Buchmann (Lochau/Österreich) - Bora-hansgrohe + 3:45; 45. Simon Geschke (Freiburg im Breisgau) - Cofidis + 14:24; 51. Nils Politt (Hürth) - Bora-hansgrohe + 17:17; 110. Nikias Arndt (Köln) - Bahrain Victorious + 23:24; 147. John Degenkolb (Oberursel) - Team DSM - firmenich + 25:22; 155. Phil Bauhaus (Bocholt) - Bahrain Victorious

Gesamtwertung Einzel, Stand nach der 13. Etappe:

1. Jonas Vingegaard Rasmussen (Dänemark) - Jumbo-Visma 53:48:50 Std.; 2. Tadej Pogacar (Slowenien) - UAE Team Emirates + 9 Sek.; 3. Jai Hindley (Australien) - Bora-hansgrohe + 2:51 Min.; 4. Carlos Rodriguez Cano (Spanien) - Ineos Grenadiers + 4:48; 5. Adam Yates (Großbritannien) - UAE Team Emirates + 5:03; 6. Simon Yates (Großbritannien) - Team Jayco AlUla + 5:04; 7. Pello Bilbao (Spanien) - Bahrain Victorious + 5:25; 8. Thomas Pidcock (Großbritannien) - Ineos Grenadiers + 5:35; 9. David Gaudu (Frankreich) - Groupama-FDJ + 6:52; 10. Sepp Kuss (USA) - Jumbo-Visma + 7:11; ... 17. Emanuel Buchmann (Lochau/Österreich) - Bora-hansgrohe + 12:00; 56. Georg Zimmermann (Neusäß) - Intermarché-Circus-Wanty + 1:33:48 Std.; 58. Simon Geschke (Freiburg im Breisgau) - Cofidis + 1:35:29; 78. Nils Politt (Hürth) - Bora-hansgrohe + 1:54:32; 130. Nikias Arndt (Köln) - Bahrain Victorious + 2:49:30; 156. John Degenkolb (Oberursel) - Team DSM - firmenich + 3:17:04; 160. Phil Bauhaus (Bocholt) - Bahrain Victorious + 3:22:51

Bergwertung, Stand nach der 13. Etappe:

1. Neilson Powless (USA) - EF Education-EasyPost 46 Pkt.; 2. Tadej Pogacar (Slowenien) - UAE Team Emirates 31; 3. Tobias Halland Johannessen (Norwegen) - Uno-X Pro Cycling Team 30; 4. Michal Kwiatkowski (Polen) - Ineos Grenadiers 30; 5. Felix Gall (Österreich) - AG2R Citroën Team 28; 6. Jonas Vingegaard Rasmussen (Dänemark) - Jumbo-Visma 28; 7. Jai Hindley (Australien) - Bora-hansgrohe 25; 8. Ruben Guerreiro (Portugal) - Movistar Team 24; 9. Giulio Ciccone (Italien) - Lidl-Trek 22; 10. Michael Woods (Kanada) - Israel-Premier Tech 20; ... 17. Emanuel Buchmann (Lochau/Österreich) - Bora-hansgrohe 14; 27. Georg Zimmermann (Neusäß) - Intermarché-Circus-Wanty 5

Sprintwertung, Stand nach der 13. Etappe:

1. Jasper Philipsen (Belgien) - Alpecin-Deceuninck 323 Pkt.; 2. Mads Pedersen (Dänemark) - Lidl-Trek 179; 3. Bryan Coquard (Frankreich) - Cofidis 178; 4. Wout van Aert (Belgien) - Jumbo-Visma 120; 5. Tadej Pogacar (Slowenien) - UAE Team Emirates 112; 6. Jordi Meeus (Belgien) - Bora-hansgrohe 96; 7. Dylan Groenewegen (Niederlande) - Team Jayco AlUla 92; 8. Biniam Girmay Hailu (Eritrea) - Intermarché-Circus-Wanty 90; 9. Victor Lafay (Frankreich) - Cofidis 80; 10. Neilson Powless (USA) - EF Education-EasyPost 70; ... 22. Georg Zimmermann (Neusäß) - Intermarché-Circus-Wanty 47; 41. Phil Bauhaus (Bocholt) - Bahrain Victorious 32; 60. Emanuel Buchmann (Lochau/Österreich) - Bora-hansgrohe 22; 96. Nikias Arndt (Köln) - Bahrain Victorious 7; 107. Nils Politt (Hürth) - Bora-hansgrohe 3

Teamwertung, Stand nach der 13. Etappe:

1. Ineos Grenadiers (Großbritannien) 161:42:28 Std.; 2. Bahrain Victorious (Bahrain) + 3:39 Min.; 3. Jumbo-Visma (Niederlande) + 11:44; 4. UAE Team Emirates (Vereinigte Arabische Emirate) + 19:13; 5. Groupama-FDJ (Frankreich) + 23:00; 6. AG2R Citroën Team (Frankreich) + 36:16; 7. Bora-hansgrohe (Deutschland) + 52:49; 8. Movistar Team (Spanien) + 1:17:34 Std.; 9. Cofidis (Frankreich) + 2:00:31; 10. Team DSM - firmenich (Deutschland) + 2:02:09

dpa

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