Champions League

Kroos unversöhnlich nach ZDF-Interview: "Völlig empathielos"

Real-Profi erklärt Abbruch

Kroos unversöhnlich nach ZDF-Interview: "Völlig empathielos"

Ein Interview mit Nachspiel: Toni Kroos und Nils Kaben am Samstag auf dem Rasen des Stade de France.

Ein Interview mit Nachspiel: Toni Kroos und Nils Kaben am Samstag auf dem Rasen des Stade de France. IMAGO/Moritz Müller

Eigentlich ist das ganze Thema für Toni Kroos nur eine "extrem kleine negative" und "sehr, sehr unwichtige Klammer" an einem großen Fußballabend. Trotzdem äußerte sich der Nationalspieler jetzt noch einmal ausführlich zu seinem abgebrochenen Interview mit ZDF-Reporter Nils Kaben nach Real Madrids Champions-League-Triumph am Samstag.

Und Kroos hält seine Reaktion weiterhin für gerechtfertigt. "Ich muss sagen, dass sich meine Meinung nicht geändert hat - auch ohne Emotionen", erklärte er in seinem Podcast "Einfach mal Luppen". Die Chance, ein emotionsreiches Interview kurz nach dem Abpfiff zu führen ("Das gibt es von mir gar nicht so oft"), habe Kaben mit seiner zweiten und dritten Frage "kaputt" gemacht. "Das konnte ich einfach nicht verstehen."

Kroos: "Ich bin wirklich der Letzte, der kritische Fragen nicht beantwortet"

Kaben habe ihn "unterschwellig" dazu bringen wollen, einen unverdienten Sieg einzuräumen, wirft Kroos ihm vor. "Und dass ich am besten noch erklären muss, dass Liverpool eine einigermaßen gute Mannschaft ist, die uns in Bedrängnis bringen kann, was doch sowieso völlig klar ist. Das habe ich als völlig empathielos wahrgenommen - als völlig fehlendes Fingerspitzengefühl von einem Mann, der das schon lange macht."

Diese Herangehensweise sei bei ihm "in so einem emotionalen Moment nicht gut angekommen", obwohl er "wirklich der Letzte" sei, "der kritische Fragen nicht beantwortet. Das weiß man. Ich habe selbst nach dem Finale später in der Mixed Zone gesagt, dass ich glaube, dass wir in keiner der K.-o.-Runden die bessere Mannschaft waren", so Kroos.

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"Und ich hätte mich mit Sicherheit nicht in das Interview hingestellt und gesagt, dass wir Liverpool 90 Minuten dominiert haben, weil es ja einfach auch nicht der Fall war. Ich erwarte auch nicht, mich da drei Minuten feiern zu lassen. Wenn ich das gewollt hätte, wäre ich an dem Reporter vorbeigegangen. 50 Meter weiter war die Real-Madrid-Fankurve."

Kaben, dem auch ZDF-Sportchef Thomas Fuhrmann den Rücken gestärkt hatte ("Grundsätzlich waren die Fragen berechtigt und kein Grund, das Interview abzubrechen"), hatte im "Spiegel" eingeräumt, dass er die Fragen besser hätte formulieren können, gleichzeitig aber kritisiert, "dass man sich als Spieler so nicht benehmen sollte". Eine sachliche Frage zum Spielverlauf derart ins Persönliche zu kippen, gehe nicht.

Auch Kabens "Spiegel"-Interview missfällt Kroos

Kroos, der Kaben in seinem Podcast an keiner Stelle beim Namen nannte, nahm selbst seine harsche Formulierung nur bedingt zurück. "Vielleicht hätte man das Wort 'Scheißfrage' weglassen können", lachte er, "vielleicht hätte man es bei 'Drecksfrage' belassen können."

Und auch Kabens "Spiegel"-Interview ließ den nun fünfmaligen Champions-League-Sieger unversöhnlich zurück. Er habe sogar überlegt, den 54-Jährigen in seinen Podcast einzuladen. "Dieser Gedanke ist aber dann ziemlich schnell verflogen, als ich gesehen habe, dass er auch noch der Erste ist, der ein Interview gibt und sich dann noch bekräftigt und sagt, als Spieler sollte man sich nicht so benehmen." Wenn man es aus dem Weg hätte räumen wollen, "bespricht man sich", findet Kroos.

Das hatte Kaben immerhin in seinem Interview angeboten: "Ich glaube, dass Toni Kroos und ich drei Sätze darüber wechseln werden, wenn wir uns das nächste Mal begegnen. Und dann ist auch wieder gut."

jpe