3. Liga

Krämer: "Da kommen viele Drittligisten an ihre Grenzen"

Meppens Coach jagt den Drittliga-Rekord

Krämer: "Da kommen viele Drittligisten an ihre Grenzen"

Frohnatur: Meppens Coach Stefan Krämer kehrte aus Belgien zurück nach Deutschland in die 3. Liga.

Frohnatur: Meppens Coach Stefan Krämer kehrte aus Belgien zurück nach Deutschland in die 3. Liga. IMAGO/Werner Scholz

Nach einem Jahr in Belgien bei KAS Eupen sind Sie schon wieder zurück. Geht es nicht ohne die 3. Liga, Herr Krämer?

Theoretisch schon. (lacht) Belgien war eine spannende Erfahrung. Du musst als Trainer ganz anders vorgehen, wenn du nicht in deiner Landessprache arbeiten kannst. Für mich persönlich war das aber sehr spannend. Trotzdem bin ich froh, wieder Zuhause zu sein. Sprache ist nicht ganz unerheblich, obwohl ich mein Englisch für ganz passabel halte.

Wieso ist es wieder Deutschland geworden und keine weitere Auslandsstation?

Das hätte ich mir auch vorstellen können, nur vielleicht keine ganz verrückte Sache. Aus Holland, Belgien oder Österreich gab es interessante Angebote. Aber mit Meppen hatte ich bereits mehrfach Kontakt in der Vergangenheit und die Jungs haben sich sehr bemüht. Ganz knapp nach meiner Freistellung beim KFC Uerdingen war es mir aber einfach zu schnell. Ich kann nicht montags mit vollem Herzen beim einen Klub sein und dienstags beim nächsten. Das ist heutzutage vielleicht naiv, aber da brauche ich etwas Abstand.

Die Liga ist eng. Wohin geht’s mit dem SV Meppen?

Es ist spannend wie eh und je. Die Leistungsunterschiede sind so gering, darin liegt ein unheimlicher Reiz. Du hast gegen jeden Gegner eine Chance. Es wird eine kleine Zweiteilung geben: Die drei Absteiger Dresden, Ingolstadt und Aue sowie Saarbrücken, 1860 und Mannheim sehe ich auch wirtschaftlich deutlich stärker. Aber die Lücke ist nicht so groß, dass man die nicht ordentlich ärgern könnte. Wir haben in Meppen eine gute Saison gespielt, wenn wir nicht allzu viel Kontakt zu den letzten vier Plätzen haben.

Die Sommerpause war sehr kurz. Zu kurz?

Durch die lange Unterbrechung ab Anfang November haben wir ja eine lange Pause, wenn wir sonst voll im Spielbetrieb wären. Soll man durchtrainieren oder die Jungs ein paar Wochen wegschicken und eine zweite Vorbereitung ansetzen? Das muss jeder Trainer entscheiden. Die Pause jetzt war ausreichend.

Gehen Sie die Saison deswegen anders an? Mitten im November auf einem Abstiegsplatz festzustecken kann ganz schön belastend werden…

Das ist eine neue Situation und ich spreche mit vielen Kollegen, wie sie damit umgehen. Ganz abgeschlossen sind meine Überlegungen dazu noch nicht, vermutlich werden wir aber einen Cut machen und eine zweite Vorbereitung machen. Körperlich geht das bestimmt, aber das wirkt sich ja auch auf die Kaderplanung aus. Es gibt nur 17 Spiele in der Hinserie bis zur WM-Pause, aber 21 Partien von Mitte Januar bis Mitte Mai - Pokalspiele noch nicht eingerechnet. Dafür braucht man idealerweise einen breiten Kader. Aber das kostet Geld und da kommen viele Drittligisten an ihre Grenzen.

Und wie sieht es mental aus?

Das ist glaube ich nicht so ein großes Problem. Wenn es für dich nicht gut läuft hast du viel Zeit, darüber nachzudenken. Das macht dem einen oder anderen Probleme, klar. Auf der anderen Seite hast du auch die Möglichkeit, an Lösungen zu arbeiten.

Eine Pleite ist für niemanden vergnügungssteuerpflichtig

Stefan Krämer

Mit Ihrem Ex-Klub Uerdingen und Türkgücü München meldeten in den vergangenen beiden Jahren gleich zwei Vereine Insolvenz an. Wird es dieses Mal anders?

Was ich so aus Frankfurt gehört habe, sind die Prüfungen strenger geworden. Ich habe ja die blöde Erfahrung, das schon zweimal erlebt zu haben: Mit dem KFC und zuvor Rot-Weiß Erfurt. Ich hoffe, dass in Frankfurt nun genauer hingeschaut wird. Deswegen hoffe ich, dass diesmal kein Klub pleitegeht. Das ist, würde Jürgen Klopp sagen, für niemanden vergnügungssteuerpflichtig.

Wenn Sie bis zum nächsten Sommer im Amt bleiben und Pavel Dotchev keinen Klub mehr übernimmt, werden Sie am Saisonende Rekordtrainer der 3. Liga…

Wirklich? Das wissen Sie jetzt besser als ich.

Wo Sie es jetzt wissen: Schicken Sie Dotchev dann eine Flasche Champagner?

Ich mag Pavel sehr und hoffe, dass er wieder einen guten Job bekommt, wenn er will. Ich würde ihn gern an der Seitenlinie treffen. Bislang habe ich wenig darüber nachgedacht. Aber wenn es passiert, freue ich mich sehr. Ich denke aber nicht jeden Tag daran, dass ich bald vielleicht der Trainer mit den meisten Drittligaspielen bin. Das heißt ja im Umkehrschluss auch, dass ich es nie lange in die 2. Liga geschafft habe. (lacht)

Sie waren doch schon in der 2. Liga!

Und durch Belgien sogar in der 1. Liga. Aber das ist wirklich nichts, was meinen Alltag bestimmt.

Interview: Jim Decker

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