Bundesliga

Korkut schimpft, Zieler patzt, Werder zufrieden

Bremen gewinnt Test gegen Hannover

Korkut schimpft, Zieler patzt, Werder zufrieden

Im Schneetreiben: Werders Clemens Fritz und Hannovers Jimmy Briand.

Im Schneetreiben: Werders Clemens Fritz und Hannovers Jimmy Briand. imago

Unzufrieden mit der Gesamtleistung in der Defensive zeigte sich 96-Trainer Tayfun Korkut, der über die Vorstellung seiner Mannen schimpfte: "Von Minute zu Minute haben wir das Spiel aus der Hand gegeben und Geschenke verteilt." Einer durfte sich bei dieser Rüge besonders angesprochen fühlen. Und dieser unfreiwillige Hauptdarsteller tat es auch. Nationaltorwart Ron-Robert Zieler leistete sich einige Schnitzer und verantwortete das erste Gegentor. "Ich nehme es auf meine Kappe", sagte der 25-Jährige, der als Erklärung anführte: "Ich wollte die Sache spielerisch lösen."

Ganz anders die Stimmung bei den Bremern. Zufriedene Gesichter bei den Gästen, die laut Geschäftsführer Thomas Eichin eine "ordentliche Vorstellung" abgeliefert hatten. Auch Kapitän Clemens Fritz sprach von "einem sehr guten Test bei nicht ganz einfachen Bedingungen, bei denen wir gute Ansätze gezeigt haben". Im Blickpunkt stand nach dem Torwarttheater der Vorwoche vor allem Raphael Wolf, der eine überzeugende Vorstellung bot. Darüber freute sich Viktor Skripnik, der positiv auch die Fortschritte registrierte, die Franco di Santo verriet. So langsam käme der Torjäger wieder in seinen Rhythmus, so der Werder-Coach, der dieses Fazit zog: "Mit dem Resultat bin ich zufrieden, leider können wir die drei Punkte nicht mit in die Liga nehmen. Gut ist, dass wir den Ball haben laufen lassen und versucht haben, Fußball zu spielen."

Bundesliga - Tabelle
Pl. Verein Punkte
1
Bayern München Bayern München
45
2
VfL Wolfsburg VfL Wolfsburg
34
3
Bayer 04 Leverkusen Bayer 04 Leverkusen
28

"Geheim-Test" mit 60 Beobachtern

Gespenstisch die Kulisse und Atmosphäre bei Schneetreiben in der HDI-Arena, wo erstmals auf dem neu verlegten Rasen agiert wurde. Noch ungewöhnlicher die Begleitumstände im Vergleich zur ersten Auflage dieser Partie unter Ausschluss der Öffentlichkeit, weil sich im weiten Rund nur rund 60 Vertreter der Klubs und der Medien verloren. Im August hatten sich die Kontrahenten schon mal zu einem derartigen "Geheim-Test" getroffen, damals auf Platz 11 im Weserstadion. Es war also am Samstag der dritte Vergleich der Klassenrivalen, die im Mai auch das Rückspiel in Hannover in der Meisterschaft bestreiten werden. 2:0 siegten die Niedersachsen beim Test im Sommer, 3:3 endete die Partie in der Bundesliga.

In Abwesenheit des noch nicht vom Asien-Cup zurückgekehrten Hiroshi Kiyotake nominierte Hannovers Trainer Tayfun Korkut seine momentane Bestbesetzung. Für den Japaner lief Leonardo Bittencourt auf dem linken Flügel auf. Seine Besten brachte auch Bremens Coach Skripnik, wobei sich dabei ergab, dass die Formation beim Anpfiff auf dem Platz stand, die im letzten Hinrunden-Spiel gegen Dortmund gesiegt und überrascht hatte. Also saßen die Youngster Levent Aycicek und Neuzugang Levin Öztunali, beide als Optionen für die Rolle als Nummer 10 eingeplant, zunächst auf der Bank. Dort hatte auch der in der letzten Woche verpflichtete Keeper Koen Casteels Platz genommen. Der Ex-Hoffenheimer, eine Leihgabe des VfL Wolfsburg, kam verabredungsgemäß nach der Pause zu seinem Debüt.

Zieler erwischt schwarzen Tag

Doch zunächst rückte der Schlussmann auf der Gegenseite in den Blickpunkt: Ron-Robert Zieler hatte einen schwarzen Tag erwischt. Mit ungewohnten Patzern sorgte der unsichere Nationaltorwart dafür, dass Werder zu Chancen und zu Toren kam. Sein überflüssiges Dribbling erlaubte Fin Bartels die Balleroberung, die Philipp Bargfrede den frühen Führungstreffer (6.) gestattete. Später zeigte sich Zieler nicht im Bilde, so dass ein Junuzovic-Kopfball von Albornoz auf der Linie (19.) gestoppt werden musste und Bartels (33.) nach einem unfreiwilligen Zuspiel des 96-Torwarts einen Lupfer ansetzen konnte, der jedoch übers Tor flog. Werder, in gewohnter Rauten-Grundordnung, störte früh, Hannover, im erprobten 4-2-3-1-System, hatte Mühe, ins Spiel zu finden. Es gelang selten, weil die Gäste ein perfektes Pressing inszenierten. Ausnahme die Szene in der neunten Minute: Lars Stindl setzte sich durch, bediente den in der Mitte frei postierten Leonardo Bittencourt (9.), der ungehindert zum 1:1 einschieben konnte.

Eine der bekannten Schrecksekunden in der Werder-Abwehr, wie sie auch nach dem Wechsel vorkam. Genialer Pass von Schmiedebach auf Joselu, der zentral vor dem Tor völlig ungedeckt stand und keine Mühe hatte, zum 2:1 (52.) einzuschieben. Ein Blackout in der hanseatischen Innenverteidigung, der alle guten Ansätze wieder mal zunichtemachte. Noch vor den mehrfachen Wechseln auf beiden Seiten gelang der Skripnik-Elf durch einen humorlos von Franco di Santo verwandelten Foulelfmeter (57., Briand an Junuzovic) der Ausgleich, ehe der eingewechselte Levent Aycicek (78.) den Siegtreffer markierte.

Hannover: Zieler – Sakai (78. Stankevicius), Marcelo, Schulz, Albornoz Schmiedebach, Gülselam (78. Hirsch), Briand (78. Ernst), Stindl, Bittencourt – Joselu (78. Karaman).
Bremen: Wolf (61. Casteels) – Gebre Selassie, Galvez, Lukimya (79. Caldirola), Garcia (61. Sternberg) – Bargfrede (79. Kroos) – Fritz (61. Öztunali), Junuzovic – Bartels (61. Aycicek) – Selke (61. Lorenzen), di Santo (79. Hajrovic)

Hans-Günter Klemm/Michael Richter