Um 15.18 Uhr war es so weit. Begleitet vom warmen Applaus der Zuschauer im Stadion am Bruchweg betrat Koo den Platz. Am Vormittag hatte der teuerste Neuzugang der Vereinsgeschichte ein kurzes Training absolviert, ehe die ersten 30 Minuten im Trikot seines neuen Arbeitgebers folgten, bei denen er seine Ballsicherheit andeutete das dritte Mainzer Tor mit einem langen Pass einleitete.
"Es war seine Entscheidung zu spielen", sagte Tuchel nach dem Test. "Ja-Cheol hatte viele Flugkilometer in den Beinen, es war nicht ganz ohne Risiko. Aber er wollte unbedingt." Bewerten wollte Tuchel den Auftritt von Koo, der an diesem Montag der Öffentlichkeit präsentiert wird, nicht. Der Mainzer Coach sieht den 24-Jährigen auch nicht als Heilsbringer. "Wir erwarten eine Vergrößerung unseres Potenzials", sagt Tuchel. "Ja-Cheol stellt uns sein Talent zur Verfügung, aber wir trauen uns zu, auch Ja-Cheol noch weiter zu entwickeln."
Trotz aller Zurückhaltung bei den Prognosen: Mit dem Transfer von Koo stößt Mainz in eine neue Dimension vor. "Das ist sicher kein typischer Mainz-05-Transfer", sagt auch Manager Christian Heidel. "es ist eine neue Entwicklungsstufe, dass das für uns machbar ist." Heidel betont jedoch, dass die 05er für Koo nicht ihre finanziellen Reserven angreifen mussten. "Es gibt Modalitäten, die uns einen solchen Transfer ermöglichen", betont Heidel und meint damit: Die Ablösesumme - aus dem Wolfsburger Umfeld werden fünf Millionen kolportiert - wird in mehreren Raten beglichen. Das sei durchaus branchenüblich, so der Manager weiter.
Koos Verpflichtung ist für die Mainzer aber nicht nur wegen der Ablösesumme ein großer Schritt. Heidel räumt ein, dass der Wechsel auch marketingstrategisch von Belang ist - auf dem asiatischen Markt. Koo, Kapitän der südkoreanischen Nationalmannschaft, ist in seinem Heimatland ein Held, und das will sich Mainz zunutze machen. "Wir schauen mal, was über die Landesgrenzen hinaus geht", sagt Heidel. Zumal Koo in Mainz auf seinen Landsmann Joo-Ho Park (26) und den Japaner Okazaki (27) trifft.
Als Typ eine Rakete.
Manager Christian Heidel über Ja-Cheol Koo
Aber vor allem freuen sich die Offiziellen, dass sie einen ihrer Ansicht nach herausragenden Fußballer bekommen haben. "Ja-Cheol verkörpert unsere Spielweise", lobt Heidel. "Er ist offensiv stark und er ist gegen den Ball stark." Zudem so der Manager weiter, "ist er als Typ eine Rakete."
Heidel betont zudem, dass die Verpflichtung Koos auch schon ein Vorgriff auf die Zukunft ist. "Fakt ist: Wenn man sich die Mannschaft anschaut, dann wird im Sommer verhältnismäßig wenig passieren." Das Gerüst der Mannschaft stehe, so der Manager.
Die Aufstellungen:
Mainz: Kresic – Pospech, Noveski, Bell, Park – Geis (82. Falkenmayer), Soto (71. Rossbach) – Moritz (60. Koo), Malli (46. Daghfous), Müller – Okazaki (82. Lewerenz)
Saarbrücken: Ochs – Judt, Knipping, Pezzoni, Kohler (82. Deville) – Plut (68. Hoffmann), Ballas (77. Forkel), Korte (82. Schäfer), Ishihara (82. Rathgeber) – Ziemer (63. Schmidt), Reisinger (77. Fischer)
Andreas Hunzinger