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Kommentar: Der schwierige Fall Hoeneß

kicker-Chefredakteur Jean-Julien Beer

Kommentar: Der schwierige Fall Hoeneß

kicker-Chefredakteur Jean-Julien Beer

kicker-Chefredakteur Jean-Julien Beer kicker

Die Fakten zu bewerten ist Sache der Justiz. Spekulationen? Sinnlos. Großer Aufregung folgt nicht zwingend ein spektakuläres Urteil. Aber: Die Dimension der Affäre hängt nur zum Teil vom Ausgang des Verfahrens ab.

Denn den FC Bayern trifft das Geschehen an der empfindlichsten Stelle. Hoeneß ist Chef des Aufsichtsrats und erster Repräsentant des Klubs. So wie der verschnupfte Daum nicht Bundestrainer werden konnte, müssen sich die Bayern-Bosse der Diskussion stellen, ob Hoeneß Präsident bleiben kann. Sie werden alles dafür tun, wenn der Fall glimpflich ausgeht. Denn Bayern ohne Hoeneß? Das ist unvorstellbar. Alle guten Entscheidungen der letzten 30 Jahre wurden mit ihm getroffen. Wie es ohne ihn laufen würde, ist völlig ungewiss.

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Es geht jetzt auch um seinen Ruf. Hoeneß, der Wohltäter. Der Geradlinige. Der volksnahe Bessermacher. Hoeneß war gerne die moralische Instanz des deutschen Fußballs, je nach Lage auch der ganzen Nation. Weil er glaubwürdig war.

Die Betonung liegt auf war. Plötzlich taugt er nicht mal mehr dem kleinsten Steuerzahler zum Vorbild. Dass er künftig Sepp Blatter belehren darf, ist kaum vorstellbar. Das ist ein weiteres Problem: Der deutsche Fußball droht einen seiner besten und wichtigsten Kämpfer zu verlieren. Hoeneß hatte ja recht mit fast allem, was er sagte und forderte.

Einen wie ihn, der im Fernsehen Steuermoral predigt und dann sein Schweizer Konto lüftet, den hätte ein Uli Hoeneß in Topform verbal nach allen Regeln der Kunst verwurstet. Und zwar völlig zu Recht. Doch als Streiter für die gute Sache hat er sich selbst abgeschafft. Wegen eines Steuervergehens. Er! Der Kämpfer fürs Financial Fair Play. Unfassbar.