kicker

Klopp: "Das ist kein Pressing, das ist was anderes!"

Liverpool-Trainer wütend nach dem 0:2 bei West Ham

Klopp: "Das ist kein Pressing, das ist was anderes!"

"Wir haben ein Fünf-gegen-eins an der Seitenlinie, keiner gewinnt den Ball": Jürgen Klopp.

"Wir haben ein Fünf-gegen-eins an der Seitenlinie, keiner gewinnt den Ball": Jürgen Klopp. imago

Spricht Jürgen Klopp mit seinen Spielern eine Geheimsprache? Nach der schmerzhaften, weil vollkommenen verdienten 0:2-Niederlage bei West Ham United am Samstag erklärte der Trainer des FC Liverpool auf der Pressekonferenz jedenfalls, sein Englisch sei "nicht gut genug, um Ihnen all das zu sagen, was in mir momentan vorgeht". Seinen Spielern jedoch habe er es "direkt nach dem Spiel" gesagt. "Zusammenfassung: ungenügend."

Anstatt mit dem dritten Sieg binnen acht Tagen die Champions-League-Ränge anzugreifen, erlitten seine Reds einen unerwarteten Rückschlag. Nach vorne spielten sie zu umständlich: Kapitän Jordan Henderson (Fersenblessur) fehlte als kluger Passgeber und ordnende Hand, Stürmer Christian Benteke war nicht viel präsenter, obwohl 90 Minuten auf dem Platz. Doch was sie im Rückwärtsgang anboten, das machte Klopp besonders wütend.

Das 0:1, als seine Schützlinge nach einem nicht geahndeten Foul an Alberto Moreno einfach das Verteidigen einstellten? "Wir haben nicht richtig reagiert, wir müssen die Flanke verhindern." Das 0:2, als erneut Rechtsverteidiger Nathaniel Clyne (1,75 Meter) in ein hoffnungsloses Kopfballduell musste? "Wir haben ein Fünf-gegen-eins an der Seitenlinie, keiner gewinnt den Ball, Flanke, Carroll gegen Clyne, thank you. Fünf gegen eins! Das ist kein Pressing, das ist irgendwas anderes!"

Ich war Abwehrspieler, ich habe es genossen. Du bist vielleicht schmutzig danach, aber das ist kein Problem, du musst deine Kleidung ja nicht selbst waschen.

Jürgen Klopp

Auch eine bemerkenswert kurze Halbzeitansprache konnte seine Elf nicht wachrütteln. "Wenn man nicht 100 Prozent gibt, sondern nur 95, dann ist das nicht genug", schimpfte Klopp. "Wer will 95 Prozent sehen? Das ist nicht genug! Und wenn du weißt, in der anderen Mannschaft spielt Andy Carroll - wie kannst du da Flanken zulassen?"

Wo landet Liverpool?

Die Bemerkung eines Reporters, Liverpool fehle defensiv vielleicht das "hässliche" oder "eklige" Element, konterte Klopp mit einer Belehrung: "Wenn ich übers Verteidigen rede, benutze ich keine Wörter wie 'ugly' oder 'nasty'. Verteidigen ist ein Teil des Fußballs. Ich war Abwehrspieler, ich habe es genossen. Es ist ein schöner Teil des Spiels. Du bist vielleicht schmutzig danach, aber das ist kein Problem, du musst deine Kleidung ja nicht selbst waschen."

Woraus aber bestehen dann jene fünf Prozent, die an diesem Samstag in London fehlten? Ein Hauch Leidenschaft, Hunger, wie ein Fragesteller vermutete? "Nein, das ist meine Verantwortung", schüttelte Klopp den Kopf und fügte nebulös an: "Ich bin heute wirklich wütend auf mich selbst."

jpe