Int. Fußball

Klopp nach Liverpools Niederlage in Southampton sauer auf seine Elf

Southamptons emotionaler Sieg gegen Liverpool

Klopp sauer auf seine Elf - Hasenhüttls Tränen-Erklärung

Emotional: Ralph Hasenhüttl sinkt nach dem Schlusspfiff auf die Knie.

Emotional: Ralph Hasenhüttl sinkt nach dem Schlusspfiff auf die Knie. imago images

Fraser Forster gab zu, nach zehn Monaten ohne Spiel "ein bisschen eingerostet" gewesen zu sein. Doch das machte nichts. Weil der FC Liverpool Southamptons Ersatztorwart in 90 Minuten nur einmal prüfte, ist er es vielleicht sogar immer noch. Und irgendwie stand er damit am Montagabend sinnbildlich für die großen Emotionen nach Southamptons 1:0-Coup gegen den Meister: für Ralph Hasenhüttls Tränen und Jürgen Klopps Wut.

"Ich hatte Tränen in den Augen", sagte Hasenhüttl, als er nach seinem Kniefall wieder auf die Beine gefunden hatte, "wegen des Windes!" Aber das war natürlich geflunkert. Obwohl der Österreicher in Torwart Alex McCarthy (COVID-19), Abräumer Oriol Romeu (Wadenblessur) und Angreifer Che Adams (Gehirnerschütterung) kurzfristig auf drei Stammkräfte verzichten musste und "die halbe Nachwuchsabteilung" im Kader stand, gelang den unermüdlichen Saints der erste Erfolg nach vier sieglosen Spielen.

Gegen Liverpool brauchst du das perfekte Spiel, und ich glaube, das hatten wir.

Ralph Hasenhüttl

"Gegen Liverpool brauchst du das perfekte Spiel, und ich glaube, das hatten wir", so ein "sehr stolzer" Hasenhüttl am BBC-Mikrophon weiter. "Meine Stimme ist fast weg, die Jungs sind müde." Erst in der 92. Minute habe er gedacht: "Okay, das kann etwas für uns werden." Kurz danach kamen schon die Tränen. "Ein solcher Sieg ist mehr wert als drei Punkte, weil er den Glauben aufrechterhält."

Danny Ings hatte schon in der zweiten Minute einen Patzer in Liverpools Hintermannschaft bei einer Freistoßflanke zum Tor des Tages genutzt. Und schon war Jürgen Klopps Laune da, wo sich Southampton bei Hasenhüttls Amtsübernahme im Dezember 2018 befunden hatte: im Keller.

Klopp: "Wir haben ihnen von Beginn an in die Karten gespielt"

"Man weiß genau, was man von ihnen bekommt - da kannst du nicht überrascht sein. Aber wir haben überrascht ausgesehen", kritisierte der FIFA-Welttrainer seine Mannschaft, vor der er sich in der Regel so väterlich stellt. Gegen Southampton zu verteidigen sei "kein Hexenwerk". Aber "wir haben ihnen von Beginn an in die Karten gespielt".

Auch auf einige Schlüsselspieler war an diesem Abend kein Verlass: Thiago wirkte bei seinem ersten Startelfeinsatz seit Oktober vor allem vor der Pause fahrig, Trent Alexander-Arnold sah nicht nur beim Gegentor schlecht aus und wurde schon in der 77. Minute ausgewechselt, und das Sturmtrio Salah/Firmino/Mané agierte wie schon gegen Newcastle (0:0) unglücklich.

Liverpool schießt nur einmal aufs Tor - in der 75. Minute

"Wir haben einfach keine guten Entscheidungen getroffen", haderte Klopp. "So ist das, wenn du kein Momentum hast. Wir hätten einfach mehr Chancen kreieren müssen." Als er später erfuhr, dass Liverpool gar nur einmal aufs Tor geschossen hatte - in der 75. Minute und damit so spät wie letztmals vor fünf Jahren -, meinte er: "Unser Fehler, meine Verantwortung." Der eingerostete "Forster hätte viel mehr mit diesem Spiel zu tun haben müssen".

Und dann war da noch der Schiedsrichter. "Was Andre Marriner heute mit Sadio Mané gemacht hat ... ich weiß nicht, ob das okay ist", schimpfte Klopp, der seine Elf um zwei bis drei Elfmeter gebracht sah. "Ich habe gehört, dass Manchester United in zwei Jahren mehr Elfmeter bekommen hat als ich hier in fünfeinhalb." Aber das solle natürlich "keine Entschuldigung sein".

Ich habe gehört, dass Manchester United in zwei Jahren mehr Elfmeter bekommen hat als ich hier in fünfeinhalb.

Jürgen Klopp

Von ungefähr kam dieser Einschub Richtung Rekordmeister aber gewiss nicht. Nach dem dritten sieglosen und dem zweiten torlosen Spiel hintereinander droht Liverpool die Tabellenführung bald wieder zu verlieren. Statt mit einem kleinen Polster ins Spitzenspiel gegen den zweitplatzierten Erzrivalen ManUnited zu gehen (17. Januar, 17.30 Uhr, LIVE! bei kicker), hat der Titelverteidiger jetzt die gesammelte "Meute" im Nacken: Der Siebte Everton hat nur vier Punkte (und ein Spiel) weniger, genau wie Southampton auf dem sechsten Platz.

jpe

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