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Klopp kündigt Umbruch an: "Als ich Dortmund verlassen habe …"

Liverpool-Trainer schließt Rücktritt aus

Klopp kündigt Umbruch an: "Als ich Dortmund verlassen habe …"

Sieht größere Änderungen auf den FC Liverpool zukommen: Jürgen Klopp.

Sieht größere Änderungen auf den FC Liverpool zukommen: Jürgen Klopp. IMAGO/Shutterstock

Seit Oktober hat der FC Liverpool in der Premier League nicht mehr zu null gespielt, die Champions-League-Ränge sind zehn Punkte entfernt, und das 0:3 in Brighton am Samstag erklärte Jürgen Klopp kurzerhand zum schlechtesten Spiel seiner Laufbahn. Plötzlich muss der Trainer einer Mannschaft, die vor einem halben Jahr noch fast das Quadruple gewonnen hätte, Fragen eines Abstiegskandidaten beantworten.

"Ich war noch nicht oft in einer solchen Situation, weiß aber genau, was passiert, wenn die Dinge nicht gut laufen", sagte Klopp vor dem FA-Cup-Wiederholungsspiel bei den Wolverhampton Wanderers an diesem Dienstag (20.45 Uhr, LIVE! bei kicker) gegenüber englischen Medienvertretern. "Es gibt eine Liste, die ihr durchgeht", und dazu gehöre auch die Frage nach atmosphärischen Störungen.

Die deutsche Fußballfloskel treffe nicht zu, betont Klopp

"In Deutschland sagen wir: Der Trainer erreicht die Mannschaft nicht mehr. Ich kann verstehen, dass es manchmal so aussieht, aber das trifft einfach nicht zu. Das könnt ihr von der Liste streichen", sagte Klopp. Es gebe auch keine gegenseitigen Schuldzuweisungen innerhalb der Mannschaft à la "Ich war okay, aber er nicht": "Das sehe ich nicht, das höre ich nicht, es ist einfach nicht da."

Hat Klopp dann vielleicht zu lange an den Liverpool-Helden der letzten Jahre festgehalten? Ist er gegenüber einzelnen Spielern zu loyal? "Bin ich nicht", widersprach er auch diesem Eindruck. "Ich bin loyal, jeder sollte es sein. Aber ich bin nicht zu loyal." Das Problem sei komplex: "Wenn du einen Spieler hast, der in der Vergangenheit viele gute Sachen gemacht hast, denkst du vielleicht: 'Das war's für ihn.' Wenn du dann einen Spieler holen kannst, um ihn zu ersetzen, ergibt es für beide Seiten Sinn zu sagen: 'Es war eine tolle Zeit, bis bald.' Aber wenn du keinen Ersatz holen kannst, kannst du niemanden wegschicken."

Und dennoch kommt auf Liverpool im Sommer ein großer Umbruch zu, der aus Sicht einiger Kritiker schon ein Jahr früher hätte vollzogen werden müssen. Unter anderem laufen dann die Verträge von Roberto Firmino, Naby Keita, James Milner und Alex Oxlade-Chamberlain aus. Parallel steht ein Verkauf des Klubs im Raum.

"Entweder ich gehe oder viele andere Dinge müssen sich ändern"

"Als ich Dortmund verlassen habe, habe ich gesagt: 'Hier muss sich was ändern'", blickte Klopp zurück. "Entweder ich gehe, also auf der Trainerposition ändert sich was, oder viele andere Dinge müssen sich ändern'" - das habe damals gegolten und gelte jetzt in gewisser Weise wieder. "Soweit ich weiß, werde ich nicht gehen", so Klopp. "Das bedeutet also, dass wir vielleicht an einen Punkt kommen, an dem wir viele andere Dinge ändern müssen. Aber das ist ein Thema für die Zukunft, etwa den Sommer, aber nicht für jetzt."

Dass auch Jude Bellingham nach Vorstellung von Klopp und dessen Bossen Teil dieses Umbruchs sein soll, ist längst ein offenes Geheimnis. Vorher muss aber das bestehende Personal eine frustrierende Saison retten. Man könne nicht mit der Einstellung spielen, dass die Probleme nächste Saison verschwunden sein werden, mahnte Klopp: "Wir müssen jetzt besseren Fußball spielen." Ein Sieg in Wolverhampton würde den Reds schon Ende Januar ein Sechzehntelfinale bescheren - in Brighton übrigens.

jpe