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"Killer" mit 35: Aduriz wie Phoenix aus der Asche

Sturmtank feiert Traum-Comeback

"Killer" mit 35: Aduriz wie Phoenix aus der Asche

Kehrte nach fünfeinhalb Jahre in Spaniens Kader zurück: Aritz Aduriz (re.).

Kehrte nach fünfeinhalb Jahre in Spaniens Kader zurück: Aritz Aduriz (re.). imago

"Eine echte Neun"

Cesc Fabregas schlägt einen Freistoß aus dem Halbfeld ins Zentrum, Morata steigt hoch, setzt seinen Kopfball aus acht Metern aber zu zentral an. Trotzdem kann Torwart-Legende Buffon die Kugel nur abprallen lassen. Einer schaltet am schnellsten und nagelt die Kugel aus einem Meter unter die Latte: Aritz Aduriz. Sein erster Länderspieltreffer ist ein perfektes Abbild einer Großzahl seiner Tore. Und ein Indiz dafür, dass Strafraumgespenster noch nicht ausgestorben sind.

"Aduriz hat die Prüfung zu 100 Prozent bestanden: Ein Schuss, ein Tor. Er ist eine echte Neun", bilanzierte die spanische Sportgazette "AS". "Er ist im Strafraum ein wahrer Killer und eine Option für die EM", urteilte die katalanische "Mundo Deportivo". Mit "La Roja" nach Frankreich? Es wäre die fast märchenhafte Krönung der Karriere eines inzwischen 35-jährigen Spätzünders, den Auswahltrainer del Bosque erst nach fünfeinhalb Jahren wieder ausgegraben hatte.

Debüt mit 29

Weil Fernando Torres fehlte, stand Aduriz im Oktober 2010 erstmals im Aufgebot der spanischen Nationalmannschaft - und durfte beim 3:1-Erfolg in der EM-Qualifikation gegen Litauen als Joker sogar noch 14 Minuten Länderspiel-Luft schnuppern. Mit 29 Jahren, für eine Premiere ist das verhältnismäßig spät.

Mit der Rückkehr von "El Niño" war die alte Hierarchie in "La Selección" wiederhergestellt: Am altbewährten Trio David Villa, Fernando Llorente und eben Torres führte aus Sicht von Trainer del Bosque kein Weg vorbei. Also musste Aduriz warten. Und das nicht zu kurz.

Verlässlicher Goalgetter

Für den FC Valencia knipste der kantige Angreifer 2010/11 14 Mal, in der darauffolgenden Saison immerhin noch neun Mal. Die Torquote überzeugte Auswahlcoach del Bosque nicht, Aduriz war vom Radar verschwunden.

Mit dem Wechsel ins heimische Baskenland 2012 zu Athletic Bilbao platzte sein Knoten, Aduriz avancierte zur Tormaschine. Auf jeweils 18 Pflichtspieltreffer in den ersten beiden Jahren folgten 2014/15 starke 26. Mit zunehmendem Alter stellte er sein Visier immer schärfer. Aduriz ist kein mitspielender Stürmer, keiner, der sich auf engem Raum durch schnelle Bewegungen seiner Gegenspieler entledigt. Der 1,82-Meter-Mann zählt zu den besten Kopfballspielern von "La Liga", kann durch seinen kraftvollen Körper auch Bälle sichern. Am liebsten aber treibt Aduriz wie ein Gespenst durch den gegnerischen Sechzehner, um dann eiskalt zuzuschlagen.

Aduriz: Auch Augsburg-Schreck

Aritz Aduriz (ganz links)

Ein klassisches Abstaubertor: Aritz Aduriz (ganz links). imago

Das durfte der FC Augsburg in dieser Europa-League-Saison in erster Linie im Gruppen-Rückspiel (2:3) am eigenen Leib erfahren. 82 Minuten war der Sturmtank komplett abgemeldet, dann schlich er binnen vier Minuten zwei Mal seinen Gegenspielern davon und netzte jeweils ein. Ein typischer Aduriz.

Satte 31 Treffer hat der 35-Jährige in der laufenden Spielzeit schon auf dem Konto - in der Europa League ist er mit acht Toren das Nonplusultra. Teilweise sehenswerte - wie der unglaubliche 30-Meter-Volley beim 1:0-Erfolg in der Europa League in Marseille - , aber eben auch viele "einfache" wie die beiden in Augsburg. Auswahltrainer del Bosque kam nicht mehr um ihn herum - trotz seiner 35 Jahre. Der Rest ist Geschichte.

mam