Das Ziel ist klar abgesteckt auf Schalke. "Wir haben ein Heimspiel und müssen dieses Duell gewinnen", erwartet Manager Horst Heldt gegen Bukarest einen Pflichtsieg. Eine Forderung, über die Keller am Dienstag ein wenig schmunzeln musste. "Seit ich hier bin, sind es wahnsinnig viele Pflichtsiege gewesen", erklärte der S04-Trainer. Doch so ist nun mal die Erwartungshaltung auf Schalke - zumal es ja plötzlich rund läuft bei den Gelsenkirchenern. Nach der jüngsten Serie von drei Pflichtspielerfolgen gegen Saloniki (3:2), Leverkusen (2:0) und Mainz (1:0) wäre alles andere als ein Sieg gegen den Außenseiter ein Rückschritt.
Außenseiter? Diesen Begriff wollte Keller in Bezug auf die Rumänen so nicht akzeptieren. "Ich würde sie nicht als Außenseiter sehen", sagte er und zählte im Handumdrehen die jüngsten Erfolge von Steaua auf: die Erfolge in der letztjährigen Europa-League-Saison zum Beispiel, als Bukarest in der Zwischenrunde Ajax Amsterdam ausschaltete und auch anschließend gegen Chelsea eine gute Figur machte. Einem 1:0-Heimsieg folgte seinerzeit allerdings ein 1:3 an der Stamford Bridge, im Achtelfinale war also Schluss. Kellers Gruppen-Einschätzung ist dennoch vorsichtig: "Favorit ist Chelsea, dahinter wollen wir eine gute Rolle spielen."
Champions League - Vorrunde, 1. Spieltag
Champions League - Tabelle - Gruppe E
Trainersteckbrief Keller
FC Schalke 04 - Vereinsdaten
Gründungsdatum
04.05.1904
Vereinsfarben
Blau-Weiß
Das Team des ehemaligen Bundesliga-Akteurs Laurentiu Reghecampf (Keller: "Ich kenne ihn noch als Spieler, wir haben uns öfter direkte Duelle geliefert) soll also keinesfalls unterschätzt werden. Keller bezeichnete Steaua als "aggressive Mannschaft mit hoher Laufbereitschaft". Die Rumänen seien "physisch enorm stark" und werden mit "starkem Selbstvertrauen" anreisen. Doch daran, so der S04-Coach, mangelt es auch seiner Truppe nach den jüngsten Erfolgen nicht. Vor allem die verbesserte Defensivleistung nannte er als Erfolgsgeheimnis.
Unterm Strich kommt mir der Rest der Mannschaft zu kurz.
Trainer Jens Keller über den Hype um Kevin-Prince Boateng
Zwei Siege ohne Gegentor sprechen zweifelsohne dafür, auch Adam Szalai teilte diese Einschätzung. "Wir sind auf einem guten Weg. Zuvor waren wir nicht so präsent. Es ist auch ein Zeichen, dass wir zu Null gespielt haben", erklärte der Ungar. Doch die meisten verbinden den Aufschwung vielmehr mit einem bestimmten Namen: Kevin-Prince Boateng. Keller wird der "Prinzen-Hype" um den 12-Millionen-Einkauf hingegen schon zu viel. "Natürlich sind wir wahnsinnig froh, dass wir ihn haben, unterm Strich kommt mir aber der Rest der Mannschaft zu kurz. Es ist ja nicht so, dass er die Spiele alleine gewinnt." Den Mannschaftsgedanken bemühte auch Szalai bei der Rückfrage nach Boateng. "Ich lese nicht ständig Zeitungen. Ich konzentriere mich lieber auf die Mannschaft. Kevin hat schon öfter bewiesen, was er für ein Potenzial hat. Das ist das Wichtigste für die Mannschaft."
Typisch Szalai. Der Ungar gilt als Leisetreter, der demütig auftritt und auch deswegen bei der Mannschaft große Beliebtheit genießt. Ein Beispiel lieferte er auch am Dienstag wieder ab. "Ich freue mich auf morgen, ich darf", stockte er, schaute nach rechts und grinste Keller an, "vielleicht in der Champions League spielen." Die Chance, in der Königsklasse auflaufen zu dürfen, bezeichnete er als "unglaubliche Ehre" und als "Kindheitstraum".
Fuchs und Santana sind zurück - Hoogland muss passen
Das "vielleicht" darf Szalai morgen mit Sicherheit aus seiner Aussage streichen. Keller wird aller Voraussicht nach auf die Mannschaft aus dem Mainz-Spiel setzen. Mit im Kader werden sich die zuletzt angeschlagenen Christian Fuchs und Felipe Santana wiederfinden. Lediglich Jermaine Jones (Sperre) und Tim Hoogland müssen passen. Der Rechtsverteidiger hat wieder einmal Probleme mit der Bauchspeicheldrüse, Einzelheiten dazu konnte Keller jedoch nicht geben.
