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"Keine technische Lösung gefunden": UEFA in Russland-Frage vor Kehrtwende

Widerstand gegen Wiederzulassung von Juniorenteams

"Keine technische Lösung gefunden": UEFA in Russland-Frage vor Kehrtwende

Die UEFA hat sich in eine Sackgasse manövriert.

Die UEFA hat sich in eine Sackgasse manövriert. IMAGO/PA Images

Bei der Sitzung des Exekutivkomitees am Dienstag in Nyon sei der Tagesordnungspunkt zurückgezogen worden, "da keine technische Lösung gefunden werden konnte, um russischen Mannschaften den Spielbetrieb zu ermöglichen", hieß es aus Kreisen der UEFA. Russlands U-17-Fußballteams können somit trotz der Wiederzulassung nicht an der bereits laufenden EM-Qualifikation teilnehmen. Eine endgültige Entscheidung über die Wiederzulassung steht nach SID-Informationen aber noch aus - das Thema ist noch nicht vom Tisch.

Eigentlich hatte das Gremium, dem DFB-Vize Hans-Joachim Watzke und Karl-Heinz Rummenigge als Vertreter der europäischen Klubvereinigung ECA angehören, in einer Sitzung am 26. September beschlossen, dass russische Jugendmannschaften trotz des Angriffskrieges gegen die Ukraine unter bestimmten Bestimmungen wieder am Spielbetrieb teilnehmen dürfen. Die Umsetzung dieses Vorhabens gestaltet sich aber offenbar deutlich schwieriger als gedacht - auch aufgrund des Widerstands einiger Europäer.

Viele Länder würden Spiele gegen Russland boykottieren

Das Unverständnis ist groß, einige Verbände sollen sich laut Medienberichten von dem Vorgehen Ceferins überrumpelt gefühlt haben, demnach sei die Abstimmung ohne vorherige Absprache vollzogen worden. So kündigten England, Schweden, Dänemark, Finnland, Norwegen, Lettland, Litauen und Polen sowie die Ukraine an, ihre Teams nicht gegen russische antreten zu lassen. Der ukrainische Verband verurteilte die Entscheidung "aufs Schärfste", man werde "an keinen Wettbewerben mit Beteiligung russischer Mannschaften teilnehmen". Aufgrund des Drucks aus der Heimat musste UEFA-Vize Karl-Erik Nilsson nach seinen Votum pro Russland seinen Posten als Chef des schwedischen Sportverbandes aufgeben.

Nun könnte der Kontinentalverband sein Vorhaben aber wieder kippen. Problematisch ist zudem, dass etwa die EM-Qualifikationsgruppen für die U17-Frauen ohne Russland ausgelost wurden, im Männerbereich läuft die Quali bereits. Wann die UEFA über das weitere Vorgehen berät, ist offen.

Klaveness hofft auf Lerneffekt

"Ich interpretiere die Kehrtwende der UEFA als ein Eingeständnis, dass der Zeitpunkt der Bemühungen zur Wiedereingliederung russischer Mannschaften in das Jugendturnier völlig falsch war", sagte Norwegens Verbandschefin Lise Klaveness der Sportschau. Der Fall zeige, "dass es sträflich ist, solche Abläufe fehlerhaft durchzuführen". Sie hoffe, dass sich "die Art und Weise" ändere, "wie Entscheidungsträger im europäischen Fußball mit wichtigen politischen und ethischen Fragen umgehen".

Der DFB hatte sich der umstrittenen Entscheidung des UEFA-Exkos, in dem auch Russlands Verbandschef Alexander Djukow ein Stimmrecht besitzt, vor zwei Wochen zunächst angeschlossen. Erst in der vergangenen Woche war auch der Weltverband FIFA der UEFA gefolgt und hatte russische Jugendteams wieder zum Spielbetrieb zugelassen. Das beschloss das FIFA-Council, dem DFB-Boss Bernd Neuendorf angehört.

Auch Faeser ist gegen die Teilnahme

Watzke und Rummenigge stimmten für den Vorschlag und folgten der Argumentation, nach der Kinder nicht für die Taten Erwachsener bestraft werden sollten. Das ukrainische Sportministerium wies dies jedoch zurück. Vielmehr würden durch die Beschlüsse die Rechte der ukrainischen Kinder verletzt, teilte die Behörde in der Vorwoche mit. Auch aus der deutschen Politik gab es Kritik.

Es sei "der völlig falsche Weg, Russland und Belarus die Tür zu internationalen Sportwettbewerben zu öffnen", teilte das Bundesinnenministerium auf Anfrage des WDR-Magazins "Sport inside" mit. Innenministerin Nancy Faeser (SPD) habe sich wiederholt gegen eine Teilnahme russischer und belarussischer Athletinnen und Athleten ausgesprochen, "auch gegenüber der UEFA".

las, SID