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Keine Demir-"Gala" in Favoriten

Yusuf Demirs Zukunft bleibt offen

Keine Demir-"Gala" in Favoriten

Yusuf Demir kämpft bei Galatasaray um den Anschluss.

Yusuf Demir kämpft bei Galatasaray um den Anschluss. GEPA pictures

Yusuf Demir flachst ein bisschen mit ein paar Austrianern, die er von diversen Nationalteams kennt, für das "ORF"-Mikrofon, das keine fünf Meter weiter auf ihn gewartet hätte, hat der 20-Jährige keine Lust. Trotz Erlaubnis von Galatasaray gibt das einstige Rapid-Juwel bei seinem Besuch in der Generali-Arena keine Interviews.

Testspiel

Dabei wirkt "Yussi" gar nicht mehr so schüchtern wie noch vor einem Jahr in Hütteldorf. Im Umgang mit seinen Kollegen erweckt er nicht den Eindruck eines Ersatzspielers, der er die ganze Frühjahrssaison über war. Er ist integriert, hat Muskeln zugelegt, in seinen schwarzen Schopf hat ihm der Barber seines Vertrauens ein paar blonde Strähnen gefärbt. Yusuf Demir ist aber auch nicht mehr das "Wunderkind", für das man in "erwachsener Umgebung" Nachsicht haben muss. Da gibt es bei Galatasaray schon andere. Den 18-jährigen Hamza Akman etwa, Sohn des Sportdirektors und Cousin des Neo-Frankfurters Ali Akman. Mit der Nummer 81 lässt er in der zweiten Hälfte des internationalen Tests gegen die Wiener Austria keine Zweifel offen, dass er über kurz oder lang in diese "Gala"-Elf gehören wird.

Ausgebuht

Diesen väterlichen Vorteil hat Yusuf Demir nicht. In Wien-Favoriten hat der Ex-Rapidler sowieso Gegenwind. "Mit der Nummer 30 …", ist der Stadionsprecher bei der Aufzählung der Mannschaftsaufstellung der Gäste angekommen. Sein "Yusuf Demir" ist aufgrund der Buh-Rufe von der Osttribüne kaum noch zu vernehmen. Sie verwandeln sich in Freudenrufe, als der ehemalige Barça-Lehrling, der in einer Offensivreihe hinter Baris Yilmaz zwischen "Galas" phantastischer Nummer 7 Kerem Aktürkoglu und Yunus Akgün den Part in der Mitte einnimmt, in der zweiten Minute gefoult wird. Drei Minuten später wird sein Schussversuch geblockt, nachdem Austrias Ersatzkeeper Kos einen Aktürkoglu-Schuss bravourös gemeistert hat.

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In der 16. Minuten jagt Demir die Kugel weit über das Tor, aber er ist im Spiel, bietet sich an, wird nicht immer gesehen, aber wenn doch, besticht er durch seine Ballbehandlung. Wie kurz darauf, in der 17. Minute, als er einen Ball direkt auf den heranbrausenden Rechtsverteidiger Sacha Boey, der vor allem in der ersten Hälfte große Klasse zeigt, durchsteckt. Dessen flache Hereingabe bringt Yilmaz nur knapp nicht im Tor unter. An Galatasarays größter Chance kurz vor dem Pausenpfiff ist die Nummer 30 nicht beteiligt.

Lob oder Laufpass

Worüber sich "Yussi" vor Wiederbeginn am Mittelkreis wohl mit Dominik Fitz, der ihm im Vorjahr den Rang als "Fantasista" des österreichischen Fußballs abgelaufen hat, unterhalten hat? Auch in diesem Spiel hatte Austrias Nummer 36 mehr Szenen, wobei längst nicht alle seine Ideen aufgegangen sind. Wenig später muss sich Demir schon über das 0:1 ärgern. Große Momente hat er keine mehr, bis er in der 60. Minute dem mittlerweile 36-jährigen Dries Mertens Platz machen muss, der die Nummer 10 trägt, die irgendwann "Yussis" Rücken zieren sollte

Ob das bei Galatasaray jemals der Fall sein wird? Zweifel bleiben auch nach den freundlichen Worten seines Trainers Okan Buruk, der selbst einmal "Galas" Nummer 10 getragen hat. "Im Moment muss er sich das Leibchen von mir verdienen. Aber er arbeitet immer hart, ist ein professioneller, guter und talentierter Spieler", sagte der Meistermacher nach dem 1:1-Remis. "Er wird seinen Weg machen." Türkische Gazetten meldeten Stunden zuvor, dass sich der Sechs-Millionen-Einkauf einen neuen Klub suchen könne, weil er  Buruk nicht überzeugen kann.

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