Bundesliga

Jubel und Pfiffe für Koller: Geht der Hauskrach weiter?

Bochum: Brennpunkte für den Trainer

Jubel und Pfiffe für Koller: Geht der Hauskrach weiter?

Thomas Zdebel und Marcel Koller (li.)

Unzufrieden: Thomas Zdebel strebt eine Aussprache mit Trainer Marcel Koller (li.) an. imago

Denn vor dem Spiel beim BVB hatte Zdebel nur ein einziges Mal zur Stammelf gehört: Herzlich wenig für einen, der seit fünf Jahren als Anführer der Truppe gilt. Auch darum sucht er das Gespräch mit Trainer Marcel Koller (47). Eine Aussprache mit Brisanz. Und Koller hat angesichts der mageren Bilanz und Tabellenplatz 15 auch noch andere Sorgen. Zum Beispiel Krach im eigenen Haus.

Die Rückkehrer: Paul Freier (29) und Vahid Hashemian (32) - beide hatten ihre beste Zeit in Bochum, sind aber aktuell weit von ihrer Top-Form entfernt. Hashemian ist längst nicht mehr so dynamisch wie in der Saison, als er 2003/04 unter Peter Neururer 16 Tore für Bochum schoss. Erst warfen ihn Rückenbeschwerden zurück, dann sorgte er mit einem kuriosen Trainingsunfall für Heiterkeit, als er mit geschlossenen Augen gegen einen Flutlichtmast rannte. Kollege Freier kommt ebenfalls nicht auf die Beine. Nach einem Zehenbruch gehörte er zwar stets zur Startelf, überzeugte bisher aber nur in Ansätzen. Dennoch lässt Koller den aus Leverkusen zurückgekehrten Offensivmann nicht fallen. "Weil er alles versucht und großen Aufwand betreibt", argumentiert der Trainer. Zuletzt verriet Freier leichten Aufwärtstrend, muss aber wegen Gelbsperre gegen Bremen pausieren.

Das System: Die Suche nach der richtigen Balance führte zum Wechsel. In der Rückrunde war Koller mit Erfolg zur Mittelfeldraute zurückgekehrt, auch wegen diverser Verletzungen probierte er es auch mit einem 4-1-3-2. In Dortmund aber lieferte seine Mannschaft mit Raute ihre beste Saisonleistung. "Da haben wir gezeigt", sagt Verteidiger Anthar Yahia (26), "dass wir nicht tot sind. Wir haben aggressiv gespielt und sehr kompakt gestanden."

Die Formschwäche: In seinem ersten Bundesligajahr trumpfte Stanislav Sestak (25) ganz groß auf, wurde mit 13 Toren und neun Assists mit Abstand Bochums Top-Scorer. In der neuen Runde blieb der pfeilschnelle Slowake fast wirkungslos, war in einigen Spielen überhaupt nicht zu sehen und fällt aktuell mit Zehenbruch aus. Ebenso sucht Marc Pfertzel (27) seine Form. Im Vorjahr überzeugte der Franzose zunächst als Defensiv-Allrounder, spielte sich dann rechts in der Viererkette ins Team, verlor in der neuen Runde seinen Platz aber zunächst an Matias Concha (28), dann an Oliver Schröder (28).

Welch ein eklatanter Formabfall - Koller nahm Pfertzel ins Gebet, zeigte ihm auch anhand von Videoaufnahmen seine Schwächen auf. "Bei seinen Vorstößen ist er nicht mehr so dynamisch wie vor einem halben Jahr", argumentiert Koller, der nach mehreren schwachen Auftritten Pfertzels die Geduld verlor und den Verteidiger in Dortmund auf die Bank verbannte. Vertreter Oliver Schröder allerdings verletzte sich an den Adduktoren, will Donnerstag, einen Trainingsversuch wagen, fällt aber womöglich aus. Weil auch Matias Concha (Kniebeschwerden) nicht einsatzbereit ist, könnte Pfertzel gegen Bremen dennoch erste Wahl sein.

Der Hauskrach: Interessant wird sein, wie die Fans reagieren, falls der VfL am Samstag gegen Bremen die dritte Heimniederlage im sechsten Spiel kassiert. Beim 1:3 gegen Hoffenheim gingen die Anhänger aufeinander los, nicht zum ersten Mal übrigens. Jubel und Pfiffe für den Schweizer liegen eng beieinander. Längst sind die Lager aufgespalten in Koller-Befürworter und erbitterte Koller-Gegner.

Oliver Bitter