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José-Junior Matuwila: Zwischen zwei Welten

"Ich möchte diese Zeit nie mehr missen"

José-Junior Matuwila: Zwischen zwei Welten

Kommt bislang auf drei Länderspieleinsätze für Angola: José-Junior Matuwila.

Kommt bislang auf drei Länderspieleinsätze für Angola: José-Junior Matuwila. IMAGO/Fussball-News Saarland

José-Junior Matuwila gehört beim FC Homburg zu den absoluten Leistungsträgern. Die Eltern des Innenverteidigers, der sowohl die deutsche als auch die angolanische Staatsbürgerschaft besitzt, waren 1989 als Flüchtlinge des Bürgerkriegs in Angola nach Deutschland gekommen. Am 20. September 1991 wurde Matuwila in Bonn geboren. "Für mich gab und gibt es nur zwei Sportarten: Basketball, das ich auch als Jugendlicher gespielt habe, allerdings nie in einem Verein, und Fußball - meine allergrößte sportliche Leidenschaft", betont Matuwila. Im Rahmen dessen ist er gut herumgekommen und kann heute sagen: "Ich habe gelernt, mich nicht mehr so viel über Kleinigkeiten und Belangloses aufzuregen."

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Aber der Reihe nach: Immerhin 46 Drittligaspiele stehen heute in der Vita des Routiniers, für den alles mit drei Jahren in der G-Jugend des TuS Mayen begonnen hatte. Als U-17-Spieler wurde der damalige Zweitligist TuS Koblenz auf ihn aufmerksam, wo die Konkurrenzsituation allerdings enorm war. Um dennoch erste Einsätze im Aktivenbereich zu bekommen, ließ sich Matuwila zunächst an den Rheinlandligisten SG Eintracht Lahnstein und später auch an seinen Ausbildungsverein TuS Mayen verleihen. Als der Durchbruch in Koblenz auch danach ausblieb, wechselte er mit 20 Jahren zum Westfalen-Oberligisten TuS Erndtebrück. "Das war eine gute Zeit und für mich das Ankommen in der Oberliga", blickt Matuwila zurück.

Um "sportlich den nächsten Schritt zu gehen", schloss sich der Innenverteidiger zwei Jahre später erneut der TuS Koblenz an, die mittlerweile in der Regionalliga gelandet war. Von dort aus ging es weiter zum Nordost-Regionalligisten FC Energie Cottbus. "Das war mit meine beste Fußballzeit", erinnert sich Matuwila heute, der mit Cottbus als Stammspieler in die 3. Liga aufstieg. Nach drei Jahren wollte der Cousin von Ex-Profi José Pierre Vunguidica (aktuell SpVgg Unterhaching) aber wieder näher an seiner Heimat sein und nahm ein Angebot des Drittligisten 1. FC Kaiserslautern an.

Licht und Schatten auf dem "Betze"

Auf dem Betzenberg folgten Licht und Schatten. Der damalige Trainer Sascha Hildmann förderte den robusten Abwehrspieler, während er unter dessen Nachfolger Boris Schommers nicht mehr gefragt war. Da Schommers auch nach Matuwilas halbjähriger Ausleihe an den West-Regionalligisten RW Essen noch im Amt war, wurde dem Deutsch-Angolaner mitgeteilt, dass seine Zeit in Kaiserslautern abgelaufen sei. Im Sommer 2020 stand Matuwila also vor einer sportlich ungewissen Zukunft - und entschied sich für etwas Neues.

Im September folgte der Wechsel nach Angola - zum Erstligisten Petro Atletico de Luanda.„Bis zu diesem Zeitpunkt hatte mein Fokus auf dem deutschen Fußball gelegen. Nun wollte ich meine zweite Heimat Angola und den Fußball dort kennenlernen“, berichtet Matuwila. Das Heimatland seiner Eltern hatte er bis dahin nie besucht, und aufgrund von Corona reiste er nun ganz alleine dorthin. "Es sollte dann aber eine richtig schöne Zeit werden. Endlich konnte ich meine Verwandten, mit denen ich zuvor nur über die modernen Medien kommuniziert hatte, auch in den Arm nehmen."

Nationalspieler für Angola

Vor Ort war Matuwila nun auch für das Trainerteam der Nationalmannschaft "greifbar" und avancierte zum Nationalspieler. So kam es im Rahmen der Afrika-Cup-Qualifikation zu drei Startelf-Einsätzen - zweimal gegen den Kongo (0:0, 0:1) sowie gegen Gambia (1:0). "Plötzlich triffst du auf Gegenspieler, die in europäischen Topligen bekannt sind. Es war alles extrem aufregend", erinnert sich Matuwila, der auch mit seinem Verein gute Ergebnisse erzielte. "Ich möchte diese Zeit nie mehr missen", betont er.

Vor allem habe er in Angola aber gelernt, "die Dinge, die du in Deutschland hast, viel mehr wertzuschätzen. Viele Menschen in Angola sind extrem arm, begegnen dir aber mit einer Freundlichkeit, die dein Herz berührt. Man muss einfach unendlich dankbar sein für das, was man besitzt - auch für seine Gesundheit", stellt Matuwila klar.

Für ihn sei der Schritt zurück nach Deutschland, "wo ich behütet aufgewachsen bin", auch aufgrund von Heimweh der richtige gewesen. Der Kontakt zur Nationalmannschaft Angolas besteht jedoch weiterhin, sodass weitere Einsätze auch künftig nicht ausgeschlossen sind. Wie es in Sachen Vereinsfußball ab Sommer 2023 weitergeht, wenn Matuwilas Vertrag in Homburg ausläuft, müsse noch entschieden werden. "Momentan gilt meine volle Konzentration dem FC, bei dem ich mich sehr wohlfühle", betont er jedenfalls.

Stefan Holzhauser/SM

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