2. Bundesliga

Jetzt zählt's für den Club

Nürnberg: Vorbereitung für die Aufholjagd

Jetzt zählt's für den Club

Michael Oenning

"Da geht's lang!" Michael Oenning startet mit dem Club ohne Kampfansage in die Rückrunde. imago

Frostig präsentierte sich am Samstag beim Trainingsauftakt des 1. FC Nürnberg nur das Thermometer. Bei Temperaturen um minus vier Grad starteten die Schützlinge von Trainer Michael Oenning in die Rückrunde. Eine enorm wichtige Halbserie für den Club, geht es doch um die Weichenstellung für die nächsten Jahre.

Gelingt es, von Platz acht aus eine erfolgreiche Aufholjagd zu starten, die am 24. Mai in eine Aufstiegsfeier mündet, darf der Abstieg 2008 als großer, aber einigermaßen korrigierter Betriebsunfall angesehen werden. Scheitert das Vorhaben, wird es unweigerlich zu finanziellen und personellen Einschnitten kommen. Spieler wie Peer Kluge, Javier Pinola oder Andreas Wolf dürften kaum ein weiteres Jahr in der 2.Liga zu halten sein.

Wir gehen nicht raus und sagen haltet euch fest, jetzt kommen wir.

Trainer Michael Oenning

Eine lautstarke Kampfansage an die Konkurrenz wollen aber weder Oenning noch Sportdirektor Martin Bader formulieren. "Wir gehen nicht raus und sagen haltet euch fest, jetzt kommen wir", sagt Oenning. Die Verantwortlichen sind vorsichtig geworden, zu sehr ist der große Aufstiegsfavorit zu Saisonbeginn auf dem harten Boden der Zweitliga-Realität gelandet. Intern freilich bleibt das große Ziel die sofortige Rückkehr ins Oberhaus. Über die nötige Klasse dafür sollte der Kader verfügen.

Ein Kader, an dessen Stellschrauben bis zum Auftakt beim FC Augsburg nicht mehr stark gedreht wird. Zweiter Abgang nach Marco Engelhardt (KSC) ist Ioannis Masmanidis. Der Mittelfeldspieler reiste am Freitag nach Zypern, um mit Apollon Limassol Gespräche über einen Wechsel zu führen. Der ist nun vollzogen, Masmanidis unterschrieb für eineinhalb Jahre bei Apollon. Dort trifft er auf Trainer Thomas von Heesen, der ihn im Sommer nach Nürnberg gelotst hatte. Auch Mario Breska, Dario Vidosic und Chhunly Pagenburg würde der Verein keine Steine in den Weg legen.

Was wird aus Charisteas?

Etwas anders sieht die Situation bei Angelos Charisteas aus, an dem neben dem FC Bologna weitere italienische und englische Klubs lose interessiert sind. "Wir möchten ihn nicht loswerden, ein Wechsel muss wirtschaftlich passen", sagt Bader, der nach eigener Aussage Ersatz für den Griechen parat hätte.

Rechtsverteidiger Dennis Diekmeier kommt in jedem Fall von Werder Bremen - entweder ablösefrei im Sommer oder sofort. "Eine Einigung mit Werder steht noch aus", so Bader zur Personalie des U-19-Europameisters.

Einerlei, mit seiner Mannschaft arbeitet Oenning ab Montag im türkischen Belek am viel zitierten Feinschliff. "Wir werden nicht viel ausprobieren, dafür ist die Vorbereitung zu kurz", verweist der Trainer auf das schwierige Startprogramm. Die Resultate aus den ersten drei Partien in Augsburg, gegen Kaiserslautern und in Aachen werden vorentscheidend sein, ob der Club ins Aufstiegsrennen eingreifen kann.

Kein Freifahrtsschein für "junge Wilde"

Spielt die Mannschaft wie zum Ende der Hinrunde, ist Optimismus angebracht. Talente wie Dominic Maroh, Mike Frantz, Juri Judt oder Pascal Bieler standen da für den Aufschwung. Einen Freifahrtsschein gegenüber den Etablierten bekommen sie nun freilich nicht. "Es liegt an jedem Einzelnen, sich ins Team zu spielen", schürt Oenning bewusst den Konkurrenzkampf.

Apropos Oenning. Auch für den Trainer geht es um viel. Sein zum Saisonende auslaufender Vertrag ist noch nicht verlängert, den Zeitpunkt für Gespräche in diese Richtung will Bader mit dem Trainer erst noch absprechen. Aufstieg hin oder her, Auftreten und Entwicklung der Mannschaft müssen stimmen, dann steht einer weiteren Zusammenarbeit wohl nichts im Wege. Für den Club wie Oenning gilt: Jetzt zählt's.

Frank Linkesch