Italiens Nationaltrainer Roberto Mancini veränderte seine Startelf nach dem 3:0 gegen die Türkei lediglich auf der Rechtsverteidigerposition: Di Lorenzo spielte für Florenzi (Wadenverletzung, nicht im Kader). Der noch immer nicht bei 100 Prozent Fitness stehende Spielgestalter Verratti fehlte ebenfalls noch.
Der Schweizer Coach Vladimir Petkovic dagegen nahm keine personellen Wechsel vor und vertraute derselben Aufstellung vom 1:1 gegen Wales.
Die Schweiz ging mit breiter Brust in dieses Duell, hatte vom Anpfiff weg durchaus viel Ballbesitz und ließ im 3-4-1-2-System erste Angriffe anrollen. Italien aber stand in einer 4-3-3-Ausrichtung kompakt und hielt die Eidgenossen vom eigenen Strafraum fern. Selbst lauerten die Azzurri auf Umschaltmomente, mit der Idee, mit wenigen Pässen schnell nach vorne zu kommen. Insbesondere die linke Außenbahn mit Antreiber Spinazzola und Dribbler Insigne war hoch frequentiert. Die erste Chance im Stadio Olimpico verbuchten dann auch die immer besser ins Spiel findenden Hausherren: Eine Spinazzola-Flanke köpfte Immobile aus guter Position und mit etwas Rücklage knapp über das Tor (10.).
Erst irregulär, dann spektakulär: Locatelli bringt Italien in Führung
Im weiteren Verlauf wurden die Hausherren in der "Ewigen Stadt" Rom noch aktiver, übernahmen die Spielkontrolle, übten starken Druck aus und durften jubeln - wenn auch (zunächst) nur kurz: Nach einer Insigne-Ecke fiel Chiellini nach robustem wie fairem Einsatz der Ball vor die Füße. Der Innenverteidiger von Juventus traf daraufhin aus der Nahdistanz ins Tor. Doch der deutsche VAR-Referee Bastian Dankert schaltete sich ein und erkannte ein Handspiel von Chiellini im Luftkampf mit Akanji und Xhaka. Der Treffer zählte also nicht (19.). Kurz darauf schied eben jener Chiellini auch noch angeschlagen aus und wurde durch Lazio-Profi Acerbi ersetzt (24.).
Davon unbeeindruckt rannte die Squadra Azzurra allerdings weiter an und ging nur wenig später regulär wie hochverdient in Führung: Berardi ging mit einem unwiderstehlichen Dribbling bis zur Grundlinie durch und flankte dann flach sowie punktgenau auf Locatelli, der aus der Nahdistanz zum 1:0 einschoss und das alles elegant selbst mit eingeleitet hatte (26.).
Die Nati stand nun noch mehr unter Zugzwang, tat sich gegen kompakte Italiener aber weiterhin schwer. Durchschlagskraft? Fehlanzeige! Während Torwart Donnarumma in den ersten 45 Minuten nahezu beschäftigungslos blieb, hatte sein Gegenüber Sommer aufgrund von anrollenden Konterangriffen wesentlich mehr zu tun (33., 40., 42.).
Locatelli hat zu viel Platz und erhöht
Gruppe A, 2. Spieltag
In der zweiten Hälfte begannen die Italiener erneut abwartend, während die Schweizer durch früheres und energischeres Pressing auf Ballgewinne spekulierten. Gegen aufmerksam und entschlossen verteidigende Azzurri aber kamen die Eidgenossen weiterhin kaum durch. Stattdessen präsentierte sich die Squadra effizient und legte mit dem ersten Abschluss im zweiten Durchgang nach: Locatelli war vor dem Strafraum ungedeckt, nahm aus 20 Metern Maß und schoss die Kugel präzise zum 2:0 ins rechte Eck (52.).
Nach einer knappen Stunde reagierte Petkovic und brachte mit Zuber und Widmer frische Kräfte (57.). Mehr Schwung aber verlieh das der Nati nicht. Gleichzeitig blieb Italien durch Konter gefährlich. Die Elf von Mancini glänzte ohnehin mit einer guten Balance aus Defensive und Offensive. Erst nach über einer Stunde fand Joker Zuber eine Lücke, scheiterte in einer Doppelchance aber an Donnarumma (64.).
Immobile setzt noch einen drauf - Italien im Achtelfinale
Jubellauf Nummer 2: Manuel Locatelli (re.) feiert mit Leonardo Bonucci, Nicolo Barella und Jorginho (v.l.). Getty Images
Recht viel mehr aber gelang der Schweiz nicht. Mehr Zug zum Tor entwickelten weiterhin die Italiener, die mit Kontern weiter Torgefahr entfachten (Immobile, 72., 73., 75.) und bis zum Schlusspfiff deutlich spielfreudiger und frischer wirkten. Den Schlusspunkt setzte der unbewachte Ciro Immobile mit einem Aufsetzer aus 18 Metern. Sommer war zwar noch mit den Fingerspitzen dran, konnte aber nicht verhindern, dass der Ball zum 3:0-Endstand im linken Eck einschlug (89.).
Nach zwei Siegen aus zwei Spielen ohne Gegentor steht fest, dass Italien das Achtelfinale der EURO erreicht hat. Zum Abschluss der Gruppenphase geht es für die Squadra Azzurra am Sonntag (18 Uhr) erneut in Rom gegen Wales. Gewaltig unter Druck steht nun die Schweiz nach nur einem Punkt aus zwei Partien. Im Parallelspiel in Baku müssen die Eidgenossen gegen die noch punkt- und torlose Türkei liefern.