WM

Infantino führt die Fußballwelt am Nasenring durch die Manege

Kommentar

Infantino führt die Fußballwelt am Nasenring durch die Manege

Sein Instagram-Beitrag sorgte am Dienstag für Verwunderung: FIFA-Präsident Gianni Infantino.

Sein Instagram-Beitrag sorgte am Dienstag für Verwunderung: FIFA-Präsident Gianni Infantino. IMAGO/PA Images

König Gianni, der Erste, hat seinen Willen bekommen. Der FIFA-Zirkus wird zur Männer-WM 2034 nach Saudi-Arabien reisen. Dass der Weltverband auf seiner Webseite den noch zu führenden Dialog über Mindestanforderungen in den Vordergrund stellt, während Infantino selbst auf seinem Instagram-Kanal die WM in Saudi-Arabien als Quasi-Faktum darstellt, passt ins Bild. Und ist im Endeffekt nur folgerichtig. Es glaubt doch niemand, dass irgendwelche Kriterienkataloge die formal vom FIFA-Kongress zu vollziehende Vergabe an das Königreich noch verhindern. Zumal Geld alles regelt. Siehe die Verlegung der Katar-WM in den Winter: Da ließen sich die großen Klubs aus der ECA mit einer Verdreifachung der Abstellgebühr schmieren.

Wie Blatter damals mit dem Wintervorstoß nutzte Infantino eine intransparente Überrumpelungstaktik. Er führt die Fußballwelt am Nasenring durch die Manege. Dazu gehören aber auch Funktionäre, die das mit sich machen lassen. Unter anderen der DFB-Präsident Bernd Neuendorf, der den mitgliederstärksten Sportfachverband der Welt bekanntlich im FIFA-Rat vertritt. Dessen Haltung ist binnen elf Monaten, seit dem deutschen WM- und One-Love-Binden-Desaster in Katar, von Maximalopposition zu minimalistischer "Ja, aber-Diplomatie" geschrumpft.

Der DFB will sich seine Chance auf die Frauen-WM 2027 nicht verbauen? Ein absurdes Argument

Der DFB, so hört man, wolle sich die Chance auf die Frauen-WM 2027, um die er gemeinsam mit Belgien und den Niederlanden buhlt, nicht verbauen. Ein absurdes Argument. Die gar nicht einmal so breite und prominente Front aus mehreren Nationalverbänden, die erfolgreich gegen die von UEFA-Präsident Aleksander Ceferin - übrigens auch mit Überfalltaktik - forcierte Wiederzulassung russischer Nachwuchsteams agierte und damit zumindest für den Moment für eine Aussetzung des eigentlich bereits vorbesprochenen Entscheids sorgte, hat gezeigt: Wirkungsvolle Oppositionspolitik ist im Weltsport sehr wohl möglich.

Neymar, Benzema und vier Deutsche: Die Sommerwechsel nach Saudi-Arabien