Hamburgs Trainer Bert van Marwijk hatte nach der 0:3-Niederlage in Hoffenheim die Zügel angezogen, unter anderem den freien Trainingstag gestrichen und immer wieder betont, dass sich der HSV in einer schwierigen Situation befindet. Immerhin entspannte sich die Personalsituation: Adler, Djourou und Jansen kehrten zurück und standen anstelle von Drobny, Diekmeier und Tah auf dem Platz. Youngster Tah, dessen Vertrag jüngst ohne Wissen seines Arbeitgebers der Öffentlichkeit zugänglich gemacht worden war, fehlte gänzlich im Kader. Dafür schaffte es der von der Hertha ausgeliehene Lasogga nach Muskelfaserriss zumindest auf die Bank.
Berlins Coach Jos Luhukay musste im Vergleich zur 1:3-Pleite gegen Nürnberg den schmerzhaften Verlust von Kapitän Lustenberger (Muskelfaserriss) hinnehmen. Insgesamt wechselte der Niederländer dreimal: Kobiashvili, Pekarik und Cigerci spielten für eben jenen Lustenberger, Schulz und Ronny (beide Bank).
Der 20. Spieltag
Van Marwijk hatte seine Spieler vor dem so wichtigen Spiel eingeschworen und eine Reaktion gefordert. Zunächst hatte es auch den Anschein, als würde der HSV sich aus der Krise spielen. Jedenfalls präsentierten sich die Nordlichter energisch, motiviert und offensiv ausgerichtet. Rasch kamen die Hausherren zu Feldvorteilen, wussten mit diesen dann aber nichts anzufangen. Es fehlte an Zielstrebigkeit im Spiel nach vorne, sodass Kraft in der Anfangsphase überhaupt nicht einschreiten musste.
Ganz anders zeigte sich die Berliner Hertha, die aus einer abwartenden Haltung heraus nach Ballgewinn ohne Umschweife den Weg nach vorne suchte und sich zudem bei Standards als brandgefährlich entpuppte - dabei insbesondere Ramos, der gefühlt jedes Kopfballduell gewann, nach zwölf Minuten aber nicht genügend Zielwasser getrunken hatte. Zwei Minuten später dann die ganz dicke Chance zur Führung für die "Alte Dame": Nach Foul von Westermann an Hosogai entschied Schiedsrichter Deniz Aytekin umgehend auf Elfmeter, den Ramos verwandeln wollte. Der Kolumbianer scheiterte jedoch mit seinem Schuss aufs rechte Eck an Adler (15.).
Ramos macht alles klar - Leerlauf nach Wiederanpfiff
Mitreißendes Duell: Hamburgs Lam im Zweikampf mit van den Bergh (re.). Getty Images
Wer gedacht hatte, der parierte Strafstoß würde den Hanseaten weiteren Auftrieb geben, der wurde unmittelbar eines Besseren belehrt. Während sich die Hamburger noch über Adlers Glanztat freuten, segelte eine Ecke von rechts in den HSV-Sechzehner. Ramos verlängerte dort per Kopf an den zweiten Pfosten zu Allagui, der aus Nahdistanz das 1:0 markierte (15.). Damit nicht genug, denn der Kolumbianer wollte sich nun ebenfalls in die Torjägerliste eintragen - und tat das dann auch recht eindrucksvoll: In der 23. Minute ließ Ramos Djourou ganz alt aussehen und erhöhte per Kopf auf 2:0, ehe er kurz vor der Halbzeit einen Konter mustergültig abschloss und den 3:0-Halbzeitstand markierte (38.).
Unter Pfiffen verließen die Hamburger, die nach dem 0:1 im Grunde nur noch Alibi-Fußball geboten und keine nennenswerte Gegenwehr geleistet hatten, nach dem Halbzeitpfiff von Aytekin den Rasen, um sich nach dem Seitenwechsel zumindest defensiv stabiler zu zeigen. Das war aber weniger einer stark verbesserten Grundordnung oder gar besserem Zweikampfverhalten zu verdanken, vielmehr der Tatsache, dass die Berliner nicht mehr mit letzter Konsequenz ihre Chancen suchten. Insgesamt hatte der zweite Durchgang nicht allzu viel zu bieten. Die Partie plätscherte lange Zeit ereignislos vor sich hin.
Der HSV schien froh darüber zu sein, nicht mehr Gegentore bekommen zu haben, während die Hertha die komfortable Führung routiniert verwaltete und punktuell über Konter Nadelstiche setzte - Adler war zweimal gegen Ramos zur Stelle (52., 60.).Mit fortschreitender Spieldauer verließen zahlreiche von den ursprünglich 48593 Zuschauern das Stadion. Angst, etwas zu verpassen, hatten sie wohl nicht mehr. Dem war dann auch so, sodass es letzten Endes beim auch in der Höhe verdienten 3:0-Erfolg der Berliner Hertha blieb.
Dem Hamburger SV steht nun eine englische Woche bevor: Am Mittwoch (20.30 Uhr) kommt im DFB-Pokalviertelfinale der FC Bayern zu Besuch, ehe es am Samstag (15.30 Uhr) in Braunschweig weiter ernst wird. Tags darauf (17.30 Uhr) empfängt Hertha BSC den VfL Wolfsburg.