2. Bundesliga

HSV: Der Annäherungsprozess

Baumgarts Maßnahmen greifen, Fans und Mannschaft mit Schulterschluss

HSV: Der Annäherungsprozess

Mannschaft und Trainer kamen sich in ihrem Auftritt am Sonntag sichtlich näher.

Mannschaft und Trainer kamen sich in ihrem Auftritt am Sonntag sichtlich näher. Getty Images

Der Gang zu den Ultras nach dem Aufwärmprogramm war abgesprochen und von beiden Seiten gewollt. "Es war der Wunsch von den Fans und von uns", verrät Ludovit Reis, "es ging darum zu zeigen, dass wir eine Einheit sind." An dieser hat Steffen Baumgart trotz der Pfiffe zuletzt in Düsseldorf (0:2) ohnehin keine Zweifel: "Sie wollten uns zeigen, dass sie unseren Weg mitgehen, und wenn man sich auf eines hier verlassen kann, dann auf die Tribünen."

Reis zeigt sich in ungewohnter Rolle

Noch elementarer waren die sichtbaren Schritte auf dem Platz. Weil sich auch der neue Trainer und seine Spieler angenähert haben. Baumgart hatte auf die Flut von Ausfällen auf der Außenverteidigerposition mit hoher taktischer Flexibilität reagiert: Im Spielaufbau agierte der HSV gegen den kompakten Aufsteiger mit einer Dreierkette und Reis als zweitem Sechser, bei gegnerischem Ballbesitz rückte der Niederländer auf der rechten Seite eine Position nach hinten.

"Ludo", schwärmt Abwehr-Chef Sebastian Schonlau, "hat es richtig gut gemacht. Er war sicher auch überrascht, hat die Rolle aber angenommen." Auch Baumgart ist zufrieden mit der Umsetzung seines taktischen Kniffs, stellt aber klar: "Wir haben ihn nicht als Rechtsverteidiger gesehen, sondern wollten mit einer Dreierkette aufbauen." Und dies sei nicht einmal ausschließlich wegen der Ausfälle geschehen: "Es ging auch darum, gegen einen tiefstehenden Gegner Lücken zu finden."

Wir haben viel von dem umgesetzt, wie ich mir ein Fußballspiel vorstelle.

Steffen Baumgart

Am Sonntag fand der HSV die Lücken immer wieder, spielte vor allem im ersten Durchgang einen klaren und schnörkellosen Stil, der Baumgarts Vorstellungen deutlich näher kommt als noch die ersten drei Spiele unter seiner Anleitung. "Es gibt nicht meinen Fußball", betont der 52-Jährige zwar, nennt aber gewisse Grundprinzipien: "Ich möchte offensiv spielen, das haben wir gemacht. Ich möchte Chancen herausspielen, das haben wir gemacht, und ich möchte zweite Bälle gewinnen, auch das haben wir gemacht. Damit haben wir viel von dem umgesetzt, wie ich mir ein Fußballspiel vorstelle."

Und die Spieler bestätigen, dass ihnen dies mittlerweile leichter fällt. "Natürlich braucht es etwas Zeit, wenn ein neuer Trainer kommt und eigene Ideen reinbringt", erklärt Schonlau, "aber es war zu sehen, dass wir viele Wege in die Tiefe gemacht haben, dass wir deutlich schneller als zuletzt vor die Box gekommen sind." Dass sich dieser Annäherungsprozess zudem in einem deutlichen und im Aufstiegskampf elementaren Sieg widergespiegelt hat, "ist gut für unser Gefühl", verrät der Kapitän. Denn: "Wir haben gewonnen, und das noch dazu auf die Art und Weise, die der Trainer vorgibt." Dass dieser zudem mit der kleinen taktischen Veränderung um Reis große Wirkung erzielte, stärkt den Glauben, dass die Annäherung nachhaltig sein könnte.

Sebastian Wolff

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